Erschienen in:
13.10.2021 | Impfungen | Leitthema
Die Bedeutung der HPV-Impfung in der Prävention von AIN und Analkarzinom
verfasst von:
Prof. Dr. Ulrike Wieland, Prof. Dr. Alexander Kreuter
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 11/2021
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Zusammenfassung
In westlichen Ländern wird seit Anfang des Jahrtausends ein kontinuierlicher Anstieg der Analkarzinominzidenz bei Männern und Frauen beobachtet. Fast alle Analkarzinome werden durch humane Papillomviren (HPV) verursacht, am häufigsten durch HPV16. Über 95 % der Analkarzinome HIV-negativer und 75–92 % der Analkarzinome HIV-positiver Patienten sind mit HPV-Typen assoziiert, die durch den nonavalenten HPV-Impfstoff abgedeckt sind. Hochgradige anale intraepitheliale Neoplasien (HG-AIN) sind direkte Vorstufen des Analkarzinoms. Risikogruppen für HG-AIN und Analkarzinom sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), HIV-positive Personen und Frauen mit zervikalen/vulvären Dysplasien bzw. Zervix‑/Vulvakarzinom in der Anamnese. Randomisierte kontrollierte Studien haben gezeigt, dass die prophylaktische HPV-Impfung von HPV-naiven Personen anale HPV-Infektionen mit den Impfstofftypen sowie durch die Impfstofftypen verursachte HG-AIN effektiv verhindert. Im Gegensatz dazu zeigt die HPV-Impfung von HIV-positiven Personen die älter als 26 Jahre sind, keine Wirkung bezüglich der Verhinderung analer HPV-Infektionen oder HG-AIN. In der aktuellen deutschen evidenz- und konsensbasierten S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien wird die prophylaktische HPV-Impfung bei HIV-negativen und HIV-positiven Personen ab 27 Jahren nicht empfohlen. Kontrollierte Studien haben außerdem gezeigt, dass die HPV-Impfung keinen Einfluss auf HG-AIN hat und Rezidive durch eine posttherapeutische HPV-Impfung nicht verhindert werden. In Deutschland sind die HPV-Impfraten von Jungen und Mädchen nicht zufriedenstellend. Maßnahmen zur Erhöhung der Impfraten von HPV-naiven Kindern und Jugendlichen vor der Aufnahme sexueller Kontakte sollten ergriffen werden.