JAK-Inhibitor macht Haarausfall rückgängig

Bei schweren Formen von Alopecia areata lässt sich mit dem oralen JAK-Inhibitor Baricitinib eine deutliche Besserung erzielen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. An der Pathogenese der Alopecia areata (AA) sind die Zytokine Interferon gamma und Interleukin-15 entscheidend beteiligt. Da beide Botenstoffe vom JAK-STAT-Signalweg abhängen, gilt die Inhibition von Janus-Kinasen (JAK) als vielversprechender Behandlungsansatz. Gestützt wurde diese Vermutung bisher vor allem durch die Ergebnisse von Phase-2- und kleineren klinischen Studien. Für den JAK-Inhibitor Baricitinib ist das inzwischen auch durch zwei Phase-3-Studien belegt, die Resultate sind jetzt im New England Journal of Medicine nachzulesen. An den randomisierten placebokontrollierten Multicenterstudien BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 waren 654 bzw. 546 Patienten mit schwerer AA beteiligt: Die im Durchschnitt seit 3,5 bis 4,5 Jahren erkrankten Teilnehmer hatten alle einen SALT-Score ≥ 50 (d. h. ≥ 50% der Kopfhaut von Haarausfall betroffen), gut die Hälfte sogar von 95–100. In beiden Studien wurden die Patienten im Verhältnis 3:2:2 einer Behandlung mit Baricitinib 4 mg (einmal täglich oral), Baricitinib 2 mg oder Placebo zugeteilt. Beide Dosierungen wirksam Primärer Studienendpunkt war jeweils ein SALT-Score von ≤ 20 in Woche 36. Dieses Ziel erreichten in BRAVE-AA1 mit Baricitinib 4 bzw. 2 mg 38,8% bzw. 22,8% und mit Placebo 6,2% der Patienten. In BRAVE-AA2 betrugen die entsprechenden Anteile 35,9%, 19,4% und 3,3%. Damit war der JAK-Inhibitor in beiden Konzentrationen jeweils signifikant wirksamer als die Placebogabe (p jeweils < 0,001). In den zehn sekundären Endpunkten, die unter anderem die Wirkung der Studientherapie auf Haarverlust an Augenbrauen und -wimpern oder das Erreichen eines SALT-Scores ≤ 10 erfassten, schnitt die höhere Dosis des JAK-Inhibitors durchgängig (BRAVE-AA1) bzw. überwiegend (7 von 10, BRAVE-AA2) besser ab als die Scheintherapie. Mit der niedrigeren Dosis war der Vorteil gegenüber Placebo in acht bzw. einem sekundären Endpunkt statistisch relevant. Langzeitergebnisse folgen Nebenwirkungen der Therapie wurden meistens als leicht bis moderat eingestuft, schwerwiegende Nebenwirkungen traten unter Baricitinib bei 2,2–3,4% und mit Placebo bei 1,6% bzw. 1,9% der Patienten auf. Häufiger als in der Kontrollgruppe traten unter dem JAK-Hemmer Akne und Harnwegsinfektionen sowie erhöhte Kreatinkinase- und HDL- und LDL-Cholesterinspiegel auf. Es gab jedoch keine venösen Thromboembolien und keine opportunistischen Infektionen; ein Patient, der mit 2 mg Baricitininb behandelt wurde und kardiovaskuläre Risikofaktoren hatte, erlitt einen Herzinfarkt. „Die einmal tägliche Einnahme von Baricitinib war mit Blick auf das erneute Wachstum der Haare nach 36 Wochen einer Placebobehandlung überlegen“, fassen die Studienautoren um Brett King von der Yale School of Medicine in New Haven das Ergebnis der beiden Studien zusammen. Um die Wirksamkeit und Sicherheit von Baricitinib abschließend beurteilen zu können, seien jedoch längere Studien nötig. Auch die vom Hersteller Eli Lilly gesponserten Studien BRAVE-AA1 und -AA2 laufen aktuell weiter, geplant ist, Randomisierung und Verblindung für insgesamt 200 Wochen aufrechtzuerhalten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist Baricitinib (2 oder 4 mg/d) bei schwerer Alopecia areata (SALT-Score ≥ 50) einer Placebobehandlung überlegen? Antwort: Innerhalb von 36 Wochen erreichten mit dem JAK-Inhibitor signifikant mehr Patienten als mit Placebo einen SALT-Score ≤ 20. Bedeutung: Baricitinib könnte eine Behandlungsoption bei schwerer Alopecia areata darstellen. Einschränkung: Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit über 36 Wochen hinaus fehlen noch.

Springer Medizin

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