Erschienen in:
01.09.2010 | Arzneimitteltherapie
Analgetikaintoleranz
Ein häufiges, interdisziplinäres Krankheitsbild
verfasst von:
C. Umbreit, J.C. Virchow, C. Thorn, K. Hörmann, L. Klimek, PD Dr. O. Pfaar
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 9/2010
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Zusammenfassung
Überempfindlichkeitsreaktionen auf nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID), wie auf Acetylsalizylsäure, werden in Kombination mit Polyposis nasi und Asthma bronchiale als Morbus Widal (Samter Trias, Morbus Samter) bezeichnet, wobei der Begriff Aspirin-exacerbated Respiratory Disease (AERD) neuerdings favorisiert wird. Diese Pseudoallergie tritt bei bis zu 10% aller Asthmatiker auf und verursacht schwerwiegende, lebensbedrohliche oder anaphylaktische Episoden. Es handelt sich hierbei nicht um einen IgE-vermittelten Mechanismus, sondern um eine erworbene Dysbalance im Arachidonsäurestoffwechsel, welche durch die Aufnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika akut verstärkt wird. Die Patienten leiden auch ohne Einnahme von NSAID neben der genannten Symptomtrias an nasaler Obstruktion, wässriger Rhinorrhoe, Hyposmie, Urtikaria und/oder Angioödemen. Die Diagnose einer Analgetikaintoleranz lässt sich nur mit Hilfe eines Provokationstests stellen. Die Grundkrankheit wird mit topischen und systemischen Glukokortikosteroiden, β2-Sympathomimetika und Antileukotrienen behandelt, NSAID sind streng zu meiden. Eine spezifische Therapie steht mit der adaptiven Acetylsalizylsäuredesaktivierung zur Verfügung, von der gerade Patienten mit ansonsten behandlungsresistenten Verläufen profitieren.