Mit Herzschrittmacher im OP: Zehn Tipps für mehr Sicherheit

Damit Schrittmacher- und ICD-Patienten eine Op. ohne Zwischenfälle überstehen, sollten Sie einige Regeln beherzigen. Das Wichtigste laut einer aktuellen britischen Leitlinie: Klären Sie, ob eine Deaktivierung des Geräts vorgenommen werden muss und wer dafür verantwortlich ist, dass es am Ende wieder seine Funktion aufnimmt. Bei vielen chirurgischen Eingriffen werden unmittelbar am Patienten elektromagnetische Felder erzeugt, z. B. vom intraoperativen MRT, vom Elektrokauter oder vom Ultraschallskalpell. Für Patienten mit einem Herzschrittmacher oder ICD (Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator) können solche Felder eine Gefahr darstellen, weil durch den Körper fließender Strom die Funktion des Implantats beeinträchtigen kann. Worin genau die Risiken bestehen und wie sie sich minimieren lassen, haben die Kardiologin Dr. Honey Thomas vom Northumbria Healthcare NHS Foundation Trust und ihre Mitarbeiter in einer Leitlinie zusammengestellt. Kernstück ist ein Katalog aus zehn „Schlüsselempfehlungen“: Machen Sie sich bewusst, dass elektromagnetische Interferenzen (EMI) im Op.-Umfeld Einfluss auf die Schrittmacherfunktion haben bzw. die Abgabe von Impulsen durch einen ICD triggern können. Sorgen Sie dafür, dass das Gerät vor der Op. eindeutig identifiziert wird. Prüfen Sie, ob das Gerät regelmäßig kontrolliert wurde (evtl. auch aus der Ferne) und kontaktieren Sie das kardiologische Team. Treffen Sie bei Prozeduren, die mit EMI einhergehen können, folgende Vorsichtsmaßnahmen: Monitoring; korrektes Positionieren der Diathermieplatte für den Elektrokauter; beim Kautern auf kurze Stromstöße beschränken; geeignetes Notfallequipment vorhalten. Ob der Schrittmacher umprogrammiert werden muss, hängt vom jeweiligen Eingriff ab und davon, ob Ihr Patient schrittmacherabhängig ist oder nicht (Auskunft darüber gibt die Klinik, die den Patienten überwacht). Eingriffe unterhalb des Bauchnabels erfordern möglicherweise keine ICD-Deaktivierung. Statt über ein Programmiergerät kann die vorübergehende Deaktivierung auch mithilfe eines Magneten erfolgen. Der Einsatz eines Magneten erfordert das korrekte Positionieren und die korrekte Handhabung. Verantwortlich für die Reaktivierung des Schrittmachers/ICD-Geräts ist das Klinikteam, das den Patienten behandelt. Ultraschallgeräte zur Zahnsteinentfernung interferieren wahrscheinlich nicht mit implantierbaren Schrittmachern. Die Autorinnen und Autoren der Leitlinie weisen vor allem auf die Gefahr hin, die durch die Deaktivierung von ICD-Geräten für den Patienten entsteht. Werde die antitachykarde Funktion nach dem Eingriff nicht wieder aktiviert, sei der Patient nicht mehr vor ventrikulären Arrhythmien geschützt. Mit Nachdruck wird davor gewarnt, Patienten in ein nicht überwachtes Umfeld oder sogar nach Hause zu entlassen, bevor sichergestellt wurde, dass das Gerät wieder seine normale Funktion aufgenommen hat. Magneten als Alternative zur Umprogrammierung Die Verwendung eines Magneten zur Deaktivierung der antitachykarden Funktion stellt laut Thomas et al. eine Alternative dar, mit der sich solche Probleme vermeiden lassen. Der Vorteil: Sobald der Magnet entfernt wird, nimmt das Gerät von alleine seine normale Tätigkeit wieder auf. Zu achten ist auf eine korrekte Positionierung, wobei man sich nach den Angaben des Herstellers richten sollte. Viele Herzschrittmacher schalten bei Magnetauflage auf einen festfrequente Betriebsart um. Die Leitlinienautoren warnen jedoch, dass sich Magneten intraoperativ leicht verschieben können. Zu bedenken ist nach Thomas und ihrem Team, dass auch magnetische Auflagen, zum Beispiel Nadel- und Klingensammler, die Gerätefunktion stören können. Diese sollten bei ICD- und Schrittmacherpatienten zumindest nicht auf den Thorax gelegt werden. Vorsicht geboten sei schließlich auch bei der Verwendung von magnetischen Steuersystemen, z. B. bei laparoskopischen Prozeduren. Das dadurch erzeugte elektromagnetische Feld sei in der Regel besonders stark und man müsse davon ausgehen, dass es zu Interferenzen komme. Keine Gefahr für Reanimationsteams Noch ein wichtiger Hinweis des Autorenteams: Sollte intraoperativ ein Herzstillstand auftreten, seien Wiederbelebungsmaßnahmen genauso durchzuführen wie bei Patienten ohne implantiertes Gerät, „ohne Rücksicht darauf, wie es aktuell programmiert ist“. Das Risiko für das Reanimationsteam durch etwaige Schockabgaben vom ICD sei „nicht signifikant“. Sei eine externe Defibrillation erforderlich, sollten die Pads so weit wie möglich weg vom implantierten Gerät aufgelegt werden, idealerweise in antero-posteriorer Position.

Springer Medizin

Mit Herzschrittmacher im OP: Zehn Tipps für mehr Sicherheit

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet AINS

Hinter dieser Appendizitis steckte ein Erreger

Ärztliche Empathie hilft gegen Rückenschmerzen

Mehr Schaden als Nutzen durch präoperatives Aussetzen von GLP-1-Agonisten?

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Update AINS