Zur Therapie einer Hidradenitis suppurativa / Acne inversa wird die Kombination aus Rifampicin und Clindamycin nur etwa für zehn bis zwölf Wochen eingesetzt. Laut einer aktuellen Studie kann die Behandlung aber auch danach fortgesetzt werden, da das Risiko für Nebenwirkungen nur in den ersten Wochen der Therapie erhöht ist [1].
Die aktuelle S1-Leitlinie (wird gerade überarbeitet) empfiehlt bei Hidradenitis suppurativa / Acne inversa unter anderem eine systemische Therapie mit Clindamycin und Rifampicin [2]. Normalerweise dauert das Behandlungsschema nicht länger als zehn bis zwölf Wochen an. Unklar ist, ob die Kombitherapie auch über einen längeren Zeitraum hin angewendet werden kann.
Die Autoren einer neuen Studie durchsuchten die Literatur nach Hinweisen zur Sicherheit der Kombitherapie [1]. Da sie keine Langzeitstudien fanden, beschränkten sie sich auf unter anderem Packungsbeilagen und Produktzusammenfassungen. Als zweite Quelle dienten Ärzte – neun amerikanische Dermatologen, zwei britische Dermatologen und ein deutscher Dermatologe –, die nach Sicherheitsrisiken der Kombianwendung gefragt wurden. Hauptsächlich äußerten die Mediziner dabei Bedenken zur Langzeitanwendung, zu Wechselwirkungen und zu Enzyminduktionen. Eine Literatursuche nach Leberschäden und einer interstitiellen Nephritis sowie Wechselwirkungen (Rifampicin) oder Daten zur ambulant erworbenen Clostridioides difficile-Infektion (CA-CDI) (Clindamycin) rundete die Studie ab.
Rifampicin: Auswirkungen auf die Leber und Niere
Bei zehn bis 20% der Patienten verursachte Rifampicin einen Anstieg der Leberenzyme, die aber normalerweise keinen Abbruch der Therapie oder eine Dosisanpassung zur Folge hatten. Das Antibiotikum führte zu Beginn der Therapie zu einer Erhöhung des Bilirubins, das aber wieder auf den Ausgangswert sank. Die Autoren fanden ebenfalls Berichte über Leberschäden. Diese traten normalerweise in den ersten ein bis sechs Wochen auf. Nach Absetzen der Therapie erholte sich die Leber wieder; vereinzelt wurde aber auch über Todesfälle berichtet. Die Autoren folgern aus diesen Daten, dass das Risiko von Rifampicin-induzierten Leberschäden in den meisten Fällen nach zehn Wochen nicht mehr erhöht ist.
Rifampicin kann ein akutes Nierenversagen verursachen, die Prognose ist aber normalerweise gut. Das Nierenversagen wird als eine Hypersensitivitätsreaktion angesehen und ist, nach Absetzen von Rifampicin und Einleiten einer geeigneten Therapie, reversibel. Es gibt laut Autoren keine Hinweise darauf, dass eine Therapie über zehn Wochen hinaus das Risiko für ein Nierenversagen steigert.
Clindamycin: CA-CDI-Risiko erhöht
Mehrere Metaanalysen deuten darauf hin, dass Clindamycin tatsächlich das Risiko einer CA-CDI erhöht. Allerdings wurde in den Studien keine Langzeitanwendung untersucht.
Die Autoren fanden ebenfalls keine Studien, welche die Langzeittherapie von Rifampicin in Kombination mit Clindamycin adressierten. Rifampicin alleine wird jedoch beispielsweise bei Tuberkulose für sechs Monate gegeben, eine einjährige Anwendung kann ebenfalls vorkommen. Bei Clindamycin ist die Situation etwas anders, denn Studien zu Langzeitanwendungen sind nur selten in der Literatur zu finden.
Fazit
Basierend auf ihrer Literatursuche sehen die Autoren keinen Grund, eine Therapie mit Rifampicin und Clindamycin nach zehn Wochen abzubrechen. Leberschäden und Enzyminduktionen entstehen schon zu Beginn der Therapie. Die Langzeittherapie mit Rifampicin sei daher relativ sicher. Für Clindamycin gibt es kaum Langzeitdaten, allerdings wird das Antibiotikum sehr schnell zu subtherapeutischen Konzentrationen abgebaut, die die Autoren als nicht schädlich erachten. Das Risiko für Nebenwirkungen sei daher für die Kombinationstherapie nur in den ersten Wochen erhöht.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Ist es möglich, Clindamycin und Rifampicin auch länger als zehn Wochen für die Behandlung einer Hidradenitis suppurativa / Acne inversa sicher anzuwenden? Antwort: Eine Literatursuche lieferte keine Hinweise darauf, dass die Kombinationstherapie nach zehn Wochen als unsicher anzusehen ist. Bedeutung: Das Risiko für Nebenwirkungen ist laut Autoren nur in den ersten Wochen erhöht. Die Behandlung kann daher auch länger als zehn Wochen erfolgen. Einschränkungen: Über die zwei Patienten, die eine CA-CDI entwickelten, gibt es keine Informationen. Es liegen außerdem immer noch keine Langzeitdaten zur Kombinationstherapie aus Rifampicin und Clindamycin vor. |