04.05.2022 | Anästhetika | Originalien
Anästhesiologisches Management bei operativen Eingriffen am Thorax – eine Auswertung aus dem Deutschen Thoraxregister
verfasst von:
H. Niedmers, J. M. Defosse, F. Wappler, A. Lopez, M. Schieren, Arbeitsgruppe des Deutschen Thoraxregisters
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Während zahlreiche Kliniken in Deutschland thoraxchirurgische Eingriffe durchführen, liegen bisher nur unzureichende Daten über die verwendeten anästhesiologischen Techniken und Methoden vor. Die vorliegende Arbeit beschreibt das anästhesiologische Management für 3 typische thoraxchirurgische Eingriffsarten mehrerer Zentren.
Material und Methoden
Durch das Deutsche Thoraxregister wurden von 2016 bis 2019 in 5 Zentren 4614 Patienten erfasst. Um das anästhesiologische Management dreier typischer thoraxchirurgischer Eingriffsarten auszuwerten, wurden mithilfe eines Matching vergleichbare Patientengruppen (n = 1506) gebildet, die sich lediglich in der Art des operativen Eingriffs unterschieden. Es wurden 3 Eingriffsarten unterschiedlicher chirurgischer Invasivität ausgewählt: Gruppe A: „Video Assisted Thoracoscopic Surgery (VATS) mit Keilresektion“, Gruppe B: „VATS mit Lobektomie“, Gruppe C: „offene Thorakotomie“. Die statistische Analyse erfolgte deskriptiv mithilfe der Angabe relativer und absoluter Häufigkeiten. Der Vergleich kategorialer Variablen erfolgte mithilfe des χ2-Tests.
Ergebnisse
Die Einlungenventilation wurde überwiegend (Gruppe A: 98,2 %, Gruppe B: 99,4 %, Gruppe C: 98 %) mittels Doppellumentubus (DLT) durchgeführt. Bronchusblocker (Gruppe A: 0,2 %, Gruppe B: 0,4 %, Gruppe C: 0 %) wurden selten eingesetzt. Ein zentraler Venenzugang wurde bei 30,1 % aller Patienten der Gruppe A, 39,8 % der Gruppe B und 73,3 % der Gruppe C etabliert. Patienten der Gruppe A erhielten seltener (71,7 %) einen arteriellen Katheter als in den Gruppen B (96,4 %) und C (95,2 %). Mit steigender Invasivität des Eingriffs wurde bevorzugt ein Periduralkatheter (Gruppe A: 18,9 %, Gruppe B: 29,5 % und Gruppe C: 64,1 %) angelegt. Paravertebralkatheter (Gruppe A: 7,6 %, Gruppe B: 4,4 % und Gruppe C: 4,8 %) oder eine einmalige Infiltration des Paravertebralraums wurden seltener durchgeführt (Gruppe A: 7,8 %, Gruppe B: 17,7 % und Gruppe C: 11,6 %). Postoperativ erfolgte bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten die Aufnahme auf eine Intensiv- oder Überwachungsstation (Gruppe A: 74,3 %, Gruppe B: 96,6 % und Gruppe C: 95,2 %) und seltener auf eine periphere Normalstation (Gruppe A: 25,7 %, Gruppe B: 3,4 % und Gruppe C: 4,8 %).
Diskussion
Die vorliegenden Daten zeigen, dass weniger invasive Eingriffe tendenziell mit einer Reduktion der anästhesiologisch-invasiven Maßnahmen assoziiert sind.
Hieraus lässt sich die Notwendigkeit für weitere Studien ableiten, um einen möglichen Einfluss dieser Praxis auf das Outcome der Patienten zu klären. Die Auswertung des anästhesiologischen Managements stellt einen weiteren Schritt zur Etablierung nationaler Qualitätsstandards und zur Förderung von Strukturqualität in der Thoraxanästhesiologie dar.