"Diesen Zustand noch über Wochen oder vielleicht sogar Monate bestehen zu lassen, das reißt dann auch die Zahnarztpraxis in wirtschaftliche Probleme!", sagt Zahnarzt Arno Koch, Inhaber einer Zahnarztpraxis in Neustadt/Weinstraße. Im Podcast "Ärztetag", einem Angebot der ÄrzteZeitung, berichtet er, wie es ihm und seinen Mitarbeiterinnen mit der aktuellen Situation ergeht (https://aerztetag.aerztezeitung.de/83-sars-cov-2-eine-krise-fur-die-zahnmedizin). Dem einen oder anderen spricht Kochs Bericht vielleicht aus der Seele, aber vielleicht gibt es auch positive Aspekte, wie z.B. ein wachsender Zusammenhalt im Team. Wir wollten wissen, wie - nicht nur - junge Zahnmediziner die aktuelle Situation meistern.
Dominik Kramarczyk // Schwarzenborn
Ich fühle mich im Dienst sehr sicher. Wir sind in unserem Sanitätsversorgungszentrum materiell gut ausgestattet, sodass die Versorgung der Soldaten jederzeit sichergestellt werden kann. Es wurden entsprechend kleinere Behandlungsteams und Bereitschaften gebildet, um schnell auf personelle Ausfälle reagieren und mögliche Infektionsketten verfolgen zu können. Schmerzbehandlungen stehen im Vordergrund, andere Behandlungen werden, wenn medizinisch vertretbar, verschoben.
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Dominik Kramarczyk hat von 2013 bis 2018 in Göttingen Zahnmedizin studiert. 2015 trat er als Quereinsteiger in die Bundeswehr ein. Seit 2018 leistete er im Rang eines Stabsarztes seinen Dienst in der Zahnarztgruppe - so nennen sich die Zahnarztpraxen der Bundeswehr - in der Georg Friedrich-Kaserne in Fritzlar. Seit 2020 ist er Leiter seiner ,,eigenen'' Zahnarztgruppe in der Knüll-Kaserne Schwarzenborn.
Dr. Harald Martin // Betzdorf
In meinen 44 Berufsjahren ist das jetzt eine völlig neue Situation, die für Mitarbeiter und Praxis- inhaber wirtschaftlich ans Eingemachte geht. Unser Konzept für eine schrittweise Lockerung unter bestehendem Infektionsrisiko ist abhängig von der Verfügbarkeit entsprechender Schutzausrüstung mit nachgewiesener Wirksamkeit. Mangels gesicherten Wissens sind Gedanken erlaubt von FFP2-Maske und Schutzschild bis hin zum Schutzanzug in Anlehnung an die ABC-Ausrüstung der Bundeswehr.
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Dr. Julia Malik // Darmstadt
Da offizielle Empfehlungen von LZK, KZV, BZAEK und RKI teilweise widersprüchlich sind, unterliegt es meiner individuellen Einschätzung der momentanen Gefährdungslage, Behandlungen durchzuführen oder abzusetzen. Diese steht im Spannungsfeld mit den mangelnden Resourcen (Schutzausrüstung) und den wirtschaftlichen Aspekten der Aufrechterhaltung des Praxisbetriebes. Ich fühle mich machtlos gegen diesen zwar kleinen, aber übermäßig starken Gegner COVID-19. Angst aber habe ich keine. Ein Leben ohne COVID-19 wird es nicht mehr geben sondern nur mit. Das muss uns klar sein!
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MUDr. Janka Patrovicova // Rüsselsheim
Viel hat sich verändert, bei der Arbeit ebenso wie privat. Am Anfang herrschten Unsicherheit, Sorgen, vielleicht auch Angst vor. Jetzt kommen auch Dinge wie Routine, Entspannung, Zusammenhalt dazu. Ich arbeite als angestellte Zahnärztin und mein Chef bemüht sich sehr um unsere Sicherheit. Nach der Arbeit muss ich dann noch mit den Kindern lernen, mein Mann arbeitet im Home-Office. Und es hat sich noch etwas verändert: Mein Sohn sagt mir jedes Mal, wenn ich zur Arbeit gehe: "Mama, pass auf dich auf!"
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Zdravka Roth // Darmstadt
Für mich eine absurde Situation! Abstand halten beim Zahnarzt ist in keinster Weise möglich, und doch behandeln wir mit einfachem Mundschutz, da Schutzausrüstungen fehlen. Interessant ist, dass vielen Menschen nicht klar zu sein scheint, welch ein potentielles Risiko das mit sich bringt. Ich fühle mich vor allem von unseren Kammern im Stich gelassen. Hier hätten sie die Möglichkeit gehabt, sich als solidarischer Partner zu profilieren.
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Christina Schwander // Mainz
Das Staatsexamen 2020 wird uns wohl allen als Corona-Examen in Erinnerung bleiben. Während der anfänglichen Restriktionen hielten wir, alle schon kräftig am Lernen, die Luft an: Ob die Prüfungen wohl weiterlaufen werden? Zu Anfang erreichten uns gegensätzliche Aussagen von Seiten des Prüfungsamts und der Klinikdirektion - verständlich in so einer Ausnahmesituation. Die Ungewissheit zehrte schwer an den Nerven. Doch kurz darauf durften wir erleichtert aufatmen: Die Prüfungen gehen weiter. Nur mussten wir unsere Krankengeschichten jetzt ohne vorhergehende Patientenbefundung schreiben und so manche Prüfung mit Mundschutz abhalten.
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Marina Khan // Koblenz
Wegen der Pandemie hat sich mein Einstieg in die Assistenzzeit um einen Monat verschoben. Die freie Zeit nutze ich jetzt für meine Doktor- arbeit. Literatur hatte ich bereits ausgeliehen oder ist online verfügbar. Da ich die Umfrage bei Patienten schon gemacht und die Daten erfasst habe, kann ich in Ruhe von zu Hause aus arbeiten.
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Amy Seidel // Hannover
Nach meinem Staatsexamen letzten November bin ich gerade noch rechtzeitig Anfang März von meiner Famulatur auf den Philippinen zurückgekehrt, und mein Doktorandenprogramm beginnt erst im Juli. Für die Zeit bis dahin habe ich mich als Aushilfskraft bei der Medizinischen Hochschule Hannover gemeldet.
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Margarita Tagirova // Erding
Wir arbeiten in Kurzarbeit und im Schichtbetrieb, haben kaum Patienten und hatten lange nicht die nötige Schutzausrüstung. Für alle ist das eine Herausforderung, aber wir als Team halten zusammen!
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Songül Karaca // Berlin
Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen - Corona hat auch uns Zahnärzte aufgesucht zwischen Schutzmasken, Desinfektion und - nicht zu vergessen - den Patienten… Corona spiegelt sich insbesondere in der Patientenzahl wieder. Viele Patienten haben aus Angst vor Ansteckung den Gang zum Zahnarzt vermieden. Durch die Bereitschaft und das Engagement des gesamten Teams ist jedoch in den Köpfen der Patienten schnell wieder Ruhe und Vertrauen eingekehrt, sodass sie auch ohne Bedenken bei Notfällen und anderweitigen Behandlungen wieder kommen.