In dieser monozentrischen, prospektiven Beobachtungsstudie konnte gezeigt werden, dass bei 97 % der 94 untersuchten Patienten bei Anlage eines ZVK der Führungsdraht sonographisch durch einen zusätzlichen Untersucher über 2 aus der Notfallsonographie bekannte und klinisch standardisierte Schallfenster (transhepatisch oder subkostal) sicher identifiziert werden kann. So war neben der korrekten i.v.-Lage auch die Bestätigung der korrekten Richtung zum Herzen möglich, bevor der eigentliche Katheter über den Draht vorgeschoben wird. Dazu muss der Draht also im rechten Herzen oder der V. cava identifiziert werden, wozu dieser auch nicht weiter eingeführt werden muss, als es in der täglichen Routine ohnehin der Fall ist.
Neben der korrekten Richtung des eingeführten Katheters zum Herzen ist die Lage der Katheterspitze, d. h. die eingeführte Länge des Katheters von Bedeutung, wobei die optimale Lage nach wie vor kontrovers diskutiert wird. Letztlich wird die Lage der Katheterspitze am Übergang der V. cava superior (unteres Drittel) zum rechten Vorhof als ideal angesehen, weil dann auch Katheter von allen Gefäßzugängen parallel zur Gefäßwand der V. cava superior liegen [
3,
14,
19,
21]. Im 2. Studienabschnitt wurde daher bei insgesamt 44 der 94 Patienten untersucht, ob auch die einzuführende Länge des Katheters für den einzelnen Patienten sonographisch bestimmt werden kann. Hier wurde bei Rückzug und Verschwinden der Drahtspitze aus dem jeweiligen Schallfenster die eingeführte Drahtlänge abgemessen und bei Sonographie über das transhepatische Schallfenster 4 cm, über das subkostale Schallfenster 2 cm von der Einführungslänge abgezogen. Im Anschluss wurde dann der ZVK entsprechend der optimalen Tiefe vorgeschoben. Bei 5 dieser 44 Patienten konnte das Verschwinden des Führungsdrahtes aus der Schallebene zwar eindeutig visualisiert werden, allerdings waren bei Punktion der V. subclavia links der jeweils eingesetzte ZVK für die optimale Positionierung im Zielbereich um bis zu 6 cm zu kurz. Die Richtung dieser 5 Katheter war in allen Fällen korrekt, die Katheterspitzen kamen allerdings an der Einmündung der V. anonyma in die V. cava superior zu liegen, ohne vollständig in die V. cava superior gelangt zu sein. Daher wurden diese 5 Patienten letztlich von der Analyse ausgeschlossen. Neben der Katheterlänge spielen auch die zur Punktion gewählte Vene und die Lokalisation der Punktionsstelle eine Rolle, wobei sonographisch gesteuerte Gefäßpunktionen der Vv. jugularis interna und subclavia meist weiter kranial und lateral erfolgen [
14,
17]. Insbesondere bei linksseitigen Punktionen oder sehr großen Patienten empfiehlt sich daher die Verwendung längerer Katheter. Im Vergleich zur Thoraxröntgenaufnahme war die Katheterspitze bei 20 der übrigen 39 Patienten (51 %) korrekt im definierten Zielbereich unteres Drittel der V. cava superior platziert, bei 9 Patienten (23 %) unterhalb (Eingang rechter Vorhof) und bei 5 Patienten (13 %) oberhalb des Zielbereichs. Wir haben bei unserer Methode bewusst nur 2 cm nach Verschwinden des Drahts aus dem Vorhof abgezogen, damit der ZVK nicht versehentlich zu weit zurückgezogen wurde. 9 der 44 Katheter lagen laut Thoraxröntgenaufnahme relativ zu tief, am Eingang zum rechten Vorhof, wobei diese Einführtiefe von einigen Autoren ebenfalls noch als ideal angesehen wird [
5] und für intensivmedizinische bzw. am Monitor überwachte Patienten aus unserer Sicht klinisch akzeptabel ist. Für nicht am Monitor überwachte Patienten auf der Normalstation sollte man zur sicheren Vermeidung der Gefahr von Rhythmusstörungen daher über das transhepatische Schallfenster ≥5 cm, über das subkostale Schallfenster ≥3 cm von der Einführungslänge abziehen. In keinem der Patienten wurde der Katheter nachträglich aufgrund der Thoraxröntgenaufnahme korrigiert.
