02.06.2021 | Affektive Störungen | Originalien
Effektivität einer individualisierten, multimodalen Behandlung bei chronischen Schmerzpatienten
Eine retrospektive Real-life-Analyse mit Follow-up nach 3 Jahren
verfasst von:
Silvia Careddu, André Ljutow, Norina Reichmuth
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen stellt weltweit eine gesundheitliche und sozioökonomische Herausforderung dar. Am Zentrum für Schmerzmedizin (ZSM) Nottwil wird eine individuelle, multimodale, interdisziplinäre Schmerztherapie im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells angeboten. Diese Studie stellt eine „real-life“-Analyse dar, welche beabsichtigte die am ZSM behandelten Patienten, die durchgeführten Behandlungen und die Langzeiteffekte der Therapie zu analysieren.
Methode
In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden alle Daten von Patienten analysiert, welche im Jahr 2011 am ZSM eine Erstvorstellung hatten. Drei Jahre nach der Erstvorstellung wurde eine zufällig ausgewählte Stichprobe für eine Follow-up-Messung bezüglich der Effektivität der Therapie untersucht. Das Hauptoutcome war das allgemeine Wohlbefinden der Patienten.
Ergebnisse
Im Jahr 2011 hatten 628 Patienten eine Erstvorstellung am ZSM. Die Kohorte zeigte ein niedriges allgemeines Wohlbefinden und eine hohe schmerzbedingte Beeinträchtigung. 170 Teilnehmer wurden in die Nachbefragung (Follow-up-Gruppe) eingeschlossen, wobei 46 Datensätze (Responder) für die schlussendliche Analyse ausgewertet wurden. Die Responder und Nonresponder der Follow-up-Gruppe zeigten signifikante Unterschiede in den Grundmerkmalen bezüglich der psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-12) und Angst und Depressivität (HADS). Langfristig zeigte die multimodale Therapie am ZSM eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, des physischen Wohlbefindens, der schmerzbedingten Beeinträchtigung und der Schmerzstärke. Bei 30 % wurde eine Schmerzfreiheit erreicht.
Schlussfolgerung
Die multimodale Schmerztherapie zeigt sich anhand der vorliegenden Ergebnisse effektiv in der Behandlung von chronischen Schmerzen. Erstmals konnte dieser Effekt an einem unselektierten Patientenkollektiv und für eine individuell angepasste, überwiegend ambulante, multimodale Schmerztherapie nachgewiesen werden. Der geringe Rücklauf der Nachbefragung und die Unterschiede der Responder in den Ausgangswerten (Angst, Depressivität, psychische Lebensqualität) schränken die Interpretation ein.