Erschienen in:
20.10.2016 | Metamizol | Übersichten
Metamizol
Überlegungen zum Monitoring zur frühzeitigen Diagnose einer Agranulozytose
verfasst von:
Prof. Dr. med. U. M. Stamer, U. Gundert-Remy, E. Biermann, J. Erlenwein, W. Meiβner, S. Wirz, T. Stammschulte
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 1/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Metamizol ist ein in Deutschland häufig verwendetes Nichtopioidanalgetikum, das sehr selten eine lebensgefährliche Agranulozytose auslösen kann. Die Fachinformation weist darauf hin, dass bei längerfristiger Therapie regelmäßige Kontrollen des Differenzialblutbilds erforderlich sind. Es besteht jedoch Unsicherheit, wie diese Kontrollen in der Praxis gehandhabt werden sollten.
Fragestellung
Welche Empfehlungen für die Durchführung und Zeitintervalle von Blutbildkontrollen bei einer Metamizolbehandlung lassen sich aus der Literatur ableiten und welche anderen Möglichkeiten des Monitorings gibt es?
Methodik
Daten aus epidemiologischen Studien und Übersichtsarbeiten sowie spontan gemeldete Fälle wurden evaluiert.
Ergebnisse
Eine Agranulozytose kann in einem sehr variablen Zeitintervall auftreten (erster Behandlungstag bis Monate nach Therapiebeginn), sodass sich keine evidenzbasierte Empfehlung für den Zeitpunkt von Blutbildkontrollen ableiten lässt. Daher ist das Auftreten klinischer Symptome als ein Trigger für eine Blutbildkontrolle anzusehen, um durch eine frühzeitige Diagnose Komplikationen einer Agranulozytose zu vermeiden. Neben allgemeinen Symptomen wie Fieber, Halsschmerzen, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen sind Schleimhautulzerationen, eine ausgeprägte Angina und systemische Infektionen bis zur Sepsis typisch für eine Agranulozytose.
Schlussfolgerung
Eine bessere Aufklärung von Patienten und medizinischem Personal über eine Agranulozytose könnte eine sinnvolle Komplikationsprävention darstellen. In Verdachtsfällen muss unverzüglich ein Differenzialblutbild durchgeführt werden und es sollte ein sofortiges Absetzen aller Medikamente, die eine Agranulozytose auslösen können, ebenso obligat sein wie eine engmaschige Überwachung des betroffenen Patienten und eine Therapie in Abhängigkeit vom Schweregrad der Symptomatik.