Kalium im Zwei-Stunden-Urin: Ein hilfreicher Marker für Nierenschädigung?

In einer Pilotstudie korrelierte die Ausscheidung von Kalium im Urin fast linear mit der kalkulierten Kreatinin-Clearance. Möglicherweise ist der Elektrolyt bei manchen Intensivpatienten ein leicht messbarer Marker für ein beginnendes Nierenversagen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Es wird geschätzt, dass bis zu 67% der Intensivpatienten ein Nierenversagen entwickeln. Vier bis 13,5% der Patienten, die auf einer Intensivstation versorgt werden, benötigen eine Nierenersatztherapie, wie Dr. Alasdair R. Burns vom Royal Perth Hospital in Australien und seine Kollegen berichten. Für die Risikoabschätzung, die einfach am Krankenbett vorgenommen werden kann, existierten bisher noch keine geeigneten Marker. Aufgrund einer reduzierten glomerulären Filtrationsrate und einer eingeschränkten tubulären Funktion sind erhöhte Kaliummengen im Urin bei Patienten mit schwerer chronischer Nierenschädigung nicht selten. Deshalb stellten die australischen Ärzte die Hypothese auf, dass eine Korrelation zwischen kalkulierter Kreatinin-Clearance und Kaliumausscheidung über den Urin besteht. Dazu führten sie eine prospektive Kohortenstudie durch. Urin frühmorgens gesammelt An der Studie über drei Monate nahmen 61 Patienten über 16 teil, die innerhalb von 24 Stunden mit einem Blasenkatheter auf die Intensivstation verlegt und bei denen morgens um 6 Uhr Plasmaelektrolyte und ein Nierenfunktionstest gemacht worden waren. Patienten mit weniger als 100 ml Harnmenge pro Tag oder solche, die dialysiert wurden oder eine Nierenersatztherapie erhalten hatten, waren nicht berücksichtigt worden, ebenso Patienten, die bereits ein Nierenversagen hatten. Bei jedem Patienten wurde am ersten Morgen nach der Aufnahme auf die Station der Urin zwischen 4 und 6 Uhr gesammelt, und zwar vor der Blutabnahme zur Bestimmung der Elektrolytwerte und der Kreatininkonzentration. Im Harn wurden Natrium, Kalium und Kreatinin bestimmt. Die Ärzte entschieden sich bei der Kaliumbestimmung für den Zwei-Stunden-Wert, weil frühere Untersuchungen ergeben hatten, dass er gut mit der kalkulierten Kreatinin-Clearance über 24 Stunden korrelierte. Mithilfe des Korrelationskoeffizienten nach Pearson ermittelten sie den Grad des Zusammenhangs zwischen der Kaliumausscheidung über den Urin und der kalkulierten Kreatinin-Clearance über zwei Stunden. Und mithilfe der ROC (Receiver Operating Charactistic) und der AUC (Area Under the Curve) wurde berechnet, wie gut sich die Kalium- bzw. Natriumauscheidung über den Urin innerhalb von sieben Tagen nach Studienbeginn als Marker zur Vorhersage der KDIGO-Stadien 1–3 (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) eignen. Je höher die Werte für die Fläche unter der ROC-Kurve (maximal 1), desto genauer die Vorhersage. Neun Patienten erhielten Furosemid Wie Burns und seine Kollegen berichten, lag der mediane APACHE-II-Score bei 15. Jeder vierte Patient musste mechanisch beatmet werden, und 36% wurden zu Studienbeginn mit Vasopressoren behandelt. Nur 5% brauchten im Verlauf eine Nierenersatztherapie. Und insgesamt neun Patienten (15%) erhielten Furosemid. Die statistische Auswertung ergab, dass die absolute Kaliummenge im Urin fast linear mit der kalkulierten Kreatinin-Clearance korrelierte (Pearson-Koeffizient: 0,58, p = 0,001). Der Wert lag bei 0,61, wenn nur Patienten ohne Furosemidbehandlung berücksichtigt wurden. Bei Patienten unter Furosemid wurde erwartungsgemäß keine Korrelation gefunden. Dies galt auch für Natrium in der Gesamtgruppe. Betrachteten die Ärzte nur die mit Furosemid behandelten Patienten, ergab sich eine signifikante Korrelation zwischen Natriumausscheidung und kalkulierter Kreatinin-Clearance (Pearson-Koeffizient: 0,79). Bei 19 Patienten (31%) war es zum Nierenversagen gekommen. Die Kaliummenge im Urin erlaubte zumindest eine moderate Vorhersage, welcher Patient eine Nierenschädigung erlangen wird (AUROC 0,747; 95%-Konfidenzintervall: 0,620–0,850; p = 0,001). Der Vorhersagewert war besser, wenn Patienten mit Furosemidtherapie bei der Berechnung ausgeschlossen wurden (AUROC 0,789; 95%-Konfidenzintervall: 0,654–0,890; p = 0,001). Zum Vergleich: Bei Betrachtung der Natriumausscheidung über den Urin ergab sich ein AUROC-Wert von nur 0,635 (95%-Konfidenzintervall: 0,530–0,779; p = 0,024). Da die Teilnehmerzahl klein war und es sich nur um eine Pilotstudie handelte, ist eine Folgestudie erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen. Die Bedeutung von Kalium im Urin gilt dabei nur für Patienten, die innerhalb der letzten 24 Stunden nicht mit einem Diuretikum behandelt worden sind. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich anhand der Kaliumausscheidung im Urin erkennen, ob ein Intensivpatient ein akutes Nierenversagen entwickelt? Antwort: In der Pilotstudie korrelierte die Ausscheidung von Kalium im Urin fast linear mit der kalkulierten Kreatinin-Clearance, wenn zuvor nicht mit einem Diuretikum behandelt worden war. Bedeutung: Der Zwei-Stunden-Wert für Kalium im Urin lässt sich leicht bestimmen. Die Bedeutung des Elektrolyts als Marker für ein beginnendes Nierenversagen ist noch zu prüfen. Einschränkung: Es handelte sich um eine Pilotstudie. Zudem war der Anteil der Patienten mit Furosemidtherapie deutlich kleiner als der Anteil derjenigen ohne die Diuretikabehandlung.

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