Bösartige Appendizitis: Welche Patienten sind gefährdet?

Maligne Ursachen einer akuten Appendizitis sind selten, aber nicht ausgeschlossen. US-Mediziner haben untersucht, welche besonderen Merkmale diese Untergruppe von Patienten aufweist. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Lymphoide Hyperplasie und Kotsteine sind häufige Ursachen akuter Entzündungen der Appendix vermiformis. In seltenen Fällen – die in der Literatur verzeichneten Anteile schwanken zwischen 0,5% und 1,7% der entnommenen Appendices – kann eine Krebserkrankung hinter den Beschwerden stecken. Neuroendokrine Tumoren und Adenokarzinome sind dabei die dominanten Erscheinungsformen. Ein Team um den Chirurgen Leon Naar vom Massachusetts General Hospital in Boston hat die Vermutung überprüft, dass bestimmte Patientenmerkmale und Eigenarten der klinischen Präsentation das Risiko für eine maligne Appendizitisursache erhöhen. Naar und Kollegen bezogen in ihre Studie prospektiv erhobene, in einem Appendizitisregister hinterlegte Multizenterdaten von knapp 3300 Patienten im medianen Alter von 38 Jahren ein, die sich in den Jahren 2017 und 2018 einer Appendektomie hatten unterziehen müssen. Der Appendixdurchmesser ist ein Risikofaktor Eine maligne Appendizitisursache fand sich bei 1,5% der Patienten: Adenokarzinome (60,4%), neuroendokrine Tumoren (37,5%) und Lymphome (2,1%). Die univariate Analyse ergab ein signifikant höheres Alter der Appendizitispatienten mit Malignom im Vergleich zu jenen mit rein entzündlicher Ursache (56 vs. 37 Jahre). Sie hatten zudem länger Beschwerden gehabt (36–41 vs. 18–23 Stunden) und häufiger phlegmonöse Veränderungen in der Bildgebung gezeigt. Als unabhängigen Risikofaktor identifizierte die multivariable Analyse einzig den Durchmesser der Appendix in der Computertomografie: Je zusätzlichen Millimeter stieg die Malignomwahrscheinlichkeit um 6%. In der Kombination aus Alter und Durchmesser ergab sich für Patienten bis zu einem Alter von 40 Jahren und einem Durchmesser der Appendix von maximal 1 cm ein Malignitätsrisiko von 0,97%. Patienten über 40 mit einer Appendix von mehr als 1 cm Durchmesser wiesen hingegen mit 2,95% ein etwa dreimal so hohes Risiko auf. Wichtig ist dieser Befund nicht zuletzt deshalb, weil das nichtoperative Management akuter Appendizitiden sich inzwischen etabliert hat und nicht wie früher schon jeder Verdachtsfall auf dem Operationstisch zu liegen kommt. Strittig ist hingegen, ob nach erfolgreichem konservativem Vorgehen eine Intervallappendektomie vorgenommen werden sollte. Laut Naar und Mitarbeiter sollten ihre Studienresultate in die Beratung von Patienten einfließen: „Womöglich wäre es angebracht, Appendizitispatienten über 40 mit einer mehr als 10 mm durchmessenden Appendix nach dem nichtoperativen Management einer Screeningkoloskopie und einer Intervallappendektomie zu unterziehen.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Merkmale weisen Patienten auf, deren Appendizitis auf einen malignen Tumor zurückgeht? Antwort: Das Risiko für eine maligne Appendizitisursache wächst mit dem Durchmesser der Appendix im CT. Im Alter über 40 bedeutet ein Durchmesser von mehr als 1 cm ein Malignitätsrisiko von rund 3%, verglichen mit 1% bei Patienten unter 40 mit einem Appendixdurchmesser von weniger als 1 cm. Bedeutung: Ältere Appendizitispatienten mit größeren Durchmessern der Appendix sollten nach konservativer Behandlung womöglich koloskopiert und einer Appendektomie zugeführt werden. Einschränkung: Die Zahl der Studienpatienten, speziell der Appendizitispatienten mit malignen Tumoren war relativ gering; das Alter ließ sich wohl auch deshalb nicht als unabhängiger Risikofaktor überführen.

Springer Medizin

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