In vielen Fällen ist die ultraschallgesteuerte Punktion der Vene für die ZVK-Anlage Routine geworden, weil sie Vorteile hinsichtlich der Erfolgsrate und Vermeidung von Komplikationen, insbesondere Pneumothorax, bietet [
15,
17]. Zur sonographischen ZVK-Lagekontrolle bzw. Bestimmung der Einführtiefe gibt es im Wesentlichen 5 prospektive Studien [
1,
2,
9,
10,
12]. In der Studie von Matsushima und Frankel wurde durch Ausschluss einer Fehllage des Drahts in andere Gefäßabgänge („ruling-out technique“) die korrekte Lage indirekt angenommen. Dabei konnte bei 10 von insgesamt 83 ZVK-Anlagen eine Fehllage identifiziert werden, wobei diese Ausschlussmethode mit einer durchschnittlichen Untersuchungsdauer von 10,8 min vergleichsweise lang war. Kim et al. gelang es erstmalig, den J tip des ZVK-Drahts direkt in der V. cava superior über ein supraklavikuläres Schallfenster sowohl für den Zugang über die V. jugularis interna bei 48 Patienten [
10] als auch über die rechte V. subclavia bei 21 Patienten [
9] darzustellen. Unter Verwendung eines Mikrokonvexschallkopfes wurde dabei die obere Gefäßwand der kreuzenden rechten Pulmonalarterie, die an die untere V. cava superior angrenzt, als Zielzone für die Positionierung der Drahtspitze definiert. In beiden Studien konnte eine gute Übereinstimmung der korrekten ZVK-Lage zu den verwendeten Referenzmethoden Thoraxröntgenaufnahme bzw. intrakardiale EKG-Ableitung, Körpergrößenformel und transösophageale Echokardiographie (TEE) gezeigt werden. In der ersten Studie von Kim et al. lag die ZVK-Spitze laut Thoraxröntgenaufnahme bei 8 Patienten oberhalb, bei 31 Patienten unterhalb und 9 Patienten auf Höhe der Carina [
10]. Ein möglicher Nachteil der beschriebenen Methodik von Kim et al. ist, dass kein Standardschallkopf bzw. Standardschallfenster zum Einsatz kamen, sodass ggf. ein längeres Training erforderlich sein könnte. Die mittlere Zeitdauer zwischen 1. Ultraschallbild und Positionierung des Drahts in der V. cava superior betrug in beiden Studien 11 bzw. 9,25 min. In 2 weiteren Studien [
1,
2] wurde – wie in unserer Studie – versucht, den Führungsdraht in der V. cava inferior oder den rechten Herzhöhlen darzustellen. Bedel et al. [
2] konnten so in 91 von 101 Patienten den Führungsdraht in der V. cava nachweisen, was bei ihrer Auswertung einer zu unserer Studie vergleichbaren Sensitivität von 1 und einem positiv-prädiktiven Wert von 0,98 entsprach. Als Schallfenster wählten die Autoren ausschließlich das subkostale Fenster, wodurch sie bei 4 Patienten nach abdominalchirurgischem Eingriff oder ausgeprägter Adipositas das Herz nicht darstellen konnten. In der prospektiven Beobachtungsstudie von Arellano et al. [
1] wurde über das apikale und subkostale Schallfenster versucht, den Führungsdraht im rechten Vorhof durch einen zusätzlichen Untersucher nachzuweisen. Die Darstellung des Drahts gelang dabei in 91 von insgesamt 100 untersuchten Patienten, wobei keine Zeitdauer angegeben wurde. In allen 3 Studien wurde dagegen nicht die korrekte Einführlänge bestimmt. In unserer Studie wurden 2 Schallfenster gewählt für den Fall, dass im 1. Schallfenster von der rechten Flanke transhepatisch der Führungsdraht nicht zu identifizieren war. Aus unserer Sicht hat das transhepatische Schallfenster den Vorteil, dass es bei dem für die ZVK-Anlage steril abgedeckten Patienten in der Regel einfach zugänglich und schnell aufzufinden ist. So war der Führungsdraht bei zwei Drittel der Patienten bereits über dieses 1. Schallfenster darstellbar. Ein systematischer Vergleich beider gewählten Schallfenster wurde allerdings nicht durchgeführt. Die Sonographie des Führungsdrahtes, die unsteril vorgenommen werden konnte, wurde wie in der Studie von Arrelano et al. [
