31.10.2024 | Adipositas | Übersicht
Der Einfluss von Adipositas auf allergische Atemwegserkrankungen und auf psychische und kognitive Leistungen
verfasst von:
Nora Geissler, Erika Garner-Spitzer, Aleksandra Inic-Kanada, Daniela D. Pollak, Ursula Wiedermann
Erschienen in:
Allergo Journal
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Ausgabe 7/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund: Adipositas und Allergien gehören zu den häufigsten Zivilisationserkrankungen, die erhebliche Belastungen für die Betroffenen wie auch die Gesundheitssysteme mit sich bringen. Aufgrund des parallelen Anstiegs dieser Erkrankungen in den letzten Jahren wird ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen beiden Zivilisationserkrankungen vermutet. Insbesondere zeigt sich, dass adipöse Patienten ein erhöhtes Risiko haben, an Asthma bronchiale zu erkranken, möglicherweise aufgrund mechanischer Einschränkungen, aber auch durch metabolische Veränderungen, die einen negativen Einfluss auf die Immunfunktion haben. Neurowissenschaftliche Studien haben zudem gezeigt, dass Adipositas zur Beeinträchtigung von Gehirnleistung und psychischer Gesundheit führen kann. Im Folgenden werden daher unsere Untersuchungen näher beleuchtet, die sich auf den Einfluss von Adipositas auf allergische Erkrankungen und kognitive Leistungen konzentrieren.
Ergebnisse: Sowohl in humanen Studien als auch im Tiermodell (Maus) wurde gezeigt, dass Übergewicht zu verstärkten allergischen Reaktionen im Respirationstrakt führt. Unsere Studien in einem Mausmodell für Adipositas bestätigen, dass ein adipöser Phänotyp mit verstärkter allergischer Sensibilisierung und Manifestation assoziiert ist. Diese Veränderungen gehen mit deutlichen Verschiebungen in der Zusammensetzung der mikrobiellen Darmflora einher. Diese Mikrobiomveränderungen sind im Weiteren mit allergischen Atemwegsentzündungen und vermehrtem Auftreten von pulmonalen Makrophagen vom Typ-1-T-Helferzellen (Th1) verbunden. Interessanterweise ist es trotz der Mikrobiomveränderungen möglich, die Allergieentwicklung durch Induktion von oraler Toleranz effektiv zu verhindern. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass adipöse Mäuse, besonders im Zuge einer allergischen Sensibilisierung, vermehrt Anzeichen von Angst und Depression sowie eine verminderte kognitive Leistungsfähigkeit aufweisen.
Fazit: Adipositas ist eine komplexe metabolische Erkrankung, die einen erheblichen Einfluss auf das Darmmikrobiom und das Immunsystem unseres Körpers ausübt, und in Folge vermehrtes Auftreten von allergischem Asthma, aber auch neurologisch/psychische Veränderungen bedingt. Augenmerk muss daher daraufgelegt werden, welche prophylaktischen und therapeutischen Maßnahmen zu treffen sind, um die Folgeerscheinungen von Adipositas zu reduzieren. Eine der Maßnahmen ist die orale Toleranzinduktion bei (bestehenden) allergischen Erkrankungen.
Zitierweise: Geissler N, Garner-Spitzer E, Inic-Kanada A, Pollak DD, Wiedermann U. The Impact of Obesity on Allergic Respiratory Diseases and on Mental and Cognitive Performance. Allergo J Int 2024;33:247-51