So kommen Dermatologen mit RLV und QZV zum Ziel

Seit Anfang Juli werden beim Ärztehonorar die Bestandteile neu vermischt. Die Baustelle ist dadurch nicht übersichtlicher geworden – jede KV mischt auf ihre eigene Weise. Lesen Sie, worauf Sie beim RLV-Bescheid achten müssen und wie Sie als Dermatologe mit den neuen Abrechnungsmodalitäten am besten umgehen. Die RLV-Bescheide für das dritte Quartal 2010 sind inzwischen verschickt worden. Vielen Vertragsärzten dürfte beim Lesen der Schreck in die Glieder gefahren sein: Die RLV sind bei vielen Arztgruppen wesentlich niedriger als im letzten Quartal. Aber Vorsicht: Der Vergleich der RLV vom dritten Quartal 2009 mit den Werten von 2010 ist nicht ohne Weiteres möglich. Zum 1. Juli hat sich das Honorarsystem nämlich grundlegend geändert. Neu ist: Zusätzlich zu den RLV gibt es jetzt – wie berichtet – statt der bisher „freien Leistungen“ und des Fallwertzuschlages für Teilradiologie qualifikationsgebundene Zusatzvolumina (QZV). Ausschlaggebend ist die Gesamtsumme Der RLV-Wert allein sagt im neuen Honorarzeitalter nicht mehr viel aus. Wenn Sie feststellen wollen, ob Sie mehr oder weniger Honorar als bisher bekommen, ist die Gesamtsumme ausschlaggebend. Das heißt: Addieren Sie die Werte des RLV und der QZV des RLV-Bescheides III/2010, und vergleichen Sie diese Zahl mit dem RLV III/2009 plus der Honorarsumme für diejenigen freien Leistungen, die in der neuen Systematik als QZV ausgewiesen sind. Das neue System erinnert an die alten Praxisbudgets Ein wenig fühlt man sich an die Zeiten der „Praxisbudgets“ erinnert: Die Summe aus RLV und QZV ist die Abrechnungsobergrenze, oberhalb derer die Leistungen nur noch abgestaffelt honoriert werden. Doch auch 2010 gibt es für Sie noch zusätzliche Einnahmequellen durch Leistungen, die Sie außerhalb der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) erbringen – wie Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, ambulante Operationen und belegärztliche Leistungen. Wie viel Honorar Sie dafür bekommen, hängt allein von Ihnen ab. Denn diese Leistungen sind unbudgetiert. Die Unterschiede zwischen den QZV-Werten sind enorm Die Unterschiede zwischen den QZV-Werten der verschiedenen KVen sind enorm. Das liegt an den unterschiedlichen Berechnungsverfahren, die angewendet werden. Ein Blick auf den RLV-Bescheid verschafft Ihnen Klarheit: Dort sehen Sie, wie das QZV für Ihre Fachgruppe berechnet wurde: nach Leistungsfall oder nach RLV-Fall. So bekommen Dermatologen je nach Berechnungsweise für eine psychosomatische Grundversorgung völlig andere QZV-Werte: In der KV Bayerns sind es fast 16 Euro, allerdings nur für die tatsächlich abgerechneten Leistungsfälle, in der KV Nordrhein (KVNo) dagegen gerade einmal 0,31 Euro – aber für alle RLV-Fälle des Arztes. Der RLV-Wert für Dermatologen in der KVNo beträgt 12,85 Euro Bei der RLV-Fall-Lösung – also beispielsweise in der KV No – wird der QZV-Wert mit den RLV-Fällen aus dem Vergleichsquartal im Jahr 2009 multipliziert. Konkret: Ein Dermatologe, der 800 RLV-Fälle in III/2009 abgerechnet hat, und bei dem nun in der KVNo der QZV-Wert für Psychosomatik bei 0,31 Euro liegt, würde zusätzlich zum RLV (RLV-Wert für Dermatologen in der KVNo: 12,85 Euro) ein QZV Psychosomatik in Höhe von 248 Euro (800 RLV-Fälle x 0,31 Euro) erhalten. Bei der Leistungsfall-Lösung sieht die Rechnung ganz anders aus. Ein Beispiel aus der KV Bayerns: Hat ein Dermatologe im 3. Quartal 2009 bei der pychosomatischen Grundversorgung 15 Fälle angesetzt (bei einem QZV-Wert von 15,93 Euro), bekommt er ein QZV Psychosomatik in Höhe von 238,95 Euro zugesprochen (15 Leistungsfälle x 15,93 Euro). QZV und RLV können miteinander verrechnet werden Dieser Vergleich macht deutlich, wie unterschiedlich das QZV Psychosomatik berechnet wird. Neu ist auch: Anders als bei der bisherigen Abrechnungsweise können jetzt die verschiedenen QZV auch untereinander und mit dem RLV verrechnet werden. Neben der KV-Nordrhein haben sich auch die KVen Westfalen-Lippe, Hessen und Bremen für die RLV-Fallbezogene Lösung entschieden, die KV Hamburg hat wie die KV Bayerns die Leistungsfall-Lösung gewählt. In der KV Nordrhein gibt es nur sechs QZV für Dermatologen Von KV zu KV unterschiedlich ist die Zahl der möglichen QZV für Dermatologen. In der KVNo gibt es nur sechs QZV: Dermatologische Lasertherapie, Phlebologie, praxisklinische Beobachtung und Betreuung, psychosomatische Grundversorgung, Sonografie und Ulcus crusis. Die Werte für diese QZV bewegen sich im Cent-Bereich, für die praxisklinische Beobachtung und Betreuung sind sogar nur 9 Cent angesetzt. Aber den Ärzten wird hier ein QZV zugesprochen, das sich an der Zahl ihrer RLV-Fälle orientiert. So bekommt ein Dermatologe, der nur eine einzige psychosomatische Grundversorgung im 3. Quartal 2009 abgerechnet hat, bei gleicher RLV-Fallzahl genauso viel wie einer, der 50 Fälle abgerechnet hat. In der KVNo sind auch einige der vom Bewertungsausschuss vorgeschlagenen 20 QZV mit dem RLV zusammengelegt worden, beispielsweise Allergologie, Hyposensibilisierungsbehandlung, dringende Besuche und unvorhergesehene Inanspruchnahme. Ganz anders in der KV Bayerns: Sie weist für Dermatologen 18 QZV aus, darunter Allergologie und Hyposensibilisierungsbehandlung, Dringende Besuche, Phlebologie, Sonografie, unvorhergesehene Inanspruchnahme und Kleinchirurgie. Diese QZV werden in Bayern leistungsfallbezogen abgerechnet und liegen deshalb weit über den Werten in der KVNo: Psychosomatische Grundversorgung wird mit 15,93 Euro pro Leistungsfall honoriert, für das QZV Allergologie und Hyposensibilisierungsbehandlung gilt ein Fallwert von 37,71 und für Kleinchirurgie bekommen Dermatologen ein QZV von 16,73 Euro. Es gibt noch Möglichkeiten, das Honorar zu steigern Egal, welche Berechnung Ihre KV anwendet: Überlegen Sie, bei welchen Leistungen (QZV) Ihre Praxis Reserven hat, und nutzen Sie sie geschickt aus. Beachten Sie dabei, dass in der Regel die gesamten QZV und das RLV untereinander verrechnungsfähig sind. Ein nicht aufgebrauchtes QZV kann auch mit dem überschrittenen RLV verrechnet werden bzw. ein oder mehrere überschrittene QZV können mit nicht ausgefüllten QZV verrechnet werden. Das heißt für Sie: Rechnen Sie jede Leistung exakt und vollständig ab – vor allem, wenn in Ihrer KV Leistungsfall-bezogen abgerechnet wird. Aber auch, wenn die RLV-Fall-Lösung angewandt wird, gilt: Wenn Sie auf Dauer bestimmte QZV für ihre Praxis sichern wollen, dann müssen Sie die betreffende Leistung mindestens einmal in jedem Quartal erbringen und abrechnen. Für mache QZV – zum Beispiel die Sonografie – brauchen Sie natürlich auch eine Genehmigung der KV. Das Bezugsquartal ist für QZV das Vorjahresquartal. Also ist das dritte Quartal 2009 das Bezugsquartal für das aktuelle Quartal. Wer im laufenden Quartal eine Leistung aus dem QZV erbringt, sichert sich damit die Zuteilung dieses QZV für III/2011. Prävention und ambulante Op werden nicht budgetiert Bedenken Sie auch: Nicht alle Leistungen bei GKV-Patienten