Erschienen in:
01.10.2014 | Originalien
Akute Psychose als Nebenwirkung der Therapie mit Efavirenz bei metabolischer Anomalie
Eine wichtige Differenzialdiagnose HIV-assoziierter Psychosen
verfasst von:
Dr. M.C. Hinsch, D. Reichelt, I.W. Husstedt
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 10/2014
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Das Auftreten psychiatrischer Erkrankungen bei Patienten mit HIV-Infektion stellt eine besondere medizinische Herausforderung dar. Hierbei ist zwischen vorbekannten und komorbid auftretenden psychiatrischen Grunderkrankungen einerseits sowie primär organisch bedingten Psychosyndromen aufgrund der HIV-Infektion andererseits zu unterscheiden. Neuropsychiatrische Nebenwirkungen der kombinierten antiretroviralen Therapie (cART) sind insbesondere von Efavirenz (EFV) bekannt. Schwindel, Schlafstörungen, affektive Labilität und verschiedene Formen der Wesensänderung treten bei bis zu 40 % der Patienten auf. Formale oder inhaltliche Denkstörungen sind selten. Die Nebenwirkungen können im Zusammenhang mit Polymorphismen der Zytochrom-P450-Isozyme (insbesondere G516T) stehen, die erhöhte Spiegel von EFV induzieren und sich gehäuft bei Patienten afrikanischer und lateinamerikanischer Herkunft finden. Wir berichten über eine 52-jährige Patientin aus Guinea, die unter dem Verdacht einer HIV-assoziierten neurokognitiven Störung (HAND) sowie zum Ausschluss einer opportunistischen Infektion aufgenommen wurde. Unter Therapie mit EFV, Emtricitabin und Tenofovir war bei der Patientin eine ausgeprägte Wesensänderung mit Depressivität, aggressiven Impulsdurchbrüchen, Halluzinationen und wahnhafter Verkennung aufgetreten. Hierdurch entwickelten sich bei der Patientin psychosoziale Schwierigkeiten und eine Einschränkung der Lebensqualität. Die neurologische Abklärung mittels Magnetresonanztomographie und Liquoranalysen ergab keine erklärenden Befunde. Nach Umstellung von EFV auf Nevirapin, bildeten sich die Symptome innerhalb von 5 Tagen zurück.