Erschienen in:
01.12.2003 | Originalien
Anästhesiologische Versorgung von HIV-positiven Schwangeren zur elektiven Sectio caesarea
verfasst von:
PD Dr. med. D. H. Bremerich, A. Ahr, S. Büchner, H. Hingott, M. Kaufmann, C. Faul-Burbes, P. Kessler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2003
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Zusammenfassung
Fragestellung
Weltweit sind über 50 Mio. Menschen mit dem „human immunodeficiency virus“ (HIV) infiziert; 43% von ihnen sind Frauen. Die peripartale, vertikale HIV-Transmission ist die Hauptursache kindlicher HIV-Neuinfektionen. Zur Zeit stellen die Sectio caesarea in Kombination mit einer perioperativen antiretroviralen Therapie und ein postpartaler Stillverzicht die Infektionsprophylaxe der Wahl dar. Die Inzidenz der perioperativen maternalen und neonatalen Morbidität ist bisher weitgehend unbekannt und wurde in dieser Arbeit am bisher größten publizierten Kollektiv HIV-positiver Schwangerer zur elektiven Sectio caesarea in Spinalanästhesie prospektiv erfasst.
Methodik
Von 1999–2001 wurden 54 HIV-positive Schwangere in die Untersuchung eingeschlossen. Perioperativ erhielten alle Patientinnen Zidovudin (2 mg/kg KG) i.v.. Zur Spinalanästhesie wurde 60 mg 4%iges hyperbares Mepivacain plus 5 μg Sufentanil verwendet. Sensorische und motorische Blockcharakteristika, erreichte Analgesie, Inzidenz maternaler Hypotensionen und postoperativer Komplikationen sowie Zustand der Neugeborenen wurden erfasst.
Ergebnisse
Transiente intraoperative Hypotensionen wurden bei 65% der Patientinnen beobachtet. Eine Patientin verstarb noch intraoperativ aufgrund einer fulminant verlaufenden Fruchtwasserembolie. Bei 17% der Patientinnen traten postoperative Komplikationen auf; hierbei zählten Wundheilungsstörungen, Bronchitiden und Pneumonien zu den häufigsten mütterlichen postoperativen Komplikationen. Nach einem Mindestbeobachtungszeitraum von 8 Monaten ist nur ein Kind (1,8%) HIV-positiv.
Schlussfolgerung
Mepivacain plus Sufentanil zur Spinalanästhesie bei elektiver Sectio caesarea HIV-positiver Patientinnen stellt ein geeignetes anästhesiologisches Verfahren dar. Die postoperative maternale Morbidität betrug 17%; Zeichen der Beeinträchtigung der Neugeborenen wurden nicht beobachtet.