Erschienen in:
01.09.2009 | Originalarbeit
„Affektlose Zustände?“
verfasst von:
Dr. Henriette Löffler-Stastka
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 3/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der klinischen Arbeit wird der Behandler mit Phänomenen konfrontiert, die von Emotionslosigkeit und scheinbarer Nichtexistenz von Affekten geprägt sind. Die Autorin bezieht sich dabei auf Patienten, die in einer ständigen Sucht nach Todesnähe verharren, in Verwirrungs- oder Hemmungszuständen verweilen, wo Affekte sich keinen Gedanken anheften, Spaltungsphänomene dominieren, ein Containment für die Fragmentierung gesucht wird, stattdessen aber eine Pulverisierung, Elementarisierung und dadurch Unkenntlichmachung bis zur Vernichtung von Affekten stattfindet und keine Affekte wahrnehmbar sowie erlebbar scheinen. Diese Phänomene lassen Überlegungen im Zusammenhang mit dem Konzept des Todestriebes zu. Es wird der Frage nachgegangen, ob es sich bei der scheinbaren Nichtexistenz von Affekten um Ausdrucksformen eines „stummen Todestriebes“ handelt. Des Weiteren wird diskutiert, welche Funktion scheinbar affektlose Zustände haben und welche Art der Beziehung zum Objekt in diesen Zuständen ausgedrückt und kommuniziert wird. Es werden drei Konzepte herangezogen, anhand derer überlegt wird, ob „affektlose Zustände“ Mitteilungen über einen Entwicklungszustand darstellen, in dem Spaltung noch keine Rolle spielt (Fairbairn) oder ob ein solcher Zustand unter dem Aspekt der Abwehr, als Schutz vor verfolgenden quälenden Affekten, gesehen werden kann (Klein) oder ob es sich um reine Ausdrucksformen des Todestriebs handelt (Green). Anhand einer Fallvignette einer mithilfe der hochfrequenten klassischen Psychoanalyse behandelten Patientin mit Borderline-Pathologie mit massiver Denk- und Arbeitshemmung wird das Phänomen der „affektlosen Zustände“ unter den drei verschiedenen theoretischen Aspekten erörtert und das mit diesen Phänomenen verknüpfte dynamisch unbewusste Fantasieleben diskutiert.