Erschienen in:
01.02.2010 | Originalien
Ablatio retinae bei Kindern und Jugendlichen
Ätiologie und Risikofaktoren
verfasst von:
Dr. C. Bier, A. Kampik, A. Gandorfer, O. Ehrt, G. Rudolph
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Ablatio retinae tritt im Kindes- und Jugendalter selten auf, stellt aber eine ernsthafte Visusbedrohung für die Betroffenen dar. Es sollen Ätiologie und Risikofaktoren der Ablatio retinae bei Kindern und Jugendlichen bis zum 20. Lebensjahr dargelegt werden.
Patienten und Methoden
Es wurde ein Kollektiv von 259 Patienten (278 Augen) ausgewählt, die ein- oder beidseitig an Ablatio retinae erkrankt waren, zum Zeitpunkt der erstmaligen Diagnosestellung am zuerst bzw. einzig erkrankten Auge nicht älter als 20 Jahre waren und wenigstens einmal im Zeitraum 1/1980 bis einschließlich 10/1998 an der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München operativ versorgt wurden. Dieses Patientenkollektiv wurde retrospektiv hinsichtlich der medizinischen Vorgeschichte untersucht. Es wurde die Gruppe der zuerst bzw. einzig erkrankten Augen (259 Augen) betrachtet und noch einmal gesondert die Gruppe derjenigen Augen, deren Partnerauge ebenfalls an Ablatio retinae erkrankte (56 Augen).
Ergebnisse
72% der 259 Patienten waren männlich. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose lag bei 13,5 Jahren. In der Vorgeschichte wiesen 27,8% der Patienten eine Systemerkrankung auf, wobei Fehlbildungen am häufigsten vertreten waren. Als okuläre Vorerkrankung trat das okuläre Trauma mit 52,9% am häufigsten auf, gefolgt von okulären Fehlbildungen und Entwicklungsanomalien, insbesondere der Myopie mit 37,5%. Bei 58,7% der Patienten fand sich am Partnerauge eine zur Netzhautablösung disponierende pathologische Veränderung, und 10,8% der Patienten erkrankten beidseits an Ablatio retinae. In der Gruppe der beidseits an Ablatio retinae erkrankten Patienten fiel hinsichtlich der Ätiologie die hohe Assoziation zu Systemerkrankungen (67,9% der Patienten) sowie zu Entwicklungsanomalien und Fehlbildungen auf, die sowohl in der systemischen als auch okulären Vorgeschichte am häufigsten auftraten.
Schlussfolgerungen
Für die Netzhautablösung im Kindes- und Jugendalter bestätigen sich das okuläre Trauma und die Myopie als wesentliche Risikofaktoren. Die hohe Assoziation zu Entwicklungsanomalien und deren besonders hohe Inzidenz in der Gruppe beidseitig erkrankter Patienten machen eine genetische Komponente der Ablatio retinae wahrscheinlich.