Großgefäßvaskulitiden: Update der ACR/EULAR Klassifikationskriterien

In Chicago wurden die Entwürfe für neue Klassifikationskriterien zur Riesenzellarteriitis (RZA) und Takayasu Arteriitis vorgestellt. Vor allem die enormen Fortschritte in der Bildgebung haben eine Aktualisierung erforderlich gemacht. Patienten kann vielen Fällen die Biopsie erspart bleiben. Die derzeit gültigen Klassifikationskriterien des American College of Rheumatology (ACR) stammen noch aus dem Jahr 1990 und waren angesichts der Fortschritte in der vaskulären Bildgebung dringend aktualisierungsbedürftig. Die bisherigen Klassifikationskriterien für eine Riesenzellarteriitis (RZA) forderten folgende fünf Kriterien: Ein Alter von ≥ 50 Jahren, Kopfschmerz, Berührungsempfindlichkeit sowie reduzierten Puls der Temporalarterien, eine Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) von ≥ 50 mm/h und eine positive Biopsie, wie im Rahmen der Update-Sitzung berichtet wurde. Breite Datenbasis für neue Klassifikationskriterien Für die neuen Klassifikationskriterien einer RZA bzw. Takayasu Arteriitis bildet eine von ACR, EULAR und anderen unterstütze internationale Studie, die Diagnostic and Classification Criteria in Vaskulitis Study (DCVAS) die Grundlage. Sie stellt mit 6500 eingeschlossenen Vaskulitis-Patienten aus 130 Studienzentren die bisher größte internationale Studie zur Vaskulitis dar. 1207 Patienten hatten eine RZA, 630 eine Takayasu Arteriitis. Auf der Basis dieser umfassenden Daten wurden folgende Aspekte für eine RZA zusätzlich in die Klassifikationskriterien aufgenommen: C-reaktives Protein (CRP) ≥ 10 mg/l alternativ zur BSG von ≥ 50 mm/h Schmerzen im Schultergürtel oder Nacken Kau- bzw. Zungenschmerz Berührungsempfindlichkeit der Kopfhaut „Hard cord sign“ reduzierter Temporalarterien-Puls plötzlicher Sehverlust und als wichtige Neuerung die Bildgebung. Ein Halo-Zeichen im Ultraschall der A. temporalis wird als ebenso aussagekräftig beurteilt (5 Punkte) wie eine eindeutig positive Biopsie. Drei Punkte soll es für den sonographischen Nachweis einer bilateralen Beteiligung der A. axillaris sowie den Nachweis einer aortalen Aktivität im FDG-PET (Fluorodeoxyglukose-Positron Emission Tomography) geben, zwei für eine wahrscheinliche Vaskulitis in der Biopsie. Betont wurde, dass Halozeichen im Ultraschall der Temporalarterien eine sehr hohe Diskriminierungsschärfe aufweisen und in Kombination mit den klinischen Zeichen auch ohne Biopsie die Diagnose einer RZA erlauben. In der aktuellen EULAR-Empfehlung zur Diagnostik bei Verdacht auf eine kranielle RZA gilt der Ultraschall der Temporalarterien daher als Methode der 1. Wahl. Die Punktwerte für die klinischen und Bildgebungsparameter können sich im endgültigen Abstimmungsprozess aber noch ändern. Klar ist, dass eine Gesamtpunktzahl von ≥ 6 erreicht werden muss, um die Klassifikationskriterien für eine RZA zu erfüllen. Klassifikationskriterien für die Takayasu Arteriitis Für die Takayasu Arteriitis sind neben dem Alter (≤ 60 Jahre) und dem Nachweis einer Vaskulitis in der Bildgebung (US, MRT, CT, PET) folgende Punkte zu den Klassifikationskriterien hinzugekommen: weibliches Geschlecht, höhere Punktwerte bei Beteiligung mehrerer Arterien oder beider Zweige einer Arterie, Angina pectoris, Strömungsgeräusche, Pulsreduktion in den oberen Extremitäten, reduzierter Puls oder Berühungsempfindlichkeit der Carotis, Claudicatio der Arme oder Beine und eine Seitendifferenz des Blutdrucks > 20 mmHg. Die Aussagekraft von CRP bzw. BSG ist bei diesem Krankheitsbild unklar. Es werde ≥ 5 Punkte benötigt, um die Klassifikationskriterien zu erfüllen. Alle Beiträge vom ACR/ARHP Annual Meeting 2018 finden Sie im Kongressdossier. Darüber hinaus finden Sie hier ein kostenloses PDF inklusive Expertenvideos vom ACR/ARHP Annual Meeting 2018 zu den Themen Axiale Spondyloarthritiden, Kollagenosen, Psoriasisarthritis, Imaging, Vaskulitiden und Rheumatoide Arthritis. Diese Ausgabe "Kongress Kompakt" wurde gesponsert durch die Novartis Pharma GmbH.

Springer Medizin

Großgefäßvaskulitiden: Update der ACR/EULAR Klassifikationskriterien

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Therapiestart mit Blutdrucksenkern erhöht Frakturrisiko

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

Alectinib verbessert krankheitsfreies Überleben bei ALK-positivem NSCLC

Metformin rückt in den Hintergrund

Update Innere Medizin