Erschienen in:
01.07.2015 | Übersichten
Akteneinsicht durch Patienten
Ethische Überlegungen zur Gestaltung in der Psychiatrie
verfasst von:
Dr. S. Notzon
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
In der Medizinethik besteht Konsens, dass Menschen befähigt werden sollten, autonome gesundheitsbezogene Entscheidungen zu treffen, und dass objektive, ausführliche Informationen dies begünstigen. Es gibt nach deutscher Gesetzgebung ein Recht auf Einsichtnahme in die eigenen Krankenunterlagen.
Fragestellung
Welche Vor- und Nachteile hat die Akteneinsicht für Ärzte und Patienten in der Psychiatrie? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Einsichtnahme für Patienten gewinnbringend ist?
Material und Methoden
In diesem Beitrag werden die Rechtslage und der Stand der Forschung analysiert, empirische Untersuchungen ausgewertet und Merkmale des Fachgebietes Psychiatrie, seine Sprache und seine Patienten sowie ihr Einfluss auf das Erleben der Akteneinsicht diskutiert.
Ergebnisse
Psychiater haben gegen die Akteneinsicht in manchen Fällen Bedenken und einige psychiatrische Patienten fühlen sich durch die Einsichtnahme belastet. Die Missverständlichkeit und Stigmatisierung psychiatrischer Begriffe, die Verletzlichkeit psychiatrischer Patienten und das Wesen psychiatrischer Erkrankungen, deren Beschreibung grundsätzliche Aspekte der Persönlichkeit und des Menschseins berührt, spielen dabei eine Rolle. Bei der Akteneinsicht nutzen Patienten außerdem eine Informationsquelle, die ursprünglich für andere Adressaten verfasst wurde, wodurch die Informationen sprachlich und inhaltlich nicht an ihre Bedürfnisse angepasst sind. Lösungsansätze könnten Verbesserungen bei der Aufklärung und (sprachliche) Veränderungen der Aktenführung beinhalten.