Allergenbelastung: Mäuse – raus aus der Schule!

Je höher die Belastung mit Mausallergenen in Klassenräumen ist, desto mehr verstärken sich die typischen Symptome asthmakranker Kinder und desto schlechter ist deren Lungenfunktion. Dies zeigt eine Untersuchung verschiedener Raumallergene, die in amerikanischen Innenstadt-Schulen gefunden wurden. Familien mit asthmakranken Kindern wird von Katzenhaltung abgeraten, und sie stecken ihre Matratzen in spezielle Überzüge. Doch welchen Umweltbelastungen sind sie eigentlich in der Schule ausgesetzt und was sind die Folgen? Dies untersuchten William Sheehan und Kollegen vom Boston Children’s Hospital jetzt im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie. In die School Inner-City Asthma Study waren 284 Kinder zwischen 4 und 13 Jahren aus 37 innerstädtischen Schulen im Nordosten der USA eingeschlossen. Bei den Studienteilnehmern war vor mindestens einem Jahr Asthma diagnostiziert worden, und sie erfüllten darüber hinaus eines der folgenden Kriterien: tägliche medikamentöse Asthmaprävention, Wheezing-Symptome oder ein unplanmäßiger Arztbesuch im vorausgegangenen Jahr. Nach einer Eingangsuntersuchung wurden die Schüler ein Jahr lang beobachtet. In dieser Zeit wurden zweimal im Jahr Staubproben aus den jeweiligen Klassenräumen und der häuslichen Umgebung der Kinder auf die üblichen Innenraumallergene (Ratte, Maus, Schabe, Katze, Hund und Hausstaubmilben) untersucht. Die Auswertung der Schulallergene wurde für die häuslichen Allergene adjustiert. Primärer Endpunkt der Studie war die maximale Zahl an Tagen, an denen in den vorausgegangenen zwei Wochen Asthmasymptome bestanden hatten (Score 0–14). Außerdem wurden die Lungenfunktion und die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe wegen Asthmabeschwerden erfasst. Zwölf zusätzliche Asthmatage pro Schuljahr Am häufigsten (99,5%) wurden in den Schulstaubproben Mausallergene detektiert (zuhause 96,0%). Die Konzentration im Schulstaub war signifikant höher als im heimischen Staub (0,90 vs 0,14 µg/g). Der Vergleich des 25. (0,23 µg/g Schul-Mausallergene) mit dem 75. Perzentil (3,84 µg/g Schul-Mausallergene) machte deutlich: Mit zunehmender Exposition gegenüber Mausallergenen in den Klassenräumen nahm die Häufigkeit der Atembeschwerden zu (2,97 vs. 3,54 Beschwerdetage/2 Wochen). Im 75. Perzentil der Belastung mit Mausallergenen beobachteten Sheehan und Kollegen eine um 27% höhere Zahl an Tagen mit Asthmasymptomatik sowie ein um vier Prozentpunkte niedrigeres forciertes exspiratorisches Ein-Sekundenvolumen (FEV1) als im 25. Belastungsperzentil. Diese Befunde waren unabhängig von einer allergischen Sensibilisierung und der häuslichen Allergenexposition. Auch Allergene von Katzen (94,8%) und Hunden (82,6%) wurden häufig in Klassenraum-Proben gefunden (zuhause 79,4% bzw. 49,8%). Allergene von Hausstaubmilben waren in 46,5% der Schulproben vorhanden. Andere Allergene kamen in den Innenstadtschulen weitaus seltener vor. Außer bei den Mausallergenen war kein Effekt auf die Asthmasymptomatik der Kinder erkennbar. Die Ergebnisse ihrer Studie, so Sheehan und Kollegen, zeigten deutlich, wie schulische Umgebungsbedingungen die Gesundheit asthmakranker Kindern beeinflussen können. Allerdings sei zu bedenken, dass der dominante Allergentyp in Klassenräumen auch durch das Klima beeinflusst werde. Während nämlich in den nordöstlichen Staaten der USA Mausallergene vorherrschten, so die Studienautoren, seien in wärmeren Klimazonen eher höhere Konzentrationen an Schabenallergenen zu erwarten. Der verhältnismäßig niedrige Anteil an Hausstaubmilben- und Schabenallergenen sei vermutlich den langen, trockenen und sehr kalten Wintern der untersuchten Regionen zuzuschreiben. Die niedrigeren Werte für Katzen- und Hundeallergene lägen vermutlich daran, dass in Stadtgebieten relativ wenige Haustiere gehalten würden. Aufgrund ihrer Studienergebnisse kalkulierten Sheehan und Kollegen, dass Kindern mit der niedrigsten Belastung an Mausallergenen in Klassenräumen (25. Perzentil) gegenüber hochbelasteten Schülern (75. Perzentil) zwölf Tage mit Asthmasymptomatik pro Schuljahr erspart würden. Da Kinder mit Asthma enorm von gezielten Präventionsmaßnahmen profitieren könnten, sollte man diesen Aspekt nach Ansicht der Autoren bei künftigen Maßnahmen zur Reduktion von Umweltbelastungen berücksichtigen.

Springer Medizin

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