Der vorliegende Fall dokumentiert die Zahnsanierung in Intubationsnarkose bei einem 4-jährigen Jungen, der an dem Zhu-Tokita-Takenouchi-Kim-Syndrom leidet. Bei dieser seltenen autosomal-dominant vererbten Krankheit (Prävalenz < 1:1.000.000) leiden die Betroffenen unter einer schweren allgemeinen Entwicklungsverzögerung und geistiger Behinderung. Die zahnärztliche Behandlung und Betreuung bei Kindern mit dieser Behinderung sind für alle Beteiligten sehr herausfordernd.
Bei der Erstvorstellung war die initiale Befundaufnahme nur mittels Fixierung durch die Eltern möglich. Es zeigte sich das klinische Bild einer Saugerflaschenkaries mit dmft = 12. Die Mundhygiene war schlecht (API [Approximal Plaque Index] 100 %). Aufgrund der mangelnden Compliance wurde die Zahnsanierung stationär in Intubationsnarkose durchgeführt. Das Milchgebiss wurde konservierend und chirurgisch saniert: 55, 52-62, 64 und 65 wurden extrahiert, 54, 63 und 84 wurden mit Kompositfüllungen und 74, 75 sowie 85 mit Stahlkronen versorgt. Der postoperative Verlauf verlief ohne Komplikationen. Bei der Nachkontrolle zeigte sich erneut ein erhöhter API-Wert von 80 %. Um die häusliche Mundhygiene langfristig zu verbessern, wurden den Eltern neben Putztechniken mit geeigneter Positionierung des Kindes auch Grundzüge der nonverbalen Kommunikation und der Kontrolle der Stimmlage erläutert. Ihnen wurde vermittelt, dass eine verbesserte Mundgesundheit ebenfalls den allgemeinen Gesundheitszustand und das Wohlbefinden ihres Kindes positiv beeinflussen würde. Der Fall zeigt exemplarisch die Problematik der Erhaltung gesunder oraler Verhältnisse bei Kindern mit schweren Einschränkungen, mit denen die Eltern konfrontiert sind und die oft zu einer hohen Einschränkung der Mundgesundheit führen. Über die komplexe zahnmedizinische Therapie hinaus kommt daher der frühzeitigen oralpräventiven Unterstützung der Eltern hohe Bedeutung zu.