Erschienen in:
15.11.2017 | Kardiopulmonale Reanimation | Originalien
Additive notärztliche Maßnahmen beim traumaassoziierten Herz-Kreislauf-Stillstand
verfasst von:
Dr. med. B. Ondruschka, C. Baier, Prof. Dr. med. J. Dreßler, Dr. med. A. Höch, PD Dr. med. M. Bernhard, PD Dr. med. C. Kleber, PD Dr. med. C. Buschmann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Einleitung
Mehr als die Hälfte aller traumaassoziierten Todesfälle ereignen sich prähospital. Bisher fehlt es an Studien über mehrjährige Zeiträume zur Durchführung additiver traumaspezifischer Reanimationsmaßnahmen (z. B. Pleuraraumentlastung, Perikardiozentese, Tourniquet, Beckenschlinge) beim traumaassoziierten Herz-Kreislauf-Stillstand. Die vorliegende Kohortenstudie analysiert rechtsmedizinische Obduktionsergebnisse von am Ereignisort trotz Reanimationsmaßnahmen verstorbenen Traumapatienten bezüglich additiver Maßnahmen sowie die Vermeidbarkeit dieser Sterbefälle.
Material und Methoden
In der retrospektiven Datenauswertung der Obduktionsprotokolle aus Leipzig und Chemnitz von 2011 bis 2017 wurden die traumaassoziierten Sterbefälle mit professionellen prähospitalen Reanimationsversuchen und Todeseintritt vor Ort, auf dem Transport oder kurz nach Krankenhausaufnahme identifiziert. Erfasst wurden epidemiologische Parameter, prähospital durchgeführte Maßnahmen und das jeweilige Verletzungsmuster, um retrospektiv mithilfe eines strukturierten Delphi-Verfahrens die Frage der Vermeidbarkeit (potenziell/definitiv vermeidbar vs. nicht vermeidbar) und möglicher Managementfehler strukturiert zu beantworten.
Ergebnisse
Aus einem Obduktionsvolumen von 3795 Fällen konnten 154 traumaassoziierte Todesfälle mit prähospitalen Reanimationsmaßnahmen identifiziert werden (Anteil männlicher Patienten: 70,1 %; Alter: 48 ± 21 Jahre). Die Patienten verstarben meistens noch am Ereignisort (84,4 %), seltener auf dem Transport (2,6 %) oder direkt nach Klinikaufnahme (13,0 %). Bei lediglich 23 Patienten (14,9 %) wurden 25 additive traumaspezifische Reanimationsmaßnahmen (Pleuradekompression: 80 %, Perikardiozentese: 8 %, Beckenstabilisierung: 12 %) durchgeführt. In mehr als einem Drittel der Fälle fanden sich Managementfehler und in 12,3 % potenziell vermeidbare Todesfälle, insbesondere nach penetrierenden Thoraxverletzungen.
Diskussion
Der Anteil von durch traumaspezifische Reanimationsmaßnahmen potenziell positiv zu beeinflussenden traumaassoziierten Reanimationen scheint im Flächenland Sachsen an den Standorten Leipzig und Chemnitz vergleichbar zu Voruntersuchungen in Berlin zu sein. Die weitere Sensibilisierung für die Notwendigkeit prähospitaler traumaspezifischer additiver Maßnahmen beim traumaassoziiertem Herz-Kreislauf-Stillstand in der Aus- und Weiterbildung erscheint notwendig.