Erschienen in:
01.10.2011 | Operative Techniken
Amputationen am Rückfuß
verfasst von:
PD Dr. S. Rammelt, A. Olbrich, H. Zwipp
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 4/2011
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Zusammenfassung
Operationsziel
Erzielung eines endbelastbaren Stumpfes mit minimalem bzw. ohne Beinlängenverlust sowie stabiler Weichteilbedeckung durch die sensible Fußsohlenhaut über der Ferse.
Indikationen
Komplextrauma mit avitalem bzw. nicht rekonstruierbarem Vorfuß, schwere Knochen- / Weichteilinfektion, infizierter Charcot-Fuß, Nekrose oder Gangrän bei Vaskulopathie, maligne Tumoren, spezifische Infektionen, angeborener Riesenwuchs des Vorfußes.
Kontraindikationen
Möglichkeit der Rekonstruktion über das Chopart-Gelenk hinaus, Verlust der Fußsohle, nicht rekonstruierbare oder erhaltungswürdige distale Tibiametaphyse.
Operationstechnik
Fischmaulförmiger Hautschnitt dorsal 1–2 cm, plantar 5–7 cm distal der Amputationsebene bis unterhalb der Malleolenspitzen zur Bildung eines ausreichenden plantaren Hautlappens. Exartikulation bzw. Resektion von dorsal nach plantar unter Schonung der posteromedialen Gefäße zur Versorgung des Fersenhautlappens. In allen Fällen spannungsfreier Hautverschluss, ggf. temporäre Deckung mit Vakuumverband und spätere definitive Deckung mit Spalthaut, Vollhaut oder Lappenplastiken. Zwei- bis mehrzeitiges Vorgehen bei tiefem Infekt. Einstellung des Chopart-Stumpfes in Neutralstellung mittels tibiotalarem Fixateur externe mit zusätzlicher Zügelung des Taluskopfes von medial und lateral unter Verwendung einer nicht infizierten Tibialis-posterior- und der Peroneal-Sehnen. Alternativer Erhalt eines langen Pirogoff-Stumpfes durch minimale Resektion des Proc. anterior calcanei, Enukleation des Talus und Fusion des um 70–80° aufgerichteten Kalkaneus zum Tibiaplafond, ggf. zusätzliche Achillotenotomie. Alternative Deckung eines Syme-Stumpfes mit Sohlenhaut nach planer Resektion der Malleolen und des Tibiaplafonds.
Weiterbehandlung
Entlastung bis zur stabilen Narbenbildung, evtl. „Total Contact Cast“. Interimsversorgung nach 2–4 Wochen. Anpassung der definitiven Prothese mit modifiziertem Schuhwerk nach 2–3 Monaten.
Ergebnisse
In einem 12-Jahres-Zeitraum wurden 24 Rückfuß-Amputationen, davon 15 Chopart-, 7 Pirogoff- und 2 Syme-Amputationen durchgeführt. Bei 15 Patienten lag ein komplexes Fußtrauma mit traumatischer Teilamputation, bei 9 Patienten eine nicht beherrschbare Infektion vor, darunter 7-mal ein infizierter diabetischer Charcot-Fuß. Bei 16 Patienten, darunter alle mit Infekt, fanden zwischen einer und vier geplante Revisionen statt. Bei 5 Patienten (20,8%) wurde eine Nachamputation weiter proximal durchgeführt. Bei 2 von 15 Patienten mit Chopart-Amputation wurde sekundär eine Rückfußarthrodese zur Spitzfuß-Korrektur durchgeführt. An je einem Chopart- und einem Pirogoff-Stumpf erfolgte die sekundäre Abtragung von prominenten Exostosen. Bis auf 2 Patienten mit Charcot-Fuß konnten alle Patienten mit Rückfuß-Stumpf ohne Prothese kurze Strecken barfuß gehen.