Erschienen in:
26.11.2018 | Intoxikationen | Originalien und Übersichten
Akzidentelle Vergiftungen mit Gartenpflanzen und Pflanzen in der freien Natur
Daten aus zwei deutschen Giftinformationszentren
verfasst von:
Dr. med. Maren Hermanns-Clausen, Ingrid Koch, Jörg Pietsch, Hilke Andresen-Streichert, Kathrin Begemann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Unfallbedingte Vergiftungsfälle mit Pflanzen aus freier Natur und Gärten, insbesondere von Kindern, führen häufig zu Anrufen in Giftinformationszentren. Ziel der Studie war es, Pflanzen, die nach Aufnahme kleiner Mengen zu mittelschweren und schweren Vergiftungen führen können, sowie die Muster kindlicher Pflanzenexpositionen zu identifizieren.
Material und Methoden
Humane Expositionsdaten von akzidentellen Vergiftungsfällen zweier deutscher Giftinformationszentren wurden retrospektiv in Bezug auf Eintrittspforte, Symptome und Schweregrad ausgewertet. Aus der Häufigkeit der Expositionen und dem Schweregrad der Symptomatik wurde ein modifizierter Litovitz-Faktor berechnet.
Ergebnisse
Von 42.344 gesicherten Expositionen mit 227 Pflanzenarten waren 39.346 (93 %) asymptomatisch. In 2415 (5,7 %) Fällen wurden leichte, in 580 (1,3 %) mittelschwere und 3‑mal (0,007 %) schwere Symptome berichtet. 26 Pflanzen waren für 70 % aller unbeabsichtigten Expositionen verantwortlich. Lediglich 8 dieser Pflanzen (Arum, Laburnum anagyroides, Narcissus, Phaseolus vulgaris/coccineus, Prunus laurocerasus, Sambucus, Taxus baccata, Thuja) führten zu mindestens mittelschweren Symptomen. Unbeabsichtigte Expositionen von Kindern im Alter von 0,5 bis 5 Jahren waren überwiegend orale Ingestionen (98 %). Mehrheitlich wurden dabei Früchte aufgenommen (60 %).
Schlussfolgerung
Die Expositionsdaten der Giftinformationszentren erweisen sich als wertvoll zur Identifizierung von Pflanzen aus freier Natur und Gärten, die nach akzidenteller Exposition zu mittelschweren und schweren Vergiftungen führen können. Die vorliegenden Daten geben einen umfassenden Überblick über die bei Pflanzenexpositionen beobachteten Symptome und stellen damit wertvolle Instrumente für die klinische Praxis dar.