17.04.2013 | Medizin aktuell
ADHS-Hochburg Unterfranken?
Erschienen in: DNP – Die Neurologie & Psychiatrie | Ausgabe 4/2013
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[...] Die Zahlen für die Region Unterfranken können anhand der vorliegenden Datenlage nur eingeschränkt bewertet werden. Die regionale Versorgungsstruktur muss genau analysiert werden, genauso wie die vorhandenen Daten der Barmer GEK. Die statistische Methodik wurde unzureichend angegeben, ebenso wie nur ausgewählte Zahlen der Analyse genannt werden. Eine seriöse Überprüfung der Daten ist daher schwer möglich. Zu klären sind unter anderem folgende Punkte:Führt die gute Versorgungsstruktur mit einem hochkompetenten universitären Zentrum und zwei Versorgungskliniken in Kombination mit einer hohen Zahl an niedergelassenen Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie zu einer höheren Diagnoserate von ansonsten unerkannten Patienten?
Inwiefern ist die für Unterfranken überdurchschnittlich hohe Rate an Diagnosecodierungen bei Hausärzten erklärbar? Nicht unüblich ist, dass die Diagnose bei einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie gestellt wird und die Verordnungen und Kontrollen dann beim Kinderarzt oder Hausarzt erfolgen, dieser also nur die fachärztliche Diagnose übernimmt.
Ist bei einer vergleichsweise guten ambulanten Versorgungsstruktur wie in Unterfranken davon auszugehen, dass ein engmaschigeres Follow-up der Kinder erfolgt? Im Umkehrschluss müsste geprüft werden, ob in Regionen niedriger Versorgungsdichte diagnostizierte Patienten unzureichend begleitet und im Verlauf versorgt werden.
Sind in der Region überproportional viele Einrichtungen der Jugendhilfe, in der auch überregional Kinder und Jugendliche mit ADHS betreut werden und regelmäßig von einem Facharzt gesehen werden? Mit Jugendhilfeeinrichtungen in Unterfranken bestehen intensive konsiliarische Liaisondienste durch Fachärzte und der Universitätsklinik, um die Gruppe von Hochrisikokindern besser zu versorgen. [...]