07.09.2023 | Allergien und Intoleranzreaktionen | Übersicht
Adrenalin-Autoinjektoren zur Behandlung des anaphylaktischen Notfalls: eine vergleichende Analyse
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ludger Klimek, PD Dr. Katharina Blümchen, Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring, Prof. Dr. med. Kirsten Beyer, Sabine Schnadt, PD Dr. med. Ernst Rietschel, Britta Stöcker, Univ.-Prof. Dr. med. Margitta Worm
Erschienen in:
Allergo Journal
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Die Anaphylaxie als Maximalvariante der allergischen Sofortreaktion stellt eine potenziell lebensbedrohliche Notfallsituation in der Allergologie dar. In der Therapie ist neben allgemeinen Maßnahmen wie sachgerechter Lagerung des Patienten die Verabreichung von Adrenalin intramuskulär wesentlich. Wichtig ist nach erfolgreicher Akuttherapie oder bei Feststellung eines Anaphylaxie-Risikos, den Patienten ausreichende Informationen zur Vermeidung anaphylaktischer Reaktionen sowie zur Selbsthilfe bei eventuellen erneuten Reaktionen zu geben. Medikamente zur Soforthilfe, die zu einem "Notfallset" zusammengestellt werden, sind ein Adrenalin-Autoinjektor (AAI), ein H1-Antihistaminikum und ein Glukokortikoid sowie bei Asthma oder nach Obstruktion der unteren Atemwege im Rahmen einer Anaphylaxie ein β-adrenerges Aerosol.
Wir erörtern die wesentlichen Aspekte der Pathophysiologie der Anaphylaxie, der Pharmakologie und Anwendung von Adrenalin bei dieser Indikation. Die intramuskuläre Applikation ist der therapeutische Standard, vor allem bei mittelschweren Reaktionen, während die intravenöse Gabe unter intensivmedizinischer Überwachung erfolgt. Zur Selbstmedikation werden ausschließlich AAI eingesetzt. Die Handhabung der Autoinjektoren muss speziell geübt werden, damit im Notfall jeder Handgriff sitzt und die Injektion rasch, korrekt und sicher erfolgen kann. Hierzu haben sich Schulungsprogramme wie die "Anaphylaxie-Schulung" der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Edukation und Training (AGATE) bewährt. Die derzeit in Deutschland verfügbaren AAI unterscheiden sich unter anderem in der Handhabung, applizierten Adrenalindosis und Nadellänge sowie ihrem Injektionsmechanismus. Die Geräteeigenschaften von AAIs beeinflussen die Freisetzung und systemische Verfügbarkeit von Adrenalin. Aufgrund der verschiedenen Eigenschaften sind AAIs nicht austauschbar. Zum Schutz des Patienten sollte auf jedem GKV-Rezept "nec aut idem" angekreuzt werden, um einen möglichen Austausch in der Apotheke sicher zu verhindern. Wir stellen in dieser Publikation die wesentlichen Unterschiede der AAI dar und geben Empfehlungen für den Umgang in der Praxis.