Abklärung einer progredienten Okklusionsstörung

Geschildert wird der Fall eines 61-jährigen Patienten, der wegen stärkster Kiefergelenkbeschwerden mit neuralgiformer Schmerzsymptomatik lange Zeit ohne Erfolg medikamentös (Carbamazepin) behandelt wurde. Aufgrund einer sich über ein halbes Jahr progredient entwickelnden Okklusionsstörung erfolgte die Abklärung mittels MRT. In der Bildgebung zeigte sich eine Raumforderung im Bereich des linken Kiefergelenks. Ihre Diagnose? Direkt zur Auflösung! Anamnese Ein 61-jähriger Patient ohne internistische Erkrankungen berichtete bei Primärvorstellung von attackenartig auftretenden (10–12 Attacken pro Tag, Dauer 10 min) stärksten, stechenden Schmerzen im linken Kiefergelenk (WHO-Schmerzskala 8–9). Diese Schmerzen bestehen nach Angaben des Patienten seit ca. 1 Jahr und sind durch Kauen und Sprechen auslösbar (triggerbar). Unter dem klinischen Verdacht einer Trigeminusneuralgie (V2) erfolgte die Behandlung der Schmerzen medikamentös (Carbamazepin 1000 mg/Tag) ohne Besserung der klinischen Symptomatik. Vor einem halben Jahr bemerkte der Patient erstmalig die Entwicklung einer Okklusionsstörung mit einem zunehmenden frontal offenen Biss und einer Seitenabweichung des Unterkiefers nach rechts. Die konservative Behandlung (Aufbissschiene, Physiotherapie) führte auch hier zu keiner Besserung der klinischen Symptomatik, sodass der Patient sich zur weiteren Abklärung vorstellte. Klinischer Befund Zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung zeigte sich weder eine Schwellung der Gesichtsweichteile noch waren Entzündungszeichen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich festzustellen. Bei Palpation des linken Kiefergelenks gab der Patient stechende Schmerzen an. Die aktive Mundöffnung war schmerzhaft, aber uneingeschränkt (SKD 40 mm) unter Seitenabweichung des Unterkiefers möglich. Bei Einnehmen der habituellen Okklusion fand sich eine mandibuläre Mittellinienabweichung von 5 mm nach rechts, eine Kreuzbisssituation im Molarengebiet rechts und ein frontal offener Biss. Diagnostik Die durchgeführte Diagnostik ergab folgende Befunde: Neurologische Untersuchung, sensorisch evozierte Potenziale (SEP): Reflexstatus und Trigeminus-SEP normal. Orthopantomogramm P1 (Normalaufnahme) und P6 (Kiefergelenke lateral bei geschlossenem und geöffnetem Mund): Kiefergelenke stehen beidseits in den Gelenkpfannen (Abb. 1a); geringe Gelenkspaltvergrößerung links (Abb. 1b). 1) Orthopantomogramm. a Normalaufnahme (P1), b Kiefergelenke lateral bei geschlossenem und geöffnetem Mund (P6) Springer Medizin × T2-gewichtete MRT-Aufnahme: intrakapsuläre, signalreiche, scheibenförmige Raumforderung (25×7 mm) im Bereich des dorsalen Diskusrandes im linken Kiefergelenk (Abb. 2); kein Nachweis einer knöchernen Destruktion oder Infiltration. 2) T2-gewichtete MRT-Aufnahme mit Darstellung einer signalreichen Raumforderung am Hinterrand des Discus articularis links. Springer Medizin × Chirurgische Exploration: unveränderte Erscheinung der kranialen Fläche des Discus articularis. Nach Eröffnen des unteren Gelenkspaltes Darstellung einer scheibenförmigen Raumforderung im Bereich der Unterseite des Discus articularis (Abb. 3, 4). Pathohistologische Schnellschnittuntersuchung: spindelzelliger mesenchymaler Tumor. 3) Intraoperative Darstellung der Raumforderung im Bereich des unteren Gelenkspalts. Springer Medizin × 4) Darstellung des Tumorpräparats mit Aufsicht auf die kraniale Fläche des Discus articularis (kleine Pfeile). Der Tumor findet sich am Hinterrand (großer Pfeil) im Bereich der Diskusunterseite Springer Medizin × Wie lautet Ihre Diagnose? Ob Sie mit Ihrer Vermutung richtig liegen, lesen Sie hier!

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