Erschienen in:
20.09.2017 | Akutes Koronarsyndrom | Klinische Pharmakologie
Polypille in der Sekundärprävention des Herzinfarktes
Kosten-Effektivitäts-Analyse für Deutschland
verfasst von:
C. Barth, S. Diekmann, S. Neusser, P. Bramlage, J. Wasem, A. Neumann
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die evidenzbasierte Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom mit persistierender ST-Streckenhebung (STEMI) besteht unter anderem aus einer Kombination von Acetylsalicylsäure, Statinen, ACE (Angiotensin-Converting-Enzym)-Hemmern und häufig Betablockern. Eine erfolgreiche Therapie setzt eine konsequente Einnahme voraus. Diese ist jedoch mit zunehmender Komplexität der Medikamenteneinnahme häufig vermindert. Eine Polypille, bestehend aus Acetylsalicylsäure, Atorvastatin und Ramipril, wurde entwickelt, um die Einnahmekomplexität zu verringern und die Adhärenz zu erhöhen.
Ziel der Arbeit
Zur Analyse der Kosteneffektivität der Polypille im Vergleich zur Standardtherapie („standard of care“ [SOC]) wurde ein für Großbritannien entwickeltes Markov-Modell auf den deutschen Kontext angepasst.
Material und Methoden
Die inkrementelle Kosteneffektivität pro qualitätsadjustiertem Lebensjahr („quality adjusted life year“ [QALY]) der Polypille im Vergleich zum SOC wurde anhand eines Modells aus Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherung für einen lebenslangen Zeithorizont ermittelt. Die Kohorte schließt Erwachsene nach akutem Myokardinfarkt ein. Zur Validierung des Modells wurden multiple Sensitivitätsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse
Die Polypille verursacht im Vergleich zu SOC je 1000 Patienten Mehrkosten von 203.653 €. Die Differenz liegt in den Arzneimittelkosten begründet. Die inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Relation (IKER) beträgt 9228 €/QALY. Die Sensitivitätsanalyse weist einen Wertebereich von 5000–30.000 €/QALY aus.
Diskussion
Insgesamt erscheint die Therapie mit der Polypille in Deutschland in einem vergleichsweise kosteneffektiven Bereich zu liegen. Bei Zweifeln bezogen auf Datenquellen wurde ein konservativer Ansatz verfolgt, sodass die Folgekosten aufgrund von Ereignissen bei mangelnder Therapieadhärenz eher geringer eingeschätzt wurden.