Die Nachfrage an kosmetischen Verbesserungen und die damit verbundenen Komplikationen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Für die behandelnden Ärzte wird es daher immer wichtiger, die Motivation ihrer Patienten zu verstehen und gegebenenfalls gegenzusteuern.
Schönheitsops dienen vor allem dazu, dem Patienten zu neuer Lebensqualität zu verhelfen und die Zufriedenheit mit der eigenen Körperwahrnehmung zu verbessern. So gut das auch klingt, durch die stetig steigende Nachfrage an kosmetischen Eingriffen hat sich auch die Anzahl an damit verbundenen Komplikationen erhöht. Experten mahnen, dass fast alle kosmetischen Ops Konsequenzen haben. Oft sind diese irreparabel – und das nicht nur hinsichtlich der Physis, sondern auch bezüglich der Psyche. Ein weiteres Problem: Viele Menschen verspüren mittlerweile aufgrund von sozialem Druck das Bedürfnis, ihr Aussehen zu verbessern. Chirurgen sind daher dazu angehalten, Personen zu identifizieren, die wegen ihrer Psyche nicht für einen Eingriff infrage kommen.
Laut Autoren um Hadis Babadi sollten spezielle Programme in Betracht gezogen werden, die dem Schönheitswahn entgegenwirken. In diesem Zusammenhang ist es für Chirurgen essentiell, die psychologischen Faktoren, die Menschen zu einem Eingriff bewegen, herauszufinden. In ihrer Studie untersuchten Babadi und Kollegen häufige Gründe für eine Schönheitsoperation im Gesicht in einer ausgewählten Population in Ahvaz, Iran. Unklar ist jedoch, ob sich die Ergebnisse auf andere Kulturen übertragen lassen. Die Autoren geben schon zu Beginn zu bedenken, dass die Tendenz zu einer solchen Prozedur bei verschiedenen Kulturen und sozialen Hintergründen unterschiedlich sein kann.
„Ich möchte schön sein“
Die deskriptive Studie schloss 385 Probanden (106 Männer, 279 Frauen) mit Schönheitsops im Gesicht ein. Die Patienten waren im Mittel 31,8 Jahre alt, hatten keine vorangegangenen geistigen Erkrankungen und unterzogen sich freiwillig den Eingriffen, nicht aufgrund einer ärztlichen Verschreibung. 201 Probanden waren Single, 159 verheiratet, 14 geschieden und 11 verwitwet. Alle Teilnehmer wurden nach den Gründen für die Gesichtsop. gefragt. Der Fragebogen umfasste zum einen die psychologischen, zum anderen die sozialen Gründe.
Die häufigste Antwort hinsichtlich psychologsicher Gründe lautete: „Ich möchte schön sein“ (88,6%, Tab. 1). Am wenigsten wurde der Grund „unangemessener psychologischer Zustand“ angegeben (35,1%). Zusätzlich bekamen die Statements „Ich möchte mein Selbstbewusstsein verbessern“ (70,4%), „Ich möchte zufriedener mit dem eigenen Körper sein“ (77,7%), „Ich möchte angstfreier werden“ (42,3%), „Ich suche nach einer Neuerung hinsichtlich meines körperlichen Zustandes (62,9%)“ und „Ich bin besessen von der Schönheit des Gesichts (69,6%)“ Zuspruch (Tabelle 1).
Tabelle 1: Psychologische Gründe für eine Schönheitsoperation
Grund | Zustimmung (%) | Keine Zustimmung (%) |
Das Selbstbewusstsein verbessern | 271 (70,4) | 114 (29,6) |
Ängstlichkeit reduzieren | 163 (42,3) | 221 (57,4) |
Zufriedener mit dem eigenen Körper sein | 299 (77,7) | 85 (22,1) |
Die Suche nach einer Neuerung hinsichtlich des körperlichen Zustandes | 242 (62,9) | 143 (37,1) |
Unangemessener psychologischer Zustand | 135 (35,1) | 250 (64,9) |
Besessen von der Schönheit des Gesichts sein | 268 (69,6) | 117 (30,4) |
Schön sein | 341 (88,6) | 44 (11,4) |
Bei den sozialen Gründen für eine Schönheitsop. gab es beim Satz „Ich möchte eine anerkannte soziale Stellung haben“ die meiste Zustimmung (55,6%, Tab. 2), wohingegen „Ich möchte eine erfolgreiche Ehe führen“ am wenigsten Zuspruch bekam (31,7%).
Tabelle 2: Soziale Gründe für eine Schönheitsoperation
Grund | Zustimmung (%) | Keine Zustimmung (%) |
Eine erfolgreiche Ehe führen | 122 (31,7) | 263 (68,3) |
Eine anerkannte soziale Stellung haben | 214 (55,6) | 171 (44,4) |
Werbung durch Medien | 152 (39,5) | 232 (60,3) |
Mehr Zustimmung in der Familie | 161 (41,8) | 224 (58,2) |
Nachahmung von Freunden | 163 (42,3) | 221 (57,4) |
Verbesserung der sozialen Beziehungen | 207 (53,8) | 170 (46,2) |
Einen größeren Einfluss auf das andere Geschlecht haben | 139 (36,1) | 245 (63,6) |
Mit der Mode Schritt halten | 165 (42,9) | 220 (57,1) |
Insgesamt war der Score für die psychologischen Gründe höher als der für die sozialen Gründe (4,46 vs. 3,44). Allerdings war der Unterschied nicht signifikant (p = 0,075).
Laut der Autoren zeigen diese Ergebnisse, dass psychologische Gründe für einen chirurgischen Eingriff am Gesicht stärker wiegen als soziale. Diese herauszufinden und psychologische Unterstützung zu bieten, kann mentalen Erkrankungen vorbeugen und die Tendenz zu Schönheitsops verringern.