G-BA reaktiviert die telefonische Krankschreibung

Der Bundesausschuss kehrt angesichts der Pandemie-Entwicklung zur Option der Telefon-AU zurück. Allerdings gilt die Regelung nur bis 30. November. Patientenvertreter im G-BA hätten sich mehr gewünscht. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Corona-Sonderregelung für eine telefonische Krankschreibung, die bis Ende Mai gegolten hatte, wieder aktiviert. Bei seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der Bundesausschuss die Telefon-AU befristet bis 30. November 2022. Damit fällt der Geltungszeitraum deutlich kürzer aus als ursprünglich diskutiert. Die Regelung tritt, falls sie nicht vom Bundesgesundheitsministerium beanstandet wird, mit Wirkung vom 4. August an in Kraft. Vertragsärztinnen und -ärzte können somit GKV-Versicherte mit leichten Atemwegserkrankungen telefonisch wieder bis zu sieben Tage krankschreiben. Eine einmalige Verlängerung der AU kann telefonisch für weitere sieben Kalendertage ausgestellt werden. Dem Beschluss stimmten alle Bänke im Bundesausschuss zu. Die Telefon-AU wird damit nicht, wie etwa von Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt gefordert, in die Regelversorgung überführt. Die Patientenvertreter im G-BA hätten sich nach eigenen Angaben eine längere Geltung über den 30. November hinaus gewünscht, begrüßten eine bundeseinheitliche Regelung aber ausdrücklich. „Die Patientenvertretung hat sich immer klar für eine Fortführung der telefonischen Krankschreibung ausgesprochen, umso mehr freuen wir uns über diesen Beschluss“, teilte Marion Rink mit, Sprecherin der Patientenvertretung im Unterausschuss Veranlasste Leistungen. Hecken: „Föderales Durcheinander verhindert“ Der G-BA-Vorsitzende Professor Josef Hecken hatte in der Sitzung für ein einheitliches Vorgehen plädiert, das ein „föderales Durcheinander“ verhindert. „Wir wollen volle Wartezimmer in Arztpraxen und das Entstehen neuer Infektionsketten vermeiden“, so Hecken. Die relativ kurze Geltungsfrist erlaube es dem zuständigen Unterausschuss, die Entwicklung der Inzidenzen zu verfolgen und eine Folgeregelung für die Zeit nach dem 30. November intensiv zu beraten. Auch KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel bezeichnete im G-BA-Plenum die am Donnerstag verabschiedete Regelung als „abgewogen“. Niedergelassene Ärzte müssen sich den Vorgaben zu Folge persönlich vom Zustand des Patienten durch eine eingehende telefonische Befragung überzeugen. Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes, mahnte, dass allein der Arzt entscheiden dürfe, ob eine telefonische AU im konkreten Fall vertretbar ist oder nicht. „Es handelt sich um eine Telefon-AU-Möglichkeit, nicht um eine Telefon-AU-Pflicht“, betonte Weigeldt. Er forderte, dass dieses Instrument nach dem 30. November „dauerhaft und mit einer fairen Vergütung in die Regelversorgung überführt wird.“ Dass die Telefon-AU nur als Sonderregelung fortgesetzt wird, stößt bei Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, auf Unverständnis. Die Bundesregierung und alle namhaften Experten erwarteten für Herbst und Winter eine angespannte Corona-Lage. Insofern greife die G-BA-Entscheidung zu kurz – die Telefon-AU bei leichten Atemwegserkrankungen müsse zur Dauerregelung werden. Und diese dürfe „nicht immer wieder zur Debatte stehen, weil sie sich bewährt hat“, forderte Storm. Quelle: Ärzte Zeitung

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