In Deutschland leben rund 9 Mio. Menschen mit einem Diabetes mellitus (DM). Circa 500.000 Neuerkrankungen werden jährlich dokumentiert. Zudem muss von einer Dunkelziffer von mindestens 2 Mio. Menschen ausgegangen werden. Dabei überwiegt der Anteil von Patienten mit Typ-2-DM bei Weitem – aktuell geht man von ca. 340.000 Erwachsenen und 32.000 Kindern aus, die von einem Typ-1-DM betroffen sind [
1]. Menschen mit Diabetes zeigen eine erhöhte Mortalitätsrate. Diese ist in den letzten Jahren allerdings gesunken, insbesondere durch Reduktion der kardiovaskulären Mortalität. Einen relevanten Anteil haben dabei sicherlich „neue“ Antidiabetika. So zeigte sich in diversen Studien, dass insbesondere Sodium-Glucose Cotransporter-2-Inhibitoren (SGLT2-Inhibitoren), aber auch Glucagon-like-peptide1-Rezeptor-Agonisten (GLP1-RA), einen signifikanten Benefit bei Patienten mit Herzinsuffizienz haben [
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5]. Erstaunlich ist, dass dieser Effekt auch bei Patienten ohne DM nachzuweisen ist [
6]. Somit erweitert sich der Personenkreis, der mit einem SGLT2-Inhibitor behandelt wird, um Menschen, die nichtdiabetesassoziiert an einer Herzinsuffizienz leiden. Dies gilt sowohl für Patienten mit einer reduzierten linksventrikulären systolischen Funktion („heart failure with reduced ejection fraction“, HFrEF) als auch mit erhaltener (bzw. moderat reduzierter) systolischer Funktion („heart failure with preserved/mildly reduced ejection fraction“; HFrEF/HFmrEF) [
7]. In Deutschland ist die Herzinsuffizienz die häufigste Diagnose einer Hospitalisierung (40,6 Fälle/10.000 Versicherungsjahre) und die Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems stellen die häufigste Todesursache dar [
8]. Das erhöhte Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko spiegelt sich auch im perioperativen Setting wider.
Neben den Risiken durch einen DM an sich bzw. durch seine assoziierten Erkrankungen kann auch die Therapie mit Antidiabetika zu perioperativen Komplikationen führen. Vor allem auf die wirkstoffbezogenen Risiken der „neuen“ Antidiabetika soll in diesem Artikel eingegangen, und Rückschlüsse in Bezug auf das anästhesiologische Management gezogen werden.