Unter Colchicin weniger Kliniksterbefälle

Müssen Patienten aufgrund einer dekompensierten Herzinsuffizienz in eine Klinik, könnte es von Vorteil sein, wenn sie zugleich eine Gichtbehandlung mit Colchicin erhalten – das akute Sterberisiko scheint dann reduziert zu sein. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Gicht ist bekanntlich eine häufige Begleiterkrankung von Patienten mit Herzinsuffizienz und wird durch Herzmedikamente wie Diuretika noch verstärkt, da diese die Harnsäureausscheidung mindern und zugleich die Uratwiederaufnahme verstärken. Eine Gichtbehandlung mit Steroiden und NSAR ist wiederum für die Herzinsuffizienz ungünstig, da solche Arzneien die Flüssigkeitsretention fördern, berichten Pharmakologen um Dr. Mary Roth von der Universität in Charlottesville in den USA. Daher setzen Ärzte nicht selten auf Colchicin bei Gichtanfällen. Das Toxin der Herbstzeitlosen scheint sogar eher positive kardiovaskuläre Effekte aufzuweisen. Ein Team um Roth hat daher einmal in seiner Klinikdatenbank geschaut, ob sich dies bei Patienten bemerkbar macht, die aufgrund einer Herzinsuffizienz-Exazerbation stationär behandelt werden müssen. Ihren Resultaten zufolge ist die Kliniksterblichkeit bei Patienten unter Colchicin-Therapie um zwei Drittel reduziert. Die geringe Zahl an Sterbefällen mindert aber die Aussagekraft. Für ihre Analyse werteten die Forscher um Roth Angaben zu knapp 1050 Patienten aus, die zwischen den Jahren 2011 und 2020 in der Klinik aufgrund einer dekompensierten Herzinsuffizienz behandelt werden mussten und aus diesem Grund eine I.v.-Behandlung mit Diuretika erhalten hatten. Ausgeschlossen wurden Patienten mit einer terminalen Niereninsuffizienz und Organtransplantation. 237 Patienten hatten bei der Aufnahme zudem einen akuten Gichtanfall und bekamen dagegen Colchicin, die übrigen 810 erhielten kein Colchicin (Kontrollgruppe). Alles nur Zufall? Patienten mit Colchicin waren etwas jünger (67 versus 69 Jahre), häufiger Männer (76% versus 58%), hatten bei der Aufnahme höhere Serumkreatininwerte, waren vermehrt Raucher und tranken häufiger Alkohol. Keine großen Differenzen gab es bei der Schwere der Herzinsuffizienz. Während des Klinikaufenthalts starben 58 Patienten (5,5%), fünf davon in der Gruppe mit Colchicin (2,1%) und 53 in der Kontrollgruppe (6,5%) – auch nach Berücksichtigung bekannter Begleitfaktoren ein statistisch signifikanter Unterschied. Die Dauer des Klinikaufenthalts war in der Colchicingruppe im Schnitt aber um zwei Tage länger als in der Kontrollgruppe (zehn versus acht Tage), keine belastbare Differenzen gab es hingegen beim Anteil der Patienten, die innerhalb von 30 Tagen erneut in eine Klinik mussten – er lag bei rund 20%. Die Studie könnte also einen Hinweis darauf liefern, dass eine Gichttherapie mit Colchicin das akute Sterberisiko von Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizient senkt. Da jedoch in der Colchicingruppe nur fünf Patienten gestorben sind, ist die Zahl zu gering, um daraus belastbare Aussagen abzuleiten – es könnte sich auch um puren Zufall handeln. Hinzu kommt, dass sich viele Begleitfaktoren retrospektiv nicht mehr ermitteln lassen – vielleicht gab es in der Colchicingruppe relevantere Gründe für eine reduzierte Mortalität. Das Wichtigste in KürzeFrage: Welchen Einfluss hat eine Colchicintherapie gegen Gicht bei Patienten, die wegen einer dekompensierten Herzinsuffizienz in eine Klinik müssen?Antwort: Der Klinikmortalität scheint unter Colchicin geringer zu sein.Bedeutung: Möglicherweise handelt es sich um einen Zufallsbefund. Der Zusammenhang müsste in größeren Studien geprüft werden.Einschränkung: Zu wenige Todesfälle für belastbare Aussagen.

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