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15.11.2024 | Online-Artikel

Atopische Dermatitis (AD)

Atopische Dermatitis: Wege aus dem Teufelskreis von Juckreiz und Schlafmangel – Prof. Diamant Thaçi, Lübeck, über Lösungen zur Steigerung der Lebensqualität

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Die atopische Dermatitis (AD) greift tief in den Alltag der Betroffenen ein – besonders Juckreiz und schlechter Schlaf mindern die Lebensqualität spürbar. Wie stark der Schweregrad von AD das Wohlbefinden prägt und wie die Lebensqualität langfristig gesteigert werden kann, erläutert Prof. Diamant Thaçi im Interview.

Welche Faktoren beeinflussen die Lebensqualität bei der atopischen Dermatitis (AD) am stärksten?

Atopische Dermatitis ist eine sehr heterogene und häufig chronische Erkrankung, die Menschen jeden Alters betreffen kann. Sie erfordert in den meisten Fällen eine Langzeit-Therapie oder ein intensives Langzeit-Management. Dabei hat sie, wie viele andere chronische Erkrankungen auch, einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Ein zentrales Symptom ist der starke bis extreme Juckreiz. Dieser tritt nicht nur vorübergehend auf, sondern kann stundenlang andauern – sowohl tagsüber als auch nachts, was den Schlaf erheblich beeinträchtigen kann. Viele Patienten kratzen sich unbewusst, was die Problematik noch verstärken kann. Diese kontinuierliche Belastung hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen. Das soziale Leben, Partnerschaften, Freundschaften und das Knüpfen neuer Kontakte werden durch die atopische Dermatitis erschwert – was in schweren Fällen zu Isolation und Depression führen kann.

Erstaunlich, welchen Einfluss und welche Auswirkungen Juckreiz auf die Lebensqualität haben kann. Korreliert der atopische Dermatitis-Schweregrad mit dem Einfluss auf die Lebensqualität?

Absolut, je schwerer die atopische Dermatitis ausgeprägt ist, desto stärker sind die Einschränkungen im Alltag. Besonders betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene, die sportlich aktiv sein möchten: Beim Sport schwitzen sie mehr, was den Juckreiz verstärkt. Auch sichtbare, aufgekratzte Hautstellen spielen eine Rolle, diese können sich leicht entzünden und Schmerzen verursachen, was den Leidensdruck weiter erhöht. Infolgedessen ziehen sich viele Betroffene zunehmend zurück und isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld.

Welche Verfahren (Fragebögen, Scores, digitale Tools, etc.) werden in der Praxis eingesetzt, um den Einfluss auf die Lebensqualität zu erfassen und zu bewerten?

Wir nutzen etablierte und standardisierte Verfahren und Tools wie den Dermatology Live Quality Index (DLQI), aber auch den Patient-Oriented Eczema Measure (POEM) oder das Atopic Dermatitis Control Tool (ADCT). Damit haben wir die Möglichkeit, den Juckreiz der Patienten detailliert zu erfassen. Dabei kann der Juckreiz genauer beschrieben und der Intensitätshöhepunkt sowie ein Durchschnittswert ermittelt werden. Im Scoring Atopic Dermatitis (SCORAD) bewerten wir die Hauttrockenheit, den Juckreiz und die Schlaflosigkeit, sodass dies im Grunde zum Standard in der Therapie und im Management der Erkrankung gehört.

Schlaf ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität. Die Studie von Mann et al. 2023 [1] hat gezeigt, dass atopische Dermatitis Einfluss auf den Schlaf der Betroffenen nimmt und umgekehrt. Wie beeinflussen Schlafqualität und -quantität den Schweregrad der atopischen Dermatitis bei den Patienten?

