Top-Line-News: Abnehmhelfer Semaglutid reduziert auch kardiovaskuläre Ereignisse

Dass Semaglutid übermäßiges Körpergewicht massiv reduzieren kann, hat sich längst herumgesprochen. Wie jetzt aus einer kurzen-Meldung zum Ausgang der SELECT-Studie hervorgeht, hat die gewichtsreduzierende Behandlung mit diesem GLP-1-Rezeptoragonisten auch eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zur Folge. Der seit 2022 in der EU zur Gewichtsreduktion unter dem Warenzeichen Wegovy zugelassene und seit Juli 2023 nun auch in Deutschland verfügbare rezeptpflichtige Wirkstoff Semaglutid sorgt weiter für Aufsehen. Bisher waren es die Studienergebnisse zur gewichtsreduzierenden Wirksamkeit des GLP-1-Rezeptoragonisten, die nicht nur die wissenschaftliche Welt beeindruckt, sondern auch in der Öffentlichkeit einen gewaltigen Trubel um das neue Medikament ausgelöst haben. Jetzt informiert der Hersteller Novo Nordisk die Öffentlichkeit in einer kurzen Top-Line-Meldung über eine mögliche neue Qualität des Wirkstoffs: Danach ist in der großen SELECT-Studie das Ziel, bei Patienten mit Adipositas oder Übergewicht und vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen (aber ohne Diabetes) die Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen durch Semaglutid signifikant zu reduzieren, erreicht worden. Risikoreduktion um 20% für den primären Endpunkt Wie bei Top-Line-Meldungen üblich, werden nur wenige Zahlen vorab genannt. Primärer Studienendpunkt war die Summe aller kardiovaskulär verursachten Todesfälle und nicht tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle (major adverse cardiovascular events, MACE) im Studienzeitraum, der mit rund fünf Jahren veranschlagt wurde. Bei der Planung von SELECT ging man davon aus, auf Basis von 1.225 MACE-Ereignissen eine relative Reduktion der Ereignisrate um 17% im Vergleich zu Placebo statistisch zuverlässig nachweisen zu können. De facto sind Ereignisse des primären Endpunkts der aktuellen Top-Line-Meldung zufolge durch Behandlung mit Semaglutid (2,4 mg subkutan einmal wöchentlich als Zieldosis) im Vergleich zu Placebo signifikant um 20% reduziert worden – bei insgesamt 1.270 im Studienverlauf registrierten MACE-Ereignissen. Das ist auch schon alles, was derzeit zahlenmäßig zum Studienausgang publik gemacht wird. Ansonsten wird noch mitgeteilt, dass „alle drei Komponenten des primären Endpunktes zur überlegenen MACE-Reduktion durch Semaglutid beigetragen haben“. Was das genau bedeutet, ist derzeit noch unklar. Ob es etwa auch bezüglich der kardiovaskulären Mortalität einen signifikanten Unterschied zugunsten des GLP-1-Rezeptoragonisten gegeben hat, wird sich wohl erst bei der Vorstellung der kompletten SELECT-Ergebnisse zeigen. Rahmen dafür könnte der Kongress der American Heart Association (AHA) im November dieses Jahres sein. Studienteilnehmer hatten bereits kardiovaskuläre Erkrankungen An der weltweit in 41 Ländern durchgeführten SELECT-Studie waren 17604 Patientinnen und Patienten (72,5% Männer, mittleres Alter 61,8 Jahre) mit Übergewicht oder Adipositas sowie vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen ohne Diabetes beteiligt. Häufigste kardiovaskuläre Ereignisse in der Vorgeschichte waren Myokardinfarkte (76,3%), gefolgt von Schlaganfällen (23,3%). Bei 8,6% der Teilnehmer bestand eine PAVK. Der Anteil an Patienten mit diagnostizierter Herzinsuffizienz betrug 24,3%. Einige Experten sehen in SELECT eine der wichtigsten Präventionsstudien der neueren Zeit. Die daraus zu gewinnenden Erkenntnisse dürften über den Effekt von Semaglutid auf die im primären Studienendpunkt abgebildeten atherosklerotischen Gefäßerkrankungen weit hinaus gehen. Aufschlussreich könnten die Ergebnisse auch bezüglich der Wirkung einer Gewichtsabnahme auf mit Adipositas assoziierte Störungen wie Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Schlafapnoe oder muskuloskelettale Beschwerden sein. Bedeutsam könnte die Studie noch unter einem weiteren Aspekt sein: Derzeit wird eine Semaglutid-Behandlung zur Gewichtsabnahme von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet; sollte SELECT überzeugende wissenschaftliche Daten zur Prognoseverbesserung durch eine entsprechende Behandlung bei Adipositas erbracht haben, könnte sich in Sachen Erstattungsfähigkeit vielleicht etwas ändern. STEP-HFpEF-Studie folgt in Kürze beim ESC-Kongress Was die Wirkung bei Herzinsuffizienz betrifft, wird wohl schon in Kürze eine weitere Semaglutid-Studie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gleich für die erste „Hot Line“-Sitzung des Ende August stattfindenden Kongresses der europäischen Kardiologengesellschaft ESC ist nämlich die STEP-HFpEF-Studie angekündigt. Im Fokus steht dabei eine besondere Form der Herzinsuffizienz, nämlich Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) bei Patienten mit Adipositas. Vermutet wird, dass Fettleibigkeit und damit einhergehende metabolische Störungen wesentlich zur Entwicklung dieses häufigen HFpEF-Phänotyps beitragen. STEP-HFpEF wird zeigen, ob eine Behandlung mit Semaglutid hier nicht nur gewichtsreduzierend wirksam ist, sondern auch die Herzsuffizienz-Symptomatik substanziell verbessern kann. Basierend auf: Pressemitteilung des Unternehmens Novo Nordisk vom 8. August 2023: Semaglutide 2.4 mg reduces the risk of major adverse cardiovascular events by 20% in adults with overweight or obesity in the SELECT trial. Ildiko Lingvay et al.: Semaglutide for cardiovascular event reduction in people with overweight or obesity: SELECT study baseline characteristics. Obesity 2023. DOI: 10.1002/oby.23621

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