Narkoseschlauchsysteme bleiben sieben Tage keimfrei

Wird ein Narkoseschlauchsystem mit Atemfilter sieben Tage verwendet, sind Keime und Erreger hinter dem Filter nicht häufiger zu finden als nach einem Tag. Eine Anwendung nach geltenden Empfehlungen erscheint damit sicher. Bei jeder Narkose gilt es zu verhindern, dass sich Patienten über das Atemschlauchsystem mit Erregern infizieren. In einigen Ländern, etwa den USA, ist es daher üblich, die Narkoseschläuche nach jedem Patienten zu wechseln. In anderen Ländern – darunter auch Deutschland – kommen zumeist Systeme mit Atemfiltern zum Einsatz. Die Schläuche werden mehrfach benutzt, die Filter nach jedem Patienten gewechselt. Filtersysteme bis zu sieben Tage im Einsatz Nach einer gemeinsamen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) aus dem Jahr 2010 kann ein solches „Narkoseschlauchsystem bis zu 7 Tage eingesetzt werden, sofern seine Funktionalität weiterhin gegeben ist und der Hersteller das in der Gebrauchsanweisung erlaubt“ .Ein sofortiger Wechsel von Schlauchsystem und Handbeatmungsbeutel wird jedoch gefordert, wenn ein Patient an einer meldepflichtigen Infektionskrankheit leidet, die über die Luft übertragbar ist (etwa Masern, TB, Influenza), oder wenn seine Atemwege mit multiresistenten Erregern besiedelt sind. „Es ist jedoch fraglich, ob sich eine solche komplexe Empfehlung in der Praxis umsetzen lässt“, schreiben Narkoseärzte um Dr. Alexandra Heininger von der Universität Heidelberg. So werde nicht vor jeder Operation routinemäßig auf multiresistente Keime gescreent; ein Virustest sei sogar völlig unüblich. Viele Experten zweifeln daher, ob Systeme mit Atemfiltern nach einigen Tagen noch sicher sind. Diese Frage wollte das Team um Heininger in einer eigenen Untersuchung klären. Dabei fanden sie bei einem Routineeinsatz von sieben Tagen nicht mehr bakterielle und virale Kontaminationen als nach einem Tag – die Atemfilter scheinen die Patienten also tatsächlich zu schützen. Für ihre Studie verwendeten die Forscher die Narkosesysteme entsprechend der DGKH- und DGAI-Empfehlung: Nach jedem Patienten mit meldepflichtigem Atemwegsinfekt oder mit dokumentierter Besiedelung durch multiresistente Keime wechselten sie die Atemschläuche, ansonsten nur die Filter. In diesen Fällen wurden Schläuche und sonstiges Equipment vor erneuter Verwendung mit einem Desinfektionsmittel behandelt. Das Team um Heininger nahm nach jeder Anwendung Proben von der Innen- und Außenfläche des hinter dem Filter liegenden Y-Stücks. Sie wurden auf Problemkeime getestet, etwa MRSA, Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) sowie multiresistente Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa oder Acinetobacter baumannii sowie Viren, wenn eine virale Infektion des Patienten vermutet wurde. Keine multiresistenten Keime hinterm Filter Insgesamt konnten die Ärzte knapp 1200 Proben von 233 Narkoseschlauchsystemen auswerten. Darunter befanden sich 102 Systeme, die nur einen Tag benutzt worden waren, sowie 101 Systeme nach einer Anwendung über sieben Tage hinweg. Y-Stück sowie Kondensat vom Wasserabscheider enthielten auf der Innenseite nach einem Tag bei 8% der Proben Bakterien, 6% waren es nach einer Woche – hierbei gab es keinen signifikanten Unterschied. Anders sah es auf der Außenseite aus: Hier waren nach einem Tag 7% der Proben kontaminiert, nach sieben Tagen rund 17%. Nachgewiesen wurden jedoch ausschließlich typische Haut- und Mundhöhlenkeime und keine Pathogene. Auch Viren konnten die Ärzte im Schlauchsystem hinter dem Filter nach der Anästhesie von zehn Patienten mit bekannter viraler Atemwegsinfektion nicht nachweisen – weder nach einem noch nach sieben Tagen. Bei 20 Patienten war eine Besiedelung oder eine Infektion mit multiresistenten Erregern bekannt. Hier wurden die Atemschläuche sofort weggeworfen, doch zuvor entnahmen die Ärzte Proben – in diesen Fällen aus nicht desinfizierten Schläuchen. Dennoch wurden keine multiresistenten Keime in Bereichen hinter dem Filter aufgespürt, wohl aber davor. Die Ärzte um Heininger schließen aus der Untersuchung, dass Narkoseschlauchsysteme mit hochwertigen Atemfiltern auch nach sieben Tagen sicher sind. Selbst bei Patienten mit multiresistenten Keimen oder unentdeckten Atemwegsinfekten muss man sich wohl keine Sorgen machen, dass die Erreger auf andere Patienten übertragen werden – zumindest nicht durch Kontaminationen im Innenbereich.

Springer Medizin

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