In der Praxis sehen wir, dass Juckreiz das Leitsymptom der atopischen Dermatitis ist. Dieser kann so intensiv sein, dass Patienten nachts aufwachen – oft ohne es zu merken – oder morgens feststellen, dass sie sich im Schlaf blutig gekratzt haben. Wie auch die Arbeit von Dr. Caroline Mann, Mainz, zeigt, fehlt diesen Patienten der erholsame Tiefschlaf. Obwohl sie möglicherweise versuchen, die fehlende Schlafqualität durch mehr Schlaf zu kompensieren, bleibt die Schlafqualität erheblich vermindert. Schlafstörungen und Juckreiz stehen in enger Wechselwirkung: Je schwerer die Erkrankung und je stärker der Juckreiz, desto ausgeprägter sind die Schlafprobleme. Insbesondere trockene Haut macht die Stellen anfälliger für Juckreiz, der wiederum zu Entzündungen führen kann – ein Teufelskreis für die Betroffenen. Es ist wichtig zu verstehen, dass trockene Haut ein Faktor sein kann, der die Krankheit verschlimmert. Ständige Schlafstörungen und die damit einhergehende Müdigkeit (Fatigue) erschweren den Betroffenen ihren Alltag zu bewältigen und schränken ihre Lebensqualität stark ein.

Wird der Schlaf bzw. die Schlafqualität beim Arzt-Patienten-Gespräch ebenfalls bewertet?

Ja, der Schlaf wird regelmäßig thematisiert, da er ein zentraler Aspekt des Krankheitsmanagements ist. Provokations- und Triggerfaktoren wie trockene Haut werden ausführlich besprochen, um den Teufelskreis aus Juckreiz und Schlafstörungen zu durchbrechen. Eine präzise, auf den Patienten abgestimmte Basispflege ist hier unerlässlich.

Der Schlaf wird besonders durch Juckreiz gestört. Die Studie von Magnolo et al. 2023 [2] hat gezeigt, dass die Anwendung von Emollienzien plus den Pruritus stärker reduziert als Standard-Emollienzien. Welche Bedeutung hat dies für die Verbesserung der Lebensqualität?

Emollienzien Plus sind spezielle Pflegeprodukte, die über die Basisfunktion herkömmlicher Emollienzien hinausgehen.  Bei gesunder Haut gibt es sogenannte Natural Moisturizing Factors (NMF), die bei Atopikern oft nicht ausreichend vorhanden sind. Durch die Anwendung von Emollienzien plus können wir diese Defizite kompensieren und die Hautbarriere wiederherstellen. Eine intakte Hautbarriere schützt nicht nur besser vor Bakterien, sondern fördert auch eine gesunde Vielfalt an Mikroorganismen. Insbesondere Produkte mit Thermalwasser unterstützen das Immunsystem der Haut, indem sie die Produktion körpereigener antimikrobieller Peptide anregen.

Die Haut der Betroffenen wird durchlässiger, sodass eine gestärkte Hautbarriere hilft, das Eindringen von Bakterien, Viren und Mikroorganismen zu verhindern und somit die Erkrankung nicht weiter zu triggern. Emollienzien plus verbessern nicht nur die Barrierefunktion der Haut, sondern wirken zusätzlich rückfettend. Indem sie den transepidermalen Wasserverlust reduzieren, verhindern sie, dass die Haut weiter austrocknet. Studien, wie die von Dr. Nina Magnolo, Münster, zeigen, dass Emollienzien plus nicht nur die Symptome der atopischen Dermatitis schneller lindern, sondern auch den Bedarf an Pflegeprodukten nachhaltig verringern. Die Haut regeneriert sich schneller, was auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität beiträgt.

Möchten Sie unseren Lesern abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?

Eine konsequente Basistherapie ist entscheidend, um die Hautbarriere zu stärken und ergänzt die antientzündliche Behandlung. Es ist wichtig zu verstehen, wie essenziell es ist, die Haut kontinuierlich zu unterstützen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um den Patienten ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.

» Weitere spannende Experteninterviews zum Thema atopische Dermatitis finden Sie hier.  

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Literatur

[1] Mann C et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2023 Jun;21(6):577-584.
[2] Magnolo N et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023 Jun;37 Suppl 5:18-26.

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