01.02.2022 | Affektive Störungen | Leitthema
Sind Psychedelika schnell wirksame Antidepressiva?
verfasst von:
Prof. Dr. Gerhard Gründer, Manuela Brand, Laura Kärtner, Dennis Scharf, Christian Schmitz, Moritz Spangemacher, Lea J. Mertens
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Psychedelika wie Psilocybin stellen einen der vielversprechendsten aktuellen Therapieansätze in der Psychiatrie dar.
Fragestellung
Psychedelika scheinen nicht nur eine potente antidepressive Wirkung zu haben. Setzt ihre Wirkung auch besonders schnell, d. h. innerhalb eines Tages, ein?
Material und Methode
Die verfügbare Literatur über klinische Studien mit Psychedelika bei depressiven Syndromen wird dargestellt, und zwar sowohl aus der Zeit bis zu dem Verbot dieser Substanzen Ende der 1960er-Jahre als auch nach der Wiederaufnahme der Forschung in den 2000er-Jahren. Ein Fokus liegt auf der Schnelligkeit des Eintritts der antidepressiven Wirkung.
Ergebnisse
Nur die seit 2016 publizierten klinischen Studien, die modernen methodischen Standards genügen, haben auch die Schnelligkeit des antidepressiven Wirkeintritts systematisch untersucht. Die publizierten Studien, die fast ausnahmslos mit Psilocybin durchgeführt wurden, weisen bisher allerdings noch kleine Fallzahlen auf (die Gesamtzahl der in publizierten klinischen Studien behandelten Patienten mit Depression ist < 200), z. T. haben sie methodische Schwächen. Sie legen jedoch eine ausgeprägte und sehr rasch – innerhalb eines Tages – einsetzende Wirkung bei Depression, therapieresistenter Depression und Depression im Rahmen lebensbedrohlicher Krebserkrankungen nahe.
Schlussfolgerungen
Die verfügbaren Studien weisen auf eine potente, schnell einsetzende und in vielen Fällen lang – mehrere Monate – anhaltende antidepressive Wirkung hin. Endgültigen Aufschluss über das Potenzial der Substanz werden die aktuell durchgeführten Studien mit dreistelligen Patientenzahlen geben.