Erschienen in:
11.05.2020 | Adrenogenitales Syndrom | Schwerpunkt
Modified-release-Hydrocortison bei Glukokortikoidmangel
verfasst von:
H. Nowotny, Prof. Dr. N. Reisch
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 6/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Verantwortlich für das sehr distinkte Kortisoltagesprofil sind der zentrale zirkadiane Schrittmacher im Nucleus suprachiasmaticus und die Interaktion von Clock-Genen mit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse. Unphysiologisch hohe und nicht an die zirkadiane Rhythmik angepasste Glukokortikoiddosen führen zu erhöhter Morbidität, Mortalität und reduzierter Lebensqualität bei Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz.
Fragestellung
Bietet eine Umstellung auf neuartige Modified-release-Hydrocortisonpräparate einen Vorteil gegenüber einer konventionellen Substitutionstherapie mit Hydrocortison für multimorbide Patienten im höheren Alter?
Material und Methoden
Auswertung, Analyse und Diskussion von Statistiken, aktuellen Forschungsergebnissen, Grundlagenarbeiten und Expertenempfehlungen.
Ergebnisse
Es findet sich eine höhere Inzidenz von Adipositas, Bluthochdruck, Hyperglykämien, koronarer Herzkrankheit und kardialen Ereignissen bei Überdosierung und unphysiologischem Timing der Kortisoltherapie. Körpergewicht, Body-Mass-Index und Hämoglobin A1c reduzieren sich unter Plenadren® (Shire Pharmaceuticals Ireland Limited, Dublin, Irland) im Vergleich zur konventionellen Therapie. Die CD16-positiven natürlichen Killerzellen und die Zytotoxizität der natürlichen Killerzellen sind unter konventioneller Hydrocortisontherapie im Vergleich zu Plenadren® vermindert, Infektionen des Respirationstrakts sind in ihrer Inzidenz erhöht. Kortisol beeinflusst durch die zeitabhängige Freisetzung Schlaftiefe und Schlafqualität.
Schlussfolgerung
Neuartige Modified-release-Hydrocortisonpräparate zeigen im Hinblick auf Metabolismus, kardiovaskuläres Risikoprofil, Immunität und Schlaf diverse Vorteile gegenüber konventionellen Therapieoptionen, von denen insbesondere auch ältere multimorbide Patienten profitieren könnten.