Skip to main content

08.04.2019 | AIDS- und Hepatitis-Werkstatt 2019 | Nachrichten

Daten aus dem klinischen Alltag sind wichtig

Deutsches Hepatitis-C-Register wird weiter gebraucht!

verfasst von: Friederike Klein

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Das Deutsche Hepatitis-C-Register (DHR) mit seinen Ergebnissen zu Patientenpopulationen und der Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie im klinischen Alltag bleibt wichtig, auch wenn mit der direkten antiretroviralen Therapie (DAA) hohe Raten der anhaltenden Virusfreiheit (sustained virologic response, SVR) erreicht werden. 

Daten aus dem klinischen Alltag können von den Ergebnissen klinischer Studien abweichen, weil die Populationen in Studien enger definiert sind als in der Praxis und sich nicht selten erst nach Zulassung relevante Sicherheitsprobleme herausstellen. Historisch war die Diskrepanz besonders groß bei der Interferon-basierten Therapie der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV). Zahlreiche Nebenwirkungen unter der Interferon-Ribavirin-Therapie stellten sich erst nach der Zulassung heraus. 
Das gilt aber auch für die DAA, erläuterte Prof. Dr. Johannes Vermehren, Leiter der Hepatologischen Hochschulambulanz am Universitätsklinikum Frankfurt. So zeigte sich erst nach Zulassung, dass unter der Therapie mit Telaprevir eine Verminderung der glomerulären Filtrationsrate auftreten kann oder dass Sofosbuvir mit Amiodaron interagiert und es bei gleichzeitiger Therapie zu lebensgefährlichen Bradykardien kommen kann. Zudem kann ein Register prüfen, ob die hohen Erwartungen an die DAA im Alltag erfüllt werden. Und nicht zuletzt werden nach Zulassung auch Patientengruppen behandelt, die vorher nicht oder kaum eine Therapie erhalten hatten, beispielsweise alte Patienten, aktive Drogenkonsumenten oder Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose. 
Das Besondere am deutschen Register gegenüber den anderen weltweit erhobenen Registerdaten ist, dass ein besonders breiter Einschluss der Patienten erfolgt – in infektiologischen, gastroenterologischen oder hepatologischen Praxen, Kliniken und Ambulanzen. „Damit wird die Behandlungsrealität so breit abgebildet wie nirgendwo sonst“, betonte Vermehren. Seit 2014 bis März 2019 wurden Daten von 15.500 Patienten mit HCV-Infektion erfasst, von denen 13.700 eine Therapie begonnen haben. 

Hohe Effektivität der DAA auch im klinischen Alltag

Bei den Patienten, bei denen die DAA-Behandlung einer HCV-Infektion wie geplant durchgeführt wurde (per Protokoll-Kohorte), liegt die SVR-Rate seit 2017 bei über 97%, berichtete Vermehren. Die Rezidivraten sind mit zuletzt 0,5% sehr gering. Hohe SVR-Raten werden bei allen Genotypen erreicht, wenn wie geplant behandelt wird. Die achtwöchige DAA-Therapie ist im klinischen Behandlungsalltag ebenso effektiv wie die zwölfwöchige; das gilt auch für HCV-HIV-Koinfizierte, so Vermehren. Rezidive treten hauptsächlich dann auf, wenn Patienten nicht gemäß der Fachinformationen behandelt werden. Bei 28,7% der Patienten kann bei Therapieende noch HCV-RNA nachgewiesen werden. „Das spielt aber keine Rolle“, betonte Vermehren. „In der Regel ist der nächste Test – vier bis acht Wochen später – negativ.“ 

Daten über zehn, zwanzig Jahre weiter erheben!

Die Registerdaten lassen aber auch Rückschlüsse auf die reale Versorgungsituation zu, ergänzte Vermehren. So steigt in Deutschland der Anteil der Patienten mit Genotyp 3, vor allem durch Migranten aus Pakistan. Bei Patienten mit Substitution und Patienten mit Drogenhintergrund fehlt besonders häufig eine Nachbeobachtung. Die Nachuntersuchungen sind aber für das Register von besonderer Bedeutung. „Die Follow-up-Visiten nehmen nach zwei, drei Jahren dramatisch ab“, klagte Vermehren. Entscheidend für die Zukunft des Registers ist aber, Daten über eine langen Zeitraum – zehn oder gar zwanzig Jahre – zu erheben. Das Register bittet um eine einmal jährliche Nachuntersuchung, um eine solche Datenbasis zu gewinnen.

Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens MSD Sharp & Dohme GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Mit medbee Pocketcards sicher entscheiden.

Seit 2022 gehört die medbee GmbH zum Springer Medizin Verlag

Update Innere Medizin

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.