Die Therapie der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) führt heute in der überwiegenden Zahl der behandelten Patienten zur Heilung. Auch Patienten mit Leberzirrhose können dank der Therapie mit direkten antiviralen Therapien (DAA) virusfrei werden. Die Leber bleibt aber krank.
Bei HCV-Infektion ohne bestehende Leberzirrhose stehen drei Regime zur Verfügung, mit denen mit einer Therapie über acht Wochen (Glecaprevir plus Pibrentasvir; GLE+PIB; Maviret®) oder zwölf Wochen (Sofosbuvir plus Velpatasvir, VEL+SOF, Epclusa® und Grazoprevir plus Elbasvir, GZR+EBR, Zepatier®) in über 95% eine Heilung erreicht werden kann. „Das kann jeder Depp“, kommentierte Dr. Stefan Mauss vom Zentrum für HIV und Hepatogastroenterologie in Düsseldorf. Anders ist die Situation, wenn eine Leberzirrhose vorhanden ist.
Problemfall Genotyp 3
Bei kompensierter Leberzirrhose ohne Aszites sollten bei Genotyp 1, 2 und 4 dieselben Regime wie ohne Leberzirrhose eingesetzt werden, allerdings alle über zwölf Wochen. Bei einer HCV-Infektion mit dem Virus Genotyp 3 kann bei kompensierter Zirrhose eine zwölfwöchige Therapie mit VEL+SOF erfolgen. Bei Einsatz von GLE+PIB genügen zwölf Wochen nur, wenn die Patienten bisher therapienaiv sind, bei therapieerfahrenen Patienten (i.d.R. mit Interferon mit und ohne Ribavirin vorbehandelt) ist diese Therapie über 16 Wochen durchzuführen, sagte Mauss. Ein anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response; SVR) wird dann immer noch in 95% der Fälle erreicht [1]. Im klinischen Alltag muss bei Patienten mit Genotyp-3-Infektion nach einer aktuellen Studie unabhängig vom Therapieregime dennoch mit einer leicht erniedrigten SVR-Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, wenn sie therapieerfahren sind und eine fortgeschrittene Lebererkrankung haben [2]. So lag hier die SVR-Rate bei VEL/SOF (mit oder ohne Ribavirin) bei 92,4% ohne und 85,6% mit Leberzirrhose, bei DCV+SOF (mit oder ohne Ribavirin) bei 90,2% ohne und 87,4% mit Leberzirrhose. Die zusätzliche Gabe von Ribavirin änderte daran nichts.
Regelmäßige Bildgebung
Bei Patienten mit Leberzirrhose sollte eine strukturierte Nachsorge erfolgen. Dazu gehört die halbjährliche Sonographie oder – beispielsweise bei sehr adipösen Patienten – eine alternative Bildgebung. Fakultativ ist auch die Bestimmung des Alpha-1-Fetoproteins (AFP) möglich. Ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) verhindert die strukturierte Nachsorge aber nicht, betonte Mauss, sie verringert nur die Wahrscheinlichkeit. Patienten mit Leberzirrhose, die mit einer DAA behandelt worden waren, hatten über die ersten 1,5 Jahre nach Erreichen der SVR ein vergleichbar hohes HCC-Risiko wie unbehandelte historische Kontrollen mit Leberzirrhose [3]. Erst danach zeichnete sich ein reduziertes Risiko ab. Zudem waren die HCC trotz strukturierter Nachsorge zu 40-60% bei Diagnose bereits fortgeschritten. Auch wenn der Effekte der Nachsorge begrenzt ist - „ganz schlecht ist es, gar nicht danach zu gucken“, betonte Mauss. Eine SVR bei Leberzirrhose bedeutet keine Heilung – die Leber bleibt krank. Nach einer SVR bleibt die ALT bei 15% der Patienten mit initial auffälligen Transaminasewerten auf über 35 U/l erhöht, besonders häufig bei Männern, bei fortgeschrittener Leberzirrhose und bei Adipositas –die Fettleber ist eine relevante Komorbidität bei einer HCV-Infektion [4].
Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens MSD Sharp & Dohme GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.
Literaturhinweise
1. Foster GR et al. N Engl J Med 2015; 373: 2608-17.
2. Belperio PS et al. J Hepatol 2019; 70(1): 15-23.
3. Mettke F et al. AP&T 2018; 47(4): 516-25.
4. Mauss S et al. Z Gastroenterol 2019; 57(2): 139-147.