Acne inversa: verbesserte Versorgung in spezialisierten Zentren

Patientinnen und Patienten mit Acne inversa erhalten ihre Diagnose erst mit einer Verzögerung von durchschnittlich sieben Jahren. So wird die Erkrankung häufig auch nicht adäquat behandelt. In Deutschland hat man nun spezialisierte Acne-inversa-Zentren (AiZ) gegründet. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Aufgrund eines unzureichenden ambulanten Versorgungsnetzes ist die zentrale Anlaufstelle von Patientinnen und Patienten mit Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) meist die Notaufnahme oder die Hausarztpraxis, die mit der Erkrankung meistens nicht vertraut sind. Die wenigen Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Acne inversa befinden sich vor allem in spezialisierten Kliniken, zu denen die Patienten oft nur begrenzt Zugang haben. Deshalb wurden in Deutschland AiZ gebildet, in denen die Betroffenen nach einem strukturierten, interdisziplinären Behandlungsplan therapiert werden, der unter anderem auf aktuellen europäischen Leitlinien beruht. Dafür wurde das Projekt EsmAiL ins Leben gerufen. EsmAiL steht für: Evaluation eines strukturierten und leitlinienbasierten multimodalen Versorgungskonzepts für Menschen mit Acne inversa. Es handelt sich um eine multizentrische, prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie, an der 553 Erwachsene mit Acne inversa teilnahmen. Einschlusskriterien waren mindestens drei entzündliche Läsionen und mittel- bis hochgradige Auswirkung der Erkrankung auf die Lebensqualität, gemessen an dem dermatologischen Lebensqualitätsindex (DLQI) von > 5. Die Personen der Interventionsgruppe (n = 274) wurden unter anderem mit der LAight®-Therapie behandelt, einer Kombination aus intensiv gepulstem Licht und Radiofrequenz. Ein weiterer Fokus lag auf Patientenschulungen, verbesserter Schmerzbehandlung und Pflege der Abszesse und Fisteln. Weitere wesentliche Aspekte der AiZ-Versorgung sind die standardisierte Qualifizierung der therapeutischen Teams, die Erstellung eines koordinierten Therapieplans sowie die Bewertung der Behandlungsergebnisse anhand definierter Erfolgsindikatoren. Die Kontrollgruppe (n = 279) verblieb in der ambulanten Standardversorgung. Weniger Schmerzen, bessere Lebensqualität Nun wurden die Ergebnisse der EsmAiL-Studie unter Federführung von Dr. Michael Schultheis von der Universitätsmedizin Mainz veröffentlicht: Insgesamt 377 Patientinnen und Patienten nahmen an der Abschlussuntersuchung nach zwölf Monaten teil. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich in der Interventionsgruppe eine deutlich stärkere Reduktion der entzündlichen Läsionen und des Schmerzgrades. Am Ende des Interventionszeitraums war der der mittlere International Hidradenitis suppurativa Severity Score (IHS4) um 9,3 Punkte (50,2%), im Kontrollarm um 5,7 Punkte (30,9%) gesunken. Die Patientinnen und Patienten, die in den AiZ behandelt wurden, berichteten auch über einen deutlich stärkeren Rückgang der Schmerzen (2,6 Punkte auf der numerischen Bewertungsskala [NRS]), 38,2%) als die Kontrollgruppe (1,5 Punkte, 21,9%). Der durchschnittliche DLQI sank um 7,0 Punkte (Intervention) versus 3,8 Punkte (Kontrolle). Auf der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) erzielten die Patienten in den AiZ eine signifikant höhere Reduktion der Belastung. Bei Studienbeginn wiesen 122 Patienten (60,1%) in der Interventionsgruppe und 98 der Kontrollpatienten (56,3%) kritische Werte beim HADS-Gesamtscore auf. Von diesen Patientinnen und Patienten erreichten 44,3% versus 26,0% wieder normale Werte. Bei Studienbeginn lagen die durchschnittlichen Fehltage aufgrund der Erkrankung in den zwölf Monaten vor der Studie bei 13,5 bzw. 15,4. Insgesamt 51 (Interventionsgruppe) bzw. 62 Teilnehmende (Kontrollgruppe) übten gar keinen Beruf aus. Diese Zahlen sanken in der Interventionsgruppe signifikant um 16 bzw. um fünf in der Kontrollgruppe. Die Risikofaktoren Rauchen und Adipositas waren in beiden Gruppen stark vertreten: Etwa 60% der Teilnehmenden waren Raucher, der durchschnittliche BMI betrug 32 kg/m2. Die zwölfmonatige Behandlung im AiZ führte zu einer signifikanten Verringerung der Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag (−2,3) und des BMI (−0,7), während dies in der Kontrollgruppe lediglich für den Zigarettenkonsum (−1,0) zutraf. Die Dermatologinnen und Dermatologen um Schultheis ziehen ein positives Fazit: „Die Ergebnisse zeigen, dass es den Betroffenen, die in einem AiZ behandelt wurden, nach einem Jahr wesentlich besser ging als denjenigen, die in der Regelversorgung verblieben.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Werden Patienten mit Hidradenitis suppurativa in spezialisierten Acne-inversa-Zentren (AiZ) besser versorgt als mit der Regelversorgung bei niedergelassenen Haut- oder Hausärzten? Antwort: Personen, die an einem der 14 AiZ in Deutschland versorgt wurden, hatten weniger schwere Läsionen, weniger Schmerzen, dafür eine höhere Lebensqualität und litten seltener unter Angststörungen und Depressionen. Bedeutung: Eine interdisziplinäre Versorgung an spezialisierten Zentren verbessert die Situation von Patientinnen und Patienten mit Acne inversa deutlich. Einschränkung: Es könnte ein Selektions-Bias vorliegen.

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