Erschienen in:
21.01.2020 | Polymerase-Kettenreaktion | Leitthema
Anale Herpes-simplex-Virus-Infektionen
verfasst von:
Prof. Dr. Albert Rübben
Erschienen in:
Die Dermatologie
|
Ausgabe 4/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Herpes-simplex-Viren (HSV) Typ 1 und Typ 2 können die anale Übergangshaut und das Rektum infizieren und dort Bläschen, Erosionen und Ulzerationen hervorrufen. Insbesondere die HSV-Proktitis kann zu einem schweren Krankheitsbild mit Fieber, Schmerzen, analen Blutungen und Durchfällen führen.
Fragestellung
Betrachtet werden das Erregerspektrum und die therapeutischen Empfehlungen.
Material und Methode
Es erfolgt eine Übersicht über die aktuelle Literatur.
Ergebnis
Die Verschiebung des Zeitpunktes der Erstinfektion mit HSV1 hin zu älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie die Zunahme orogenitaler und oroanaler Sexualpraktiken führen zu einer Zunahme von HSV1-induzierten analen Primärinfektionen. HSV2 bleibt jedoch trotz der geringeren Durchseuchung der Bevölkerung aufgrund der Gewebepräferenz für die Genitoanalregion und der damit verbundenen Rezidivneigung für den Großteil der klinisch apparenten analen HSV-Infekte verantwortlich. Anale und genitale HSV-Infektionen erhöhen deutlich das Risiko, sich mit HIV („human immunodeficiency virus“) zu infizieren. Bei klinischem Verdacht auf eine anale HSV-Infektion sollte ein Erregernachweis – nach Möglichkeit über die Darstellung viraler DNA (Desoxyribonukleinsäure) mittels PCR (Polymerasekettenreaktion) – erfolgen. Gleichzeitig ist ein breites Screening auf sexuell übertragbare Erkrankungen angezeigt. Eine HSV-Proktitis kann die Symptome von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen imitieren und sollte hiervon abgegrenzt werden. Die Therapie der analen HSV-Infektion entspricht der Behandlung der genitalen HSV-Infektion.
Schlussfolgerungen
Anale HSV-Infektionen manifestieren sich als perianale HSV-Infektion, anale HSV-Infektion und HSV-Proktitis. Die Diagnose erfolgt klinisch und mittels Nachweis der viralen DNA. Beachtet werden muss das erhöhte Risiko für eine spätere HIV-Infektion bei analer HSV-Infektion, insbesondere bei HSV2-Infektionen, die häufiger klinisch apparent oder inapparent rezidivieren als HSV1-Infektionen.