Neue intravenöse Narkosemittel in der Pipeline

Als Konkurrent zu Midazolam ist das in der Entwicklung befindliche Remimazolam konzipiert. Im Gegensatz zu den konventionellen Benzodiazepinen läuft der Metabolismus komplett über unspezifische Esterasen. Das garantiert eine zuverlässig kurze Wirkungszeit. Eine erste Studie (Phase IIa, n=100) prüfte das Mittel bei Gastroskopien im Vergleich zu Midazolam (0,075 mg/kg) [1]. »Eine Einzeldosis Remimazolam reichte bei 32 % in der Niedrigdosisgruppe, bei 56 % in der mitteldosierten Gruppe und bei 64 % in der Hochdosisgruppe zur Sedierung bei der Gastroskopie aus«, berichtet Frau Professor Grietje Beck (Wiesbaden). Damit schnitt das neue Benzodiazepin deutlich besser ab als Midazolam. Überraschend ist auch der prompte Wirkungseintritt nach 1,5 - 2,5 Minuten (Midazolamgruppe: 5 Minuten). »Man darf auf klinische Phase–3-Studien hoffen«, meint die Chefärztin an den Dr. Horst Schmidt Kliniken. Propofolalternativen in der Erprobung Injektionsschmerzen bei der Narkoseeinleitung mit Propofol könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn aktuelle Neuentwicklungen halten, was sie versprechen. Unter dem Kürzel AZD–3043 ist eine Propofolalternative in der Entwicklung. Das Mittel wird durch unspezifische Esterasen schnell metabolisiert. Der Vorteil der guten Verträglichkeit bei der Injektion wird durch eine relativ hohe Inzidenz an Nebenwirkungen erkauft. So kam es bei 21 % der Probanden einer Phase-I-Studie zu Kopfschmerzen [2]. Weitere 10 % verspürten Übelkeit und 3 % empfanden störende Müdigkeit. Aufgrund der derzeitigen Datenlage bleibt festzustellen, »dass AZD–3043 noch keine ernsthafte Konkurrenz für Propofol darstellt«, urteilt Frau Prof. Beck. Besser sieht es da schon für die Alternative Alphaxalon (Phaxan ®) aus. Das Progesteronanalogon wirkt sedierend, anästhesierend, antikonvulsiv und neuroprotektiv. Frau Prof. Beck berichtet über eine ermutigende Phase-1c-Studie bei zwölf Probanden. Hierbei erwies sich das Mittel als äquipotent (BIS-Monitor) zu Propofol [3]. Die kreislaufdepressive Wirkung scheint geringer zu sein. Außerdem wirkt Alphaxalon weniger atemdepressiv. So musste bei neun der zwölf Propofolprobanden die Atemfunktion unterstützt werden. Eine gleich tiefe Alphaxalonnarkose erforderte keine Intervention. Bemerkenswert ist, dass Alphaxalon keinen Injektionsschmerz verursacht, nicht akkumuliert, und ohne unangenehme Nebenwirkungen bleibt. »Es gilt Phaxan im Auge zu behalten und auf weitere klinische Studien zu hoffen«, meint die Wiesbadener Anästhesistin. Softanaloga von Ketamin im Tierversuch erprobt Auch beim Ketamin deuten sich wesentliche Neuerungen an. Die bisher wegen der dissoziativen Anästhesie notwendige, zusätzliche Sedierung könnte durch Neuentwicklungen überflüssig werden. So wurden der Fachöffentlichkeit jüngst fünf Esteranaloga des Ketamins vorgestellt. Bisher nur im Tierversuch geprüft, sollen diese Ketaminvarianten keine dissoziative Anästhesie mehr hervorrufen [4]. Ein besonderer Vorteil der Analoga ist ihre ultrakurze Erholungszeit von durchschnittlich 87 Sekunden. »Dies ist die erste Tierstudie mit vielversprechenden Softanaloga von Ketamin. Ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, bleibt abzuwarten«, so die Einschätzung von Frau Professor Beck. Literatur [1] Borkett K, Riff D, Schwartz H, Winkle P et al. A phase IIa, randomized, double-blind study of remimazolam (CNS 7056) versus midazolam for sedation in upper gastrointestinal endoscopy. Anesth Analg 2015;120:771–80 [2] Norberg A, Koch P, Kanes J Björnsson MA, et al. A Bolus and Bolus followed by infusion study of AZD3043, an investigational intravenous drug for sedation and anesthesia: safetyband pharmacodynamics in healthy male and female volunteers. Anesth Analg 2015;121(4):894–903 [3] Monagle J, Siu L, Worrell J, Goodchild CS. Et al. A Phase 1c trial comparing the efficacy and safety of new aqueous formulation of alphaxalone with propofol. Anest Analg 2015;121:914–24 [4] Harvey M, Sleih J, Voss L, Jose J, et al. Development of rapidly metabolized and ultra-short acting ketamine analogs. Anest Analg 2015;121:925–33

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