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Erschienen in:
17.12.2019 | Tonsillektomie | Originalien
Sind Tonsillektomie und Tonsillotomie „mengenanfällige“ Eingriffe?
Erschienen in: HNO | Ausgabe 6/2020
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Hintergrund
Für die (Adeno‑)Tonsillektomie und Tonsillotomie hat der gemeinsame Bundesausschuss seit 2018 das Zweitmeinungsverfahren verpflichtend eingeführt, weil es sich um „mengenanfällige“ Eingriffe handeln soll. Diese Studie zielte darauf ab, die quantitative Entwicklung beider Eingriffsarten in Deutschland darzustellen und zu analysieren.
Methode
Die über das statistische Bundesamt zwischen 2005 und 2017 erfassten Eingriffszahlen wurden jahrgangsweise in Bezug auf die Bevölkerung als Eingriffsraten berechnet. Dann wurden die prozentualen Veränderungen der Eingriffsraten im Vergleich zum Vorjahr, jeweils für die Bundesrepublik, Fachärzte, Fachärzte der einzelnen Bundesländer, sowie für die einzelnen Altersgruppen (≤10; ≤20; ≤40; >40 Jahre) kalkuliert.
Ergebnis
Die Regressionsanalyse belegte einen signifikanten Rückgang bei der (Adeno‑)Tonsillektomie und eine signifikante Zunahme bei der Tonsillotomie in allen untersuchten Jahren (p < 0,001; Ausnahme: Adenotonsillektomie 2006). Bei beiden Eingriffsarten sanken die Operationszahlen signifikant mit steigendem Alter (p < 0,001). Ein einheitlicher Zusammenhang zwischen Facharztdichte in den Bundesländern und Operationshäufigkeit war nicht nachweisbar.
Schlussfolgerungen
Die Eingriffszahlen korrelieren nicht einheitlich mit der Facharztdichte. Bereits seit 2005 nehmen die Operationsraten der (Adeno‑)Tonsillektomie ab, die Eingriffsraten der Tonsillotomie nehmen seit 2007 zu, aber ohne Kompensationseffekt. Beide Eingriffsarten finden sich nicht in der Liste der 50 häufigsten Operationen. Insgesamt bleibt offen, was „mengenanfällig“ sein soll. Öffentliche Diskussionen von Operationshäufigkeiten sollten zwingend die Altersstruktur von untersuchten Populationen berücksichtigen, denn dies ist im Fall der Tonsillenchirurgie der wichtigste Einflussfaktor.