Erschienen in:
11.01.2017 | EKG | Originalien
Anästhesiologisches Vorgehen und invasive Gefäßzugänge bei der klinischen Erstversorgung von schwer verletzten Patienten in Deutschland
Onlineumfrage
verfasst von:
M. F. Struck, P. Hilbert-Carius, B. Hossfeld, J. Hinkelbein, M. Bernhard, Univ.-Prof. Dr. T. Wurmb
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Einleitung
Die kontinuierliche Überwachung von Vitalfunktionen und deren zielgerichtete Therapie gehören zu den anästhesiologischen Kernkompetenzen bei der Schwerverletztenversorgung im Schockraum. Wichtige Verfahren zur Überwachung und Steuerung der Therapie sind die Anlage einer invasiven arteriellen Druckmessung (IAD) und von zentralvenösen Zugängen (ZVK). Obwohl gerade der Zeitpunkt und die angewandte Technik der Anlage von großer Bedeutung für das weitere Behandlungsergebnis sein können, gibt es hierzu bislang keine systematisch erhobenen Daten aus Deutschland. Ziel der Untersuchung war die Erhebung entsprechender Daten.
Methoden
Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) erfolgte eine freiwillig zu beantwortende Onlineumfrage an allen anästhesiologischen Kliniken in Deutschland. Abgefragt wurden lokal übliche Verfahrensweisen der invasiven Instrumentierung bei schwer verletzten Patienten im Rahmen der Akutversorgung. Es erfolgt eine deskriptive Darstellung der erhobenen Daten.
Ergebnisse
Von 843 Kliniken konnten 72 (8,5 %) Antworten (Traumazentrum [TZ] überregional: 47 %, regional: 38 %, lokal: 15 %) mit vollständigen Datensätzen ausgewertet werden. Die mittlere Verletzungsschwere (Injury Severity Score [ISS]) betrug 21 ± 10 Punkte. In den Schockräumen der befragten Kliniken erfolgt in 49 % eine ZVK- und in 59 % eine IAD-Anlage nur bei hämodynamisch instabilen Patienten sowie in 24 % (ZVK) bzw. 39 % (IAD) bei Vorliegen pathologischer Laborparameter. Es existieren kaum Behandlungsstandards (Standard Operating Procedures [SOP]) und die Indikation zur ZVK- und IAD-Anlage erfolgt vorwiegend aufgrund einer individuellen Entscheidung. Der bevorzugte ZVK-Zugangsweg ist mit 46 % die rechte Vena jugularis interna, während bei der IAD die Arteria radialis ohne Seitenpräferenz (57 %) gewählt wird. 49 % der Kliniken führen die ZVK-Anlage im Schockraum mittels Landmarkentechnik (91 % der IAD) und 43 % regelhaft unter sonographischer Darstellung durch (9 % der IAD). Ein intravasales EKG-Monitoring zur Bestimmung der ZVK-Spitzenposition wird bei 36 % der Kliniken verwendet.
Schlussfolgerung
Die invasive Instrumentierung traumatologischer Schockraumpatienten in den an den Umfrageergebnissen beteiligten Kliniken ist selten durch SOPs geregelt und hängt oft von der individuellen Entscheidung des Schockraumteams ab. Weder der Zeitpunkt noch die Indikation zur Anlage sind einheitlich geregelt. Im klinischen Alltag zur Verfügung stehende Hilfsmittel werden für Katheteranlagen nicht regelmäßig genutzt. Weitere Studien sind erforderlich, um die tatsächliche Sicherheit und Notwendigkeit der invasiven Instrumentierung bei traumatologischen Schockraumpatienten zu erfassen und ggf. die Abläufe und Ergebnisse zu verbessern.