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09.08.2022 | Allgemeine Notfallmedizin | Nachrichten

Notrufe in USA ausgewertet

Wie gefährlich ist der Vollmond?

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Wird die Notrufnummer bei Vollmond häufiger gewählt als in Nicht-Vollmond-Phasen? Die Antwort gibt eine US-Studie, in der über 8 Millionen Notrufe im Jahr 2019 nach der jeweiligen Mondphase ausgewertet wurden.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Dass Menschen bei Vollmond häufiger zu Schaden kommen, ist ein weit verbreiteter Aberglaube. Forschende aus fünf renommierten US-amerikanischen Fakultäten, darunter die Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, die Harvard Medical School in Boston und die University of Chicago, haben nun Fakten geschaffen: Sie werteten insgesamt 8.415.412 Notrufe aus, die innerhalb eines Kalenderjahres über die US-Notrufnummer 911 eingegangen waren und im National Emergency Medical Services Information System (NEMSIS) erfasst wurden.

Um den Einfluss von COVID-19 zu vermeiden, hatte sich das Team um Aditya Shekhar das Kalenderjahr 2019 herausgegriffen. Als Vollmondphase wurden die drei Tage vor, während und nach dem kompletten Vollmond definiert. Dem gegenübergestellt wurden Nicht-Vollmond-Phasen, nämlich die entsprechenden drei Wochentage vor sowie nach der Vollmondwoche.

Keine signifikante Häufung in Vollmondphasen

Von den ausgewerteten Anrufen hatte jeder dritte in einer Vollmondphase stattgefunden. Wie Shekhar und sein Team zeigen konnten, waren in solchen Perioden im Schnitt 77.146 Notrufe pro Tag eingegangen, in den zum Vergleich herangezogenen Nicht-Vollmond-Phasen 78.308 pro Tag – kein signifikanter Unterschied also.

Die Forscherinnen und Forscher betonen auch, dass es in keinem Monat des Jahres 2019 während der Vollmondphase zu signifikanten Häufungen bei den Notrufen gekommen war. Im Gegenteil: In sieben der zwölf Monate wurde sogar ein minimaler Rückgang im jeweils kritischen Zeitraum registriert. Auch auf die Art der von den Anrufern vorgebrachten Beschwerden oder Verletzungen hatte der Vollmond offenbar keinen Einfluss gehabt.

„Damit haben wir einen robusten Nachweis, dass es zwischen Vollmondtagen, Notrufaufkommen und Schwere der Fälle keinen Zusammenhang gibt“, folgern Shekhar und Kollegen. Nicht auszuschließen sei allerdings, dass es möglicherweise Gegenden gebe, in denen Menschen bei Vollmond häufiger die Notrufnummer wählen. Theoretisch könne es auch sein, dass sich in diesen Zeiten häufiger Notfälle ereignen, die nicht in einen Anruf münden. Dies herauszufinden, bleibe Aufgabe für weitere Forschungsvorhaben.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welchen Einfluss hat der Vollmond auf das Notrufaufkommen in den USA?

Antwort: Die Auswertung von über 8 Mio. vom US-Notfall-System NEMSIS registrierten Aktivitäten zeigt: In Vollmondphasen gingen pro Tag median 77.146 Anrufe ein, in Nicht-Vollmond-Phasen 78.308. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant.

Bedeutung: In Vollmondphasen gibt es keine Häufung medizinischer Notrufe.

Einschränkung: US-Notrufsystem; keine Differenzierung nach Regionen; Notfälle, die nicht in einen Anruf mündeten, wurden nicht erfasst.

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Literatur

Shekhar AC et al. Full moons are not associated with increases in emergency medical services (EMS) activations (911 calls) in the United States. American Journal of Emergency Medicine 2022; https://doi.org/10.1016/j.ajem.2022.07.044

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