Psoriasis-Arthritis – bei IL-12/23-Inhibition kein Bedarf für MTX als Add-on

Ob die Gabe von Methotrexat (MTX) bei der Psoriasis Arthritis (PsA) irgendeinen Vorteil bringt, wurde lange Zeit kontrovers diskutiert. Die Waage hat sich inzwischen Richtung „Nicht erforderlich“ geneigt. Dafür gab es beim diesjährigen virtuellen Kongress des American College of Rheumatology einen weiteren Beleg. In der von Dr. Michaela Köhm, Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie sowie Abteilung für Rheumatologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, vorgestellten Studie wurde untersucht, wie sich die zusätzliche Gabe von MTX zu einer Therapie mit dem Interleukin 12/23-Inhibitor Ustekinumab (UST) auf Wirksamkeitsendpunkte für die verschiedenen Krankheitsdomänen – Arthritis, Daktylitis, Enthesitis, Psoriasis – sowie die Funktion und Lebensqualität auswirkt (Late Breaking Poster L12). Da Biologika üblicherweise erst nach Versagen eines konventionellen DMARD eingesetzt werden, wurde MTX je nach Studienarm entweder ausgeschlichen oder neu hinzugegeben. In der Investigator-initiierten, multizentrischen, randomisierten und placebokontrollierten Studie zeigte sich nach 24 Wochen, dass es keiner Co-Therapie mit MTX bedarf, wenn PsA-Patienten mit einer Therapie behandelt werden, die auf IL-23 abzielt – so das Fazit. Der DAS28-ESR (Disease Activity Score für 28 Gelenke – Erythrozyten-Sedimentations-Rate) war unter der Kombinationstherapie auf 3,1 zurückgegangen, unter UST-Monotherapie auf 2,9. Weder in Bezug auf die Zahl der geschwollenen bzw. druckschmerzhaften Gelenke, noch die Veränderung der Hautbeteiligung, noch die Enthesitis und Daktylitis gab es Unterschiede. Auch Funktion und Lebensqualität der insgesamt 186 Patienten waren nach Aussagen der Autoren vergleichbar. Die Wirksamkeit von UST wurde zudem nicht dadurch beeinflusst, ob die Patienten zuvor mit MTX behandelt worden waren oder ob MTX neu hinzugegeben worden war. Der Beginn der UST-Therapie (+Placebo) resultierte in der stärksten Verbesserung von Krankheitsaktivität (DAS28, DAPSA = Disease Activity in Psoriatic Arthritis), Schmerz, Funktion und Lebensqualität. Die Rate an unerwünschten Wirkungen war in beiden Gruppen vergleichbar. Eine schwere Infektion trat bei einem ursprünglich MTX-naiven Patienten unter der Kombination auf. Ustekinumab ähnlich effektiv wie Tumornekrosefaktor-Inhibitoren Beim virtuellen ACR-Kongress wurden zudem die Ergebnisse der finalen Auswertung der PsA-Bio-Studie nach drei Jahren vorgestellt, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit des IL-12/23-Inhibitors (n=439) mit Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi, n=456) unter Real-World-Bedingungen verglichen worden war (Abstract 1944). Die Patienten hatten Ustekinumab bzw. einen TNFI entweder als Erst-, Zweit- oder Drittlinientherapie erhalten. Analysiert wurde neben der Gesamtkohorte auch die Gruppe der Patienten, die die jeweilige Therapie über drei Jahre durchgehend fortgeführt hatte (Remainer). Wie bei Real-World-Daten nicht ganz zu vermeiden, gab es in den Vergleichsgruppen gewisse signifikante Unterschiede, in diesem Fall beim Alter (51,1J unter UST versus 48,4 Jahre unter TNFi) und dem Ausmaß der Hautbeteiligung zu Beginn (BSA >10%: 26,3% unter UST, 14,8% unter TNFi). Wie Prof. Dr. Josef Smolen, Wien, berichtete, schnitt UST in dieser prospektiven, europäischen Studie im Vergleich zu TNFi beim Erreichen einer minimalen Krankheitsaktivität (MDA) bzw. sehr niedrigen Krankheitsaktivität (VLDA) sowie dem Erreichen eines Zustandes niedriger Krankheitsaktivität (LDA) bzw. Remission gemäß cDAPSA ähnlich ab. Jeweils etwas mehr als 40% der PsA-Patienten blieben unter den Bedingungen des klinischen Alltags für mindestens drei Jahre stabil auf ihrer Therapie mit UST bzw. TNFi. Unter der Behandlung – sei es als Erst-, Zweit- oder Drittlinientherapie – konnte jeweils eine anhaltende Verbesserung der Zeichen und Symptome einer PsA erzielt werden, was sich im Erreichen der Endpunkte MDA, VLDA, cDAPSA-LDA und cDASPA-Remission widerspiegelte. Numerisch erreichten zwar mehr PsA-Patienten unter TNFi einen LDA oder eine Remission. Dabei müsse aber bedacht werden, dass UST bei stärker vorbehandelten Patienten (20,5% Drittlinie versus 12,1% für TNFI) angewendet wurde, so die Autoren. basierend auf: ACR Convergence 2021, 03. - 10.11.21, (L01-L15) Late Breaking Poster-Session Alle Kongressberichte 23.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Arthrose – Tanezumab als neuer Hoffnungsträger 25.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Bald personalisierte Therapie nach Gicht-Phänotypen? 22.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Denosumab erste Wahl bei RA-Patienten mit Glukokortikoid-induzierter Osteoporose 26.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Psoriasis-Arthritis – bei IL-12/23-Inhibition kein Bedarf für MTX als Add-on 24.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Rheumatoide Arthritis – Strategiestudien mit Bedeutung für die Praxis

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