AML: Pluspunkte für neuen FLT3-Hemmer bei Rezidiven

Patienten mit einer rezidivierten oder therapierefraktären AML profitieren mehr von einer Behandlung mit einem FLT3-Hemmer der zweiten Generation als von einer Salvage-Chemotherapie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Etwa 30% der Patienten mit einer akuten myeloischen Leukämie (AML) haben Mutationen im FLT3-Gen. Das enthält die Blaupause für eine Tyrosinkinase (FMS-like tyrosine kinase 3), die in hämatopoetischen Stammzellen der frühen Entwicklungslinie und in Vorläuferzellen synthetisiert wird. Eine der verbreiteten Mutationen beeinflusst das Überleben der therapierten Patienten. Es gibt bereits Hemmstoffe gegen die FLT3-Tyrosinkinase, doch unterscheiden sie sich in der Selektivität und der klinischen Aktivität, wie Onkologen um Dr. Alexander E. Perl vom Perelman Center for Advanced Medicine in Philadelphia berichten. Mit Gilteritinib steht ein FLT3-Inhibitor der zweiten Generation zur Verfügung, der die beiden wichtigsten mutierten FLT3-Formen hemmt. Vier Optionen für die Salvage-Chemotherapie verfügbar In der randomisierten Phase-3-Studie ADMIRAL haben die Ärzte den klinischen Nutzen von Gilteritinib bei AML-Patienten mit rezidivierter oder therapierefraktärer Erkrankung überprüft. Studienteilnehmer mussten eine FLT3-ITD-Mutation (Internal Tandem Duplication) oder eine FLT3-TKD-Mutation (Tyrosine Kinase Domain, D835 oder I836) in den Stammzellen tragen. Insgesamt 371 Patienten nahmen teil, von denen 247 täglich 120 mg Gilteritinib erhielten und 124 eine Rezidiv-Chemotherapie (Salvagetherapie). Für die Salvage-Therapie konnten die behandelnden Ärzte aus vier Optionen wählen: Mitoxantron, Etoposid plus Cytarabin; Fludarabin, Cytarabin, G-CSF plus Idarubicin; niedrig dosiertes Cytarabin; Azacitidin. Verabreicht wurden Gilteritinib oder die Chemotherapie über Zyklen von jeweils 28 Tagen. Primäre Endpunkte der von dem Unternehmen Astellas Pharma unterstützten Studie waren das Gesamtüberleben sowie der Anteil der Patienten mit kompletter Remission und kompletter oder partieller hämatologischer Erholung. Wie Perl und seine Kollegen berichten, lebten Patienten, die nur mit Gilteritinib behandelt wurden, signifikant länger als Patienten, die nur die Salvage-Chemotherapie erhalten hatten (9,3 versus 5,6 Monate; Hazard Ratio [HR]: 0,64, 95%-Konfidenzintervall: 0,49–0,83; p < 0,001). Nach einem Jahr lebten in der Gruppe mit Gilteritinib-Therapie noch 37,1% der Patienten, in der Vergleichsgruppe 16,7%. Febrile Neutropenie am häufigsten Auch wenn berücksichtigt wurde, dass in der Gruppe der Patienten mit der FLT3-Hemmer-Therapie mehr Teilnehmer einer Transplantation unterzogen wurden, blieb der Überlebensvorteil durch Gilteritinib erhalten. Schließlich betrug die mediane ereignisfreie Überlebenszeit in dieser Gruppe 2,8 Monate, in der Salvage-Gruppe nur 0,7 Monate (HR für Therapieversagen oder Tod: 0,79). Der Anteil der Patienten mit kompletter Remission und vollständiger oder partieller hämatologischer Erholung lag bei 34% in der Verum- und bei 15,3% in der Vergleichsgruppe. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von mindestens Grad 3 der Therapie mit dem neuen FLT3-Hemmer waren febrile Neutropenie (46%), Anämie (41%) und Thrombozytopenie (23%). Auf der Basis der Ergebnisse dieser Studie hat der CHMP-Ausschuss der europäischen Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung von Gilteritinib zur Behandlung von Erwachsenen mit rezidivierter oder therapierefraktärer AML empfohlen. In den USA ist das Präparat bereits 2018 von der Arzneimittelbehörde FDA zugelassen worden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Nutzen hat bei Patienten mit rezidivierter oder therapierefraktärer AML die Behandlung mit dem oralen selektiven FLT3-Hemmer Gilteritinib? Antwort: In der Studie ADMIRAL lebten Patienten mit der Inhibitortherapie signifikant länger als Patienten der Vergleichsgruppe mit einer Chemotherapie. Bedeutung: Für 30% jener AML-Patienten, die eine FLT3-Mutation haben, steht mit Gilteritinib eine neue Therapieoption zur Verfügung. Einschränkung: Dauer des ereignisfreien Überlebens in der Vergleichsgruppe nicht genau abschätzbar.

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