fallen unter die neuen QZV und sind damit budgetiert. Manche Leistungen, die schon bisher außerhalb der MGV ohne Mengenbegrenzung zu festen Preisen honoriert wurden, bleiben auch weiter draußen. Für Dermatologen heißt das: Für präventive Leistungen wie das Hautkrebsscreening oder für ambulante Operationen und belegärztliche Leistungen gibt es weiter einen festen Euro-Satz ohne Mengenbegrenzung. Hier liegen also für Sie Möglichkeiten, Ihr Honorar zu steigern. Die Vergütung dafür ist nämlich – zurzeit – nicht budgetiert. Labor, Kostenpauschalen und Notfalldienst sind Ausnahmen Auch im neuen Honorarzeitalter gibt es Ausnahmen: So werden Laborleistungen, Kostenpauschalen und Leistungen im organisierten Notfalldienst außerhalb von RLV und QZV vergütet. Die meisten KVen haben sich dazu entschlossen, ein festes Honorarvolumen für diese Leistungen vorab zu kalkulieren und als Honorartopf zu reservieren. Was passieren soll, wenn dieses Volumen durch alle abrechnenden Ärzte überschritten wird, ist in vielen KVen noch nicht geklärt. Gehören Sie zu denjenigen Dermatologen, deren RLV für das dritte Quartal 2010 dramatisch gesunken ist und die besondere Praxisschwerpunkte haben? Dann sollten Sie prüfen, ob es für Sie sinnvoll ist, einen Antrag auf Praxisbesonderheit zu stellen. Nach dem alten System konnte ein Arzt eine Erhöhung seines RLV beantragen, wenn aus einer Praxisbesonderheit eine Überschreitung des durchschnittlichen Fallwertes der Fachgruppe um mindestens 30 Prozent resultierte. Das heißt, Ärzte, die besondere Leistungsbereiche erbringen, die aber in das RLV fallen, konnten eine Praxisbesonderheit und damit ein höheres RLV beantragen. Praxisbesonderheiten gibt es auch im neuen System Auch nach der Honorarreform können weiter Praxisbesonderheiten berücksichtigt werden. Verzichtet wird jetzt auf die Festlegung eines Grenzwertes. Es lohnt sich für Sie also zu prüfen, welche Leistungen aus dem RLV Sie überdurchschnittlich erbringen (z.B. Allergologie in der KVNo). Dafür können Sie Praxisbesonderheiten beantragen. So kommen Praxisgründer an ihre QZV Haben Sie eine Praxis gegründet oder übernommen? Dann sollten Sie sich mit den Honorarverträgen Ihrer KV mit den Krankenkassen vertraut machen. In mancher Region müssen die Neu-Einsteiger nämlich erst einmal in Vorleistung gehen, wollen sie sich mögliche qualifikationsbezogene Zusatzvolumina (QZV) der Arztgruppe sichern. So etwa in Bayern: Neu-Einsteigern wird am Anfang ein QZV in Höhe von null Euro zugeteilt. Erbringen Sie als Nachwuchsarzt allerdings Leistungen aus dem QZV-Katalog Ihrer Fachgruppe, werden sie Ihnen nach Eingang der Abrechnung bei der KV auch je Leistungsfall anerkannt. So ähnlich handhabt dies auch die KV Westfalen Lippe. In der KV Nordrhein dürfen Sie als Neustarter zwölf Quartale lang zunächst mit dem arztgruppendurchschnittlichen RLV oder dem RLV des Vorgängers arbeiten. Bei den QZV wird analog verfahren. Für Jungärzte – in Bayern sind das Ärzte, die noch nicht länger als 20 Quartale niedergelassen sind, ist die Durchschnittsfallzahl der Fachgruppe aus dem Vorjahresquartal ausschlaggebend. Diese Zahl wird ihnen zugewiesen. Für neu gegründete Berufsausübungsgemeinschaften gelten in den meisten KVen arztbezogen die jeweiligen Werte aus den eigenen Vorquartalen fort. Außerdem gelten bis Ende 2010 die alten Zuschlagsregeln für Gemeinschaftspraxen und MVZ. Lesen Sie dazu auch:So leicht kommen junge Ärzte nicht an die QZV

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