Erschienen in:
01.06.2014 | Akupunktur
Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis – Analyse der Studienintervention und Syndrommuster der randomisierten Multicenter-Studie ACUSAR
verfasst von:
Dr. med. Josef Hummelsberger, M Wullinger, M Ortiz, F Pfab, D Irnich, B Hauswald, J Gleditsch, C-H Hempen, S Binting, Univ. Prof. Dr Benno Brinkhaus
Erschienen in:
Chinesische Medizin / Chinese Medicine
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund: In der DFG-geförderten „ACUpuncture in Seasonal Allergic Rhinitis“- (ACUSAR-) Studie bei Patienten mit allergischer Rhinitis war Akupunktur wirksamer im Vergleich zu Sham-Akupunktur und zu einer Kontrollgruppe, die nur Bedarfsmedikation erhielt. In diesem Artikel werden die Studienintervention, die zugrunde liegenden theoretischen Überlegungen der chinesischen Medizin und auch die Lehren für weitere Studien und die Praxis dargestellt.
Studiendesign: Dreiarmige, randomisierte, kontrollierte Multicenter-Studie mit einem Follow-up von 16 Wochen im ersten Jahr und weiteren 8 Wochen im Folgejahr.
Studienzentren: 6 Kliniken bzw. Universitätsambulanzen und 32 Privatpraxen in Deutschland.
Studienintervention: Insgesamt wurden 422 Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis und nachgewiesener Allergie gegen Birken- und Gräserpollen in 3 Gruppen randomisiert: Die Akupunkturgruppe erhielt 12 semi-standardisierte Behandlungen (4 obligatorische Punkte, mindestens 3 von 8 fakultativen Basis-Punkten und mindestens 3 andere lokale Ohr- oder Fernpunkte) und bei Bedarf eine „Rescue“-Medikation (RM) (Cetirizin). Die Sham-Akupunktur-Gruppe wurde 12-mal an Nicht-Akupunktur-Punkten genadelt (genau vorgegebene Punkte, streng oberflächliche Nadelung, beidseits mindestens 5−7 Punkte) und konnte RM einnehmen, die Wartelisten-Gruppe erhielt 8 Wochen lang nur RM und wurde dann nach dem Akupunktur-Schema behandelt. Die Studienintervention wurde im Rahmen eines Delphi-Prozesses festgelegt, an dem fünf Experten von zwei größeren Akupunkturgesellschaften und drei Experten in Studienmethodologie teilnahmen.
Ergebnisse: Die häufigsten Syndrommuster waren „Wind-Kälte“ (algor venti, fenghan) und „Wind-Hitze“ (calor venti, fengre) im Funktionskreis (Fk) „Lunge“ (o. pulmonalis, fei) mit je 37 % der Patienten. Bei der Behandlung der Akupunkturgruppe wurden die vorgegebenen obligatorischen Basispunkte in 97 % der Behandlungen genadelt (Di4/IC4 [«Vereinte Täler», hegu], Di11/IC11 [„Gekrümmter Teich“, quchi], Di20/IC20 [„Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang] und Ex-HN 3/Ex1 [„Siegelhalle“, yintang]). Gb20/F20 („Teich des Windes“, fengchi), H3/Le3 („Die mächtige große Straße“, taichong), S36/Ma36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Lu7/P7 („Reihe von Lücken“, lieque) und L6/Mi6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) waren die am häufigsten gewählten optionalen Akupunkturpunkte. Durchschnittlich wurden in einer Akupunkturbehandlung 15,7 (± 2,5) Nadeln gesetzt, bei der Behandlung mit Sham-Akupunktur 10,0 (± 1,6).
Schlussfolgerung: Die Untersuchung der Studienintervention zeigt, dass in der Akupunkturgruppe die Studienintervention der chinesischen Syndromdiagnose entsprechend ausgerichtet war. Insgesamt wurden in der Akupunkturgruppe mehr Akupunkturnadeln als in der Sham-Akupunktur-Gruppe eingesetzt. Beides sind mögliche Gründe für die Wirksamkeit der Akupunktur in dieser Studie.