Erschienen in:
08.02.2016 | Atopische Dermatitis | Positionspapier
Aktueller Stand zur Verbreitung von Allergien in Deutschland
Positionspapier der Kommission Umweltmedizin am Robert Koch-Institut
verfasst von:
Karl-Christian Bergmann, Joachim Heinrich, Dr. Hildegard Niemann
Erschienen in:
Allergo Journal
|
Ausgabe 1/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Lebenszeitprävalenz allergischer Erkrankungen in Deutschland liegt für Erwachsene (Selbstangabe ärztlich diagnostizierter allergischer Erkrankungen, Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland [DEGS1, 2008–2011] am Robert Koch-Institut) für Asthma bronchiale bei 8,6 %, für Heuschnupfen bei 14,8 %, für Neurodermitis bei 3,5 %, für Kontaktekzeme bei 8,1 %, für Nahrungsmittelallergien bei 4,7 % und für Insektengiftallergien bei 2,8 %. Aktuell leiden fast 20 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland an mindestens einer Allergie.
48,6 % der Teilnehmer wiesen mindestens eine Sensibilisierung (Nachweis spezifischer IgE-Antikörper) auf, hierbei wurden 50 verbreitete Einzelallergene sowie zwei Mischungen aus Inhalationsallergenen und Gräserallergenen getestet. Gegen Inhalationsallergene waren 33,6 % der Teilnehmer sensibilisiert, gegen mindestens ein Nahrungsmittelallergen 25,5 % und gegen mindestens ein Insektengift 22,6 %. Im zeitlichen Verlauf zeigt sich für Erwachsene beim Vergleich zwischen 1998 [Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98) am Robert Koch-Institut] und 2008–2011 (DEGS1) eine Zunahme der Prävalenz für Asthma um knapp drei Prozentpunkte, und die Sensibilisierung gegen Inhalationsallergene ist von 29,8 % auf 33,6 % angestiegen. Die Häufigkeiten von ärztlich diagnostiziertem Heuschnupfen, Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien blieben dagegen in den letzten 15 Jahren nahezu unverändert.
Für Gesamtdeutschland ergaben sich Lebenszeitprävalenzen für Kinder und Jugendliche (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland [KiGGS Basiserhebung, 2003–2006] am Robert Koch-Institut) für Asthma von 4,7 %, für Heuschnupfen von 10,7 % und für Neurodermitis von 13,2 %. 40,8 % der Kinder und Jugendlichen waren mindestens gegen eines der gemessenen Inhalations- oder Nahrungsmittelallergene sensibilisiert. 20,0 % waren gegen mindestens ein Nahrungsmittelallergen sensibilisiert. Ein deutlicher Anstieg der Heuschnupfenprävalenzen bei Kindern aus Ostdeutschland in den 1990er-Jahren hat zu einer Angleichung der Prävalenzen in Ost- und Westdeutschland geführt. Im Gegensatz zu den Erwachsenen war für Kinder kein Unterschied mehr in den Prävalenzen von Asthma, Heuschnupfen und der allergischen Sensibilisierung zwischen den alten und den neuen Bundesländern nachweisbar.
Bei internationalen Vergleichen mit den Prävalenzangaben anderer Studien liegen die beteiligten deutschen Zentren sowohl für Kinder als auch für Erwachsene etwa im unteren Drittel der Verteilung der Häufigkeiten.