1] durch einen 2. ärztlichen Untersucher vorgenommen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die Sonographie nicht mit der ZVK-Anlage interferiert. Die mittlere Zeitdauer bis zum Nachweis des Drahts betrug dabei 2,2 min, wobei unser Studienkollektiv mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 29 ± 9 kg/m
2 prä- bzw. adipöse Patienten widerspiegelte. In der Studie von Bedel et al. [
2] wurden 2 Schallköpfe steril vorbereitet und die Punktion und Lagekontrolle von einer einzigen Person durchgeführt, wobei die mittlere Zeitdauer bis zur Drahtidentifikation 1,8 min betrug, bei ihrem normalgewichtigen Patientenkollektiv (BMI von 24 ± 3 kg/m
2). Generell ist die Ultraschalldiagnostik von der Erfahrung des Untersuchers und der „Schallbarkeit“ des Patienten abhängig. In unserer Studie erfolgte die sonographische Untersuchung durch in der Sonographie erfahrenes ärztliches Personal, sodass bei unerfahrenen Untersuchern mit einer längeren Zeit für die Darstellung bzw. einer geringeren Erfolgsquote zu rechnen ist. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass die Sonographie zur Drahtidentifikation auch durch geschultes, nichtärztliches Personal durchgeführt wird [
7].
In unserer Studie wurde bei jedem Patienten nach der Gefäßpunktion eine Thoraxröntgenaufnahme durchgeführt. Der Zeitpunkt der Röntgenaufnahme ist immer ein Kompromiss zwischen einer zügigen Lagekontrolle vor Verwendung des Katheters und dem Ausschluss eines Pneumothorax, welcher zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht zur Darstellung kommt. Lichtenstein et al. haben gezeigt, dass insbesondere ein Pneumo- oder Hämatothorax und die Dynamik dieser Komplikationen sicher mittels Ultraschall diagnostiziert und kontrolliert werden können [
11]. Unsere Studie zeigt, dass mit der sonographischen Methode über zwei standardisierte und leicht zugängliche Schallfenster eine insbesondere bei intensivmedizinischen bzw. am Monitor überwachten Patienten akzeptable Bestimmung der ZVK-Einführtiefe möglich ist. Die routinemäßige Durchführung einer radiologischen Lagekontrolle ist aus unserer Sicht somit nur noch indiziert, wenn der Nachweis des Führungsdrahtes oder der Ausschluss punktionsbedingter Komplikationen sonographisch nicht gelingt.
Fallstricke der sonographischen Methode
Grundsätzlich müssen für die hier vorgestellte sonographische Lagekontrolle des Führungsdrahtes und Positionierung des Katheters methodenimmanente Probleme berücksichtigt werden. In dieser Studie konnte der Führungsdraht bei 2 Patienten nicht dargestellt werden, obwohl der Katheter in der anschließend durchgeführten Thoraxröntgenaufnahme korrekt platziert war. Der Draht ist im Verhältnis zum Durchmesser der V. cava oder dem rechten Vorhof deutlich kleiner, sodass der Schallkopf vollständig durch die untersuchte Struktur geschwenkt werden muss, damit der Draht nicht übersehen wird. Auch ein Abweichen des Drahts in die Lebervene hat zur Folge, dass der Draht weder im Herzen noch in der V. cava inferior nachzuweisen ist. Diese Form der Fehllage kann allerdings durch eine Sonographie der Lebervenen unmittelbar überprüft werden.
Fehlinterpretationen können durch verschiedene anatomische Strukturen, die einen Draht vortäuschen, entstehen [
3,
14,
17]. Die Gefäßwand der V. cava inferior ist sehr echogen, wenn sie senkrecht von der Schallwellenfront getroffen wird. Gleichzeitig können Schrittmacherdrähte oder andere, parallel einliegende Katheter zu einer Verwechselung führen, wie es bei einem Patienten in unserer Studie der Fall war. Die Bewegung des Drahts beweist, dass es sich um den Führungsdraht handelt. Beim transhepatischen Schall muss man auf eine Verwechslungsgefahr mit der Aorta achten, insbesondere wenn die V. cava inferior kollabiert ist. Darüber hinaus muss bei der Längenbestimmung zur optimalen Einführtiefe sichergestellt sein, dass der Draht die Schallebene nach kranial verlässt und man ihn nicht seitlich aus der Schallebene